Die Ewigen
gewesen - jetzt war sie leicht gelblich, die gestern Abend so auffälligen hellen Flecken waren nun komplett Hautfarben und nur noch schwach sichtbar. Ciaran warf mir einen Blick zu, den ich als 'Hab ich's doch gewusst!' auffasste, und lobte dann Davide für seine ausgezeichnete Konstitution. Er trug ihm auf, die Salbe am Abend und am nächsten Morgen noch einmal zu verwenden, dann wandte er sich dem Bein zu und entfernte vorsichtig den lockeren Verband. Wir beugten uns beide über das, was gestern einfach nur scheußlich gewesen war - und nun konnte ich kaum anders, als Ciaran meine Niederlage einzugestehen: So konnte eine solche Wunde nach einem Tag nicht aussehen, das war unmöglich. Okay, sie war nicht vollständig verschwunden, war nicht so extrem verheilt wie etwa meine Dolchwunde es nach einem Tag gewesen war, sah aber definitiv mehr nach 'fast verheilt' aus als nach 'frisch operiert', das erkannte sogar ich: Gar nicht mehr geschwollen, dick verschorft und trocken, nur noch unmittelbar unter der Naht gerötet.
"Das sieht sehr gut aus", lobte Ciaran, "da sind wir wirklich gerade rechtzeitig gekommen. Spannen die Nähte sehr?"
Er tastete um die Wunde herum, drückte leicht auf die Naht, und Davide verzog das Gesicht.
"Ein bisschen. Heute Nacht hat es gejuckt, aber sonst war es okay."
"Gut. Wir messen noch deine Temperatur, dann mache ich einen frischen Verband auf das Bein. Morgen kannst du aufstehen, aber sei unbedingt vorsichtig und belaste es nicht zu stark."
Obwohl Ciaran sein Thermometer selbst viel schneller finden würde, folgte ich ihm zum Schreibtisch.
"Müssen die Fäden gezogen werden?", flüsterte ich, Ciaran nickte abwesend, sah mich dann fragend an und drückte mir kurz dankend die Hand, als er verstand, was ich eigentlich hatte sagen wollen: Wenn Davide damit in den nächsten Tagen zu seinem Hausarzt ging und der das Wie und Warum erfragte, würde der arg verkürzte Heilprozess garantiert Fragen aufwerfen.
"Du wohnst auch auf der Burg, oder?", fragte Davide Jackson, während er sein Hemd wieder anzog.
Mein Kreuzritter hatte die Buchtitel im Regal studiert und drehte sich jetzt zu dem Jungen um.
"Ja."
"Hast du nicht einen Ferrari? Ich dachte, ich hab euch beide damit neulich gesehen."
Jackson lächelte. "Das kann sein. Du stehst mehr auf Motorräder?", fragte er mit einer unbestimmten Geste auf das Bein, aber Davide schüttelte nachdrücklich den Kopf.
"Das Motorrad gehört einem Freund, ich hab keins."
Ich dachte an Davides zerknirschtes Gesicht, als er uns von dem kaputten Motorrad erzählt hatte, und an Jacksons Werkstatt in der Burg. Aber wollte ich mich darum wirklich kümmern? Der Junge würde das Ganze einfach früher oder später seinen Eltern beichten, seine Strafe kassieren und dann würde die Versicherung für den Schaden aufkommen - und wenn er clever war, beichtete er gleich, solange ihm sein böses Bein noch einen kleinen Mitleidseffekt verschaffte.
Doch ich hatte Davide unterschätzt: Er war scheinbar der direkte Typ.
"Kennst du dich mit Motorrädern aus?", fragte er, Jackson zuckte mit den Schultern.
"Ein bisschen. Warum? Möchtest du dir eins kaufen?"
Davide lachte. "Schön wär's! Nein, ich muss eins reparieren, ohne dass meine Eltern das mitkriegen."
Ciaran klebte die letzten beiden Pflaster auf Davides Bein, ich schob dem Jungen das Fieberthermometer in den Mund.
"Ich würde dir gern morgen schon die Fäden ziehen, sonst wachsen die zu stark ein. Allerdings ist meine Zeit ein bisschen knapp - es wäre mir sehr recht, wenn du kurz in der Burg vorbeikommen würdest. Geht das?" Davide nickte. "Und wenn du zufällig das Motorrad dabei hast, kann Jack sich das ja mal ansehen", fuhr Ciaran fort.
Davide blickte mit großen Augen von ihm zu Jackson und dann zu mir, das Fieberthermometer saß ihm keck wie ein Lolli im Mundwinkel: Ich hätte ihm fast über die Haare gewuschelt, so niedlich sah er aus. Kurz darauf folgte Jacksons Blick dem des Jungen, ebenso fragend - sollte ich das etwa entscheiden? Ich erkannte das Lachen in Jacksons Augen, sah sie freudig-hell blitzen: Davide amüsierte ihn, und scheinbar hatte er durchaus Lust, dem Jungen zu helfen. Ich zuckte mit den Schultern, was den beiden scheinbar als Zustimmung reichte.
"Wo ist die Maschine jetzt?", fragte Jackson, was Davide zu einem strahlenden Lächeln verleitete - Erleichterung las ich darin, aber auch ein wenig ... Bewunderung? Ja, warum nicht: Mit einem Ferrari war Jackson wahrscheinlich um einiges
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