Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
Vom Netzwerk:
langsam, tupfte Wundflüssigkeit und Eiter weg, holte mit einer Pinzette Schmutz aus der Wunde, entfernte mit dem Skalpell kleine Fetzen entzündetes Gewebe. Als ein Steinchen mit mildem 'Pling' in die Metallschale fiel, meldete sich mein Magen zu Wort und legte mir nahe, mich doch lieber auf meine eingeschlafene Hand zu konzentrieren - scheinbar war der Anblick von Fleisch und Blut nichts für mich, Lernschwester Shara.
    Ich atmete tief durch, blickte auf die angenehm unblutige, schön weiß verputzte Wand - trotzdem wurde mir jetzt übel und auch ein wenig schwindelig, wie ich beschämt feststellte. Selbst Davide schien es besser zu gehen als mir: Er hatte einen leicht angewiderten Ausdruck im Gesicht, folgte aber jeder Bewegung von Ciaran mit großem Interesse, der Schweiß auf seiner Stirn war getrocknet, und ich spürte seinen Herzschlag regelmäßig und kräftig in meiner ansonsten tauben Hand pochen.
    Alles in allem bastelte Ciaran wohl gute zehn Minuten an der Wunde herum, ich verbrachte mindestens die letzten fünf davon mit betont tiefem Atmen und einem starren Blick auf die Wand. Zwischendrin kam die Mutter mit dem versprochenen Kaffee herein, Ciaran schickte sie jedoch gleich wieder mit der Bitte hinaus, Davides Impfpass zu holen: Der Arzt mochte die Dame des Hauses nicht sonderlich, das war deutlich zu sehen – er war höflich zu ihr, aber ungewohnt kühl und einsilbig.
    Ciaran desinfizierte die Wunde ein letztes Mal, griff anschließend zu Nadel und Faden - kurz darauf war es geschafft, er warf das benutzte Werkzeug in die Metallschale und zupfte sich die dünnen Gummihandschuhe von den Fingern.
    "Gut, das war's. Die Naht ist recht straff - absichtlich, damit das verdickte Gewebe sich nicht zu weit auseinanderzieht, wenn es abschwillt. Du solltest das Bein zwei Tage gar nicht belasten, danach bitte erst mal so vorsichtig wie möglich. Weil die Ränder so ausgefranst und entzündet waren, wird die Naht nachher nicht ganz gerade sein", informierte er Davide.
    Der nickte und betrachtete seine ordentlich vernähte Wunde mit Interesse, während ich erleichtert meine gefühllose Hand aus seiner zog und der Naht nur einen schnellen Kontrollblick gönnte: grüne Fäden auf roter Haut, lecker. Ich schüttelte meine Hand leicht und bewegte die Finger: Sie fühlte sich an, als hätte ein Elefant drauf geschlafen - nur von Davides Festhalten konnte das unmöglich kommen, wahrscheinlich war ich noch erschöpfter, als ich gedacht hatte. Ich schwindelte kurz, als ich aufstand, und suchte unauffällig Halt am massiven Bettpfosten: Gott, Shara - der Junge ist hier der Patient, nicht du! Ich fühlte mich an meinen Ohnmachtsanfall vom Sonntag erinnert, vermisste hier aber Jacksons warme, haltende Hände und versuchte, mich mit weiteren tiefen Atemzügen bei Bewusstsein zu halten: Vor Davide wollte ich nun wirklich nicht umkippen, das wäre einfach zu peinlich. Mit der ungequetschten linken Hand räumte ich das benutzte Besteck weg, dann bat Ciaran mich noch um eine Kompresse sowie Heftpflaster, und deckte die Wunde damit locker ab.
    "Ich lasse dir Schmerztabletten da, nimm aber immer nur eine und iss was, bevor du sie schluckst", sagte er mit bestimmter Stimme zu Davide. "Und nur nehmen, wenn du wirklich Schmerzen hast. Shara, bitte vier von denen da und sechs von denen, in getrennte Döschen." Ciaran wies auf ein Fläschchen mit weißen Tabletten und eines mit hellblauen, ich fummelte einhändig die Deckel runter und zählte die gewünschte Anzahl ab. "Die Blauen sind ein Antibiotikum", sagte Ciaran zu Davide, als er die Döschen auf den Nachtisch stellte. "Die musst du nehmen - eine sofort, dann jeweils eine morgens und abends. Verstanden?"
    Davide nickte.
    "Hast du gerade Schule?"
    "Ja."
    "Dann schreibe ich dir eine Entschuldigung für zwei Tage – ob du willst oder nicht", fügte er bestimmt hinzu, als der Junge protestieren wollte. "Was meinst du, wie das wehtut und wie das erst aussieht, wenn die Naht noch mal aufgeht? Wenn die Fäden die Haut zerreißen?"
    Das war anscheinend plastisch genug für Davide, denn er fügte sich - mir bescherte dieser Satz ein mildes Würgen im Hals. Ich schluckte und atmete noch tiefer, während Ciaran Davides Impfpass studierte, den die Mutter wortlos zur Tür reingereicht hatte.
    "Tetanus ist recht frisch, darauf verzichten wir. Ich creme dir jetzt die Schulter ein, dann sind wir fertig."
    Davide setzte sich vorsichtig auf und drehte uns den Rücken zu, ich brachte die gewünschte

Weitere Kostenlose Bücher