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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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verlangsamt, dass er ungefähr dreihundertzwanzig Jahre alt geworden ist, aber er ist eben irgendwann doch gestorben. Und ja: Er muss das gewusst haben, schließlich befanden sich der Dolch und die Pergamente mit den Riten in seinem Besitz", nahm er die Antwort auf meine nächste Frage vorweg.
    Ich dankte ihm für seine Mühe und stand auf, er schlug das Buch zu und tat es mir nach.
    "Das Parfüm", sagte Jackson, als ich achtlos an dem Regal vorbei ging, ich nickte und nahm das kleine Fläschchen an mich.
    Ich hätte nicht gedacht, dass er mich daran erinnern würde, und hätte er es nicht getan, hätte ich es stehen gelassen: Zu peinlich war mir dieses Gespräch vor dem Erinnerungskasten gewesen, zu peinlich mein erwartungs- und hoffnungsvolles Schweigen, auf das Jackson scheinbar nichts zu erwidern hatte - oder ganz bewusst nichts hatte erwidern wollen.
    "Gehst du morgen früh wieder schwimmen?", fragte er, als er mir den schweren Folianten der Chronik bis zu meiner Tür getragen und ich ihm eine gute Nacht gewünscht hatte.
    "Ja. Aber ich muss erst Magnus beweisen, dass ich zum Laufen nicht tauge", antwortete ich und verzog den Mund, Jackson lachte.
    "Wann geht ihr Laufen?"
    "Um acht Uhr."
    "Dann bin ich um Neun im Schwimmbad", sagte er - und ich war mir auch eine Stunde später, als ich noch immer mit offenen Augen im Bett lag und über seine Worte zu Familie und Alleinsein nachdachte, nicht ganz sicher, ob das nun eine Verabredung war oder nicht.
    Das Parfüm stand auf meinem Nachttisch und schimmerte leicht in dem bläulichen Licht des vollen Mondes, der in dieser Nacht auch durch die dicken Vorhänge drang. Ich hatte es erst ins Bad getragen und zu meinen anderen Fläschchen gestellt, es dann aber wieder mitgenommen und mir einen winzigen Spritzer auf den Hals gesprüht. Nun lag ich süß benebelt in meinem Bett, fühlte mich durchschaut und entlarvt nach dem Gespräch mit Jackson, nicht aber bloßgestellt - als hätte der schöne Kreuzritter die Essenz meines Selbst aus mir herausdestilliert und sie mir ebenso freundlich unter die Nase gehalten, wie er mir das Parfüm angeboten hatte: beängstigend.

2.2

Magnus

Shara beim Joggen - eine Offenbarung auf zwei Beinen! Wenn jemand zu zwei Dritteln aus besagtem Körperteil besteht, fällt es einem schon schwer, sich auf was anderes zu konzentrieren, also lief ich die ersten paar Minuten nur schweigend hinter ihr her und bewunderte fasziniert das Auf und Ab ihrer Beine.
    Sie machte extrem lange Schritte, die eher wie Springen aussahen als wie Laufen - mich erinnerte das ein bisschen an den Anlauf, den Weitspringer vor der Sandgrube nahmen. Auf kurzen Strecken war sie so wirklich ziemlich schnell und hätte mich bei einem kleinen Wettlauf beinahe abgehängt, für die Langstrecke war diese Methode allerdings indiskutabel, weil viel zu anstrengend: Sie wäre nach zwei Kilometern total kaputt, und tragen wollte ich sie bei aller ritterlicher Liebe dann doch nicht.
    Auf meine Korrekturen an ihren Bewegungen reagierte sie zu meiner Überraschung halbwegs willig, lachte herzlich über meine Imitation ihrer staksigen Schritte und kam auch erst nach etwa drei Kilometern aus der Puste, um sich mit Seitenstechen und keuchendem Atmen am nächsten Apfelbaum festzuhalten. Ich ließ sie ein paar Dehnübungen machen, dann hüpfte sie auf der Suche nach einem angemesseneren Laufstil den Rest der Strecke weitaus langsamer neben mir her.
    Fünf Kilometer für die ersten beiden Tage, hatte ich festgelegt, am Dritten würden wir zum ersten Mal verdoppeln: Das klang viel und fies, war aber in der körperlichen Umwandlungsphase, in der Shara nach Beibringung der Narben steckte, ohne Probleme zu schaffen. Die Belastung würde den Muskelaufbau lediglich beschleunigen, und Muskeln brauchte dieses magere Mädel dringendst, ich war fast ein wenig erstaunt, dass sie beim Laufen nicht klapperte wie ein Skelett.
    Die Frage, ob ich sie zum Laufen mit raus aus der Burg nehmen durfte, hatte gestern für eine einstündige Diskussion mit Andreas und Ciaran gesorgt, zum Glück außer Hörweite der Prinzessin: Wir könnten doch auch einfach ein paar Runden innen an der Burgmauer entlang laufen, hatte Ciaran vorgeschlagen, aber davon hatte ich nichts wissen wollen - und Shara sehr wahrscheinlich auch nicht, wie ich einfach mal in ihrem Interesse in die Runde geworfen hatte. Letzteres hatte dann den Ausschlag gegeben, und so hatten wir eine Route durch die Plantagen festgelegt, an die ich mich zu

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