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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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Salbe, eine gelblich-zähe Eigenmischung. Ciaran runzelte die Stirn und richtete die Lampe auf dem Nachttisch auf Davides Schulter aus, winkte mich dann näher heran.
    "Shara, siehst du das?"
    Selbstverständlich sah ich es, es war gar nicht zu übersehen: In der blau-violetten Verfärbung auf Davides Schulter leuchteten zahlreiche helle Flecken, in fast normaler Hautfarbe, vielleicht mit einem leichten Stich ins Gelbe. Oval waren sie, etwa zwei Zentimeter lang und einen Zentimeter breit. Es gab einzelne Flecken, meist jedoch überlagerten sie sich und bildeten eine zusammenhängende Fläche. Keine Frage, diese ... Dinger waren eben nicht da gewesen, als Ciaran und danach auch ich die Prellung untersucht hatten. Ciaran drückte mit dem Finger auf eine Ansammlung von Flecken: Die Haut rötete sich an dieser Stelle kurz, nahm dann aber schnell die hellere, gesündere Farbe an.
    "Was ist da?", fragte Davide und verrenkte den Kopf, um hinten auf seine Schulter blicken zu können.
    "Helle Flecken in deinem Bluterguss. Als würde er aus der Mitte heraus verheilen."
    "Ist doch gut, oder?"
    Ciaran lächelte. "Sicher, aber normalerweise verheilt so was von außen nach innen. Darf ich davon ein Foto machen?"
    Davide nickte, eher stolz als ängstlich oder verunsichert - wahrscheinlich gefiel es ihm, ein medizinisches Wunder zu sein. Ciaran machte ein paar Aufnahmen mit seinem Handy, dann trug er die würzig nach Kräutern duftende Salbe auf, und wir waren endlich fertig. Er schärfte dem Jungen nochmals ein, sein Bein zu schonen, füllte eine Krankmeldung für die Schule aus und stellte die Dose mit der Salbe zu den Pillendöschen auf den Nachttisch - er hatte es plötzlich eilig, schloss seine Tasche und schob mich fast zur Tür hinaus. Der Kaffee stand unberührt auf dem Schreibtisch, Davide bemerkte meinen Blick auf die trübe, fast kalte Brühe.
    "Der hätte auch heiß nicht geschmeckt", lachte er, "ich kippe ihn weg, bevor sie das Tablett abholt."
    Wir verabschiedeten uns und gingen allein durch das stille Haus hinunter, von Davides Mutter war nichts zu sehen.
    Jackson fuhr uns in die Burg zurück, und diesmal war ich diejenige, die ihn um ein langsameres Tempo bitten musste: Die frische Luft draußen war eine Wohltat für meinen noch immer schwindelnden Kopf und flauen Magen gewesen, doch sobald wir losfuhren, konnte auch die durch das geöffnete Fenster hineinwehende Nachtbrise nicht verhindern, dass mir erneut leicht übel wurde. Meine Hand kribbelte immer noch, der Muskelkater war ein bisschen stärker geworden, Kopfschmerzen kündigten sich mit dezentem Pochen an die Schädeldecke an. Vielleicht kann ich ja gleich doch ein heißes Bad nehmen, dachte ich müde, so spät ist es ja noch nicht. In der Burg angekommen, zog mich Ciaran jedoch zielstrebig in sein Behandlungszimmer: Seine Arzttasche stellte er achtlos in die Ecke, dann setzte er sich vor den Computer und lud die Bilder aus dem Handy auf den Bildschirm. Ich lehnte mich erschöpft an die Liege und gähnte, Jackson blickte Ciaran über die Schulter.
    "Sind das Fingerabdrücke?"
    "Fingerabdrücke?"
    Ciaran drehte sich zu Jackson um, der deutete auf die Flecken.
    "Ja, diese hellen Stellen. Warum siehst du dir das an?"
    "Das ist ein Foto von Davides Schulter. Geprellt. Als wir ankamen, sah sie normal bläulich aus, als wir gingen", er gestikulierte in Richtung Bildschirm, "so."
    "Vielleicht haben wir beim Abtasten das Blut weggedrückt?", versuchte ich mich mit einer vagen Erklärung, aber Ciaran schüttelte den Kopf.
    "Das geht nicht. In einem Hämatom ist das Blut geronnen und dick: Das kann man nicht einfach so wegdrücken, es muss vom Körper abgebaut werden. Und das dauert Tage bis Wochen, je nach Größe der Verletzung."
    Er fuhr mit der Maus die Flecken der Reihe nach ab - erst folgte er ihrer Spur von links nach rechts, dann von rechts nach links.
    "Du hast zum Abtasten den Daumen benutzt, oder?", fragte er mich.
    Ich zog mir einen Stuhl an den Schreibtisch und lies mich steif darauf nieder.
    "Das hast du mir ja so gezeigt", antwortete ich eine Spur schärfer als ich eigentlich wollte und als Ciarans Frage es verlangt hatte, denn darin war kein Vorwurf gewesen.
    Ich seufzte, rückte näher an den Bildschirm, nahm Ciaran die Maus ab und fuhr ebenfalls die Abfolge der hellen Punkte nach: Wenn er eine Antwort brauchte, um mich gehen lassen zu können, half ich ihm doch am besten bei der Suche nach selbiger. Also gut: Dort, wo sie eine zusammenhängende Fläche

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