Die Ewigen
weder Ciaran noch Andreas es wagen würde, ohne Vorankündigung dein Schlafzimmer zu betreten, meines dagegen ohne große Gewissensbisse. Wir schließen unsere Türen nie ab, auch nachts nicht."
"Ich schon", antwortete ich, was mir einen sehr dunkelgrünen Blick einbrachte, gefolgt von einem traurig-resignierten Nicken.
"Ich verstehe. Aber auch ohne das würden sie es nicht tun."
Ich dachte noch mal an Jackson auf der anderen Seite meines Doppelbettes und seufzte glücklich, drückte mich an ihn.
"Es gibt da aber noch ein kleines Problem", flüsterte ich ihm ins Ohr, er legte seinen schönen Kopf fragend ein wenig schräg. "Ich habe bis heute in diesem verdammten Ankleidezimmer keine Schublade, keinen Schrank gefunden, der meine Nachtwäsche enthält."
"Oh."
"Vielleicht lässt du deinen Schlafanzug dann auch lieber hier?", fragte ich scheinheilig, was Jackson jedoch sofort nachdrücklich mit dem Kopf schütteln ließ.
"Nein. Versteh das bitte nicht falsch - aber wenn sie mich in deinem Bett erwischen, wäre das allein schon Grund genug, mich zu verbannen. Wenn ich dann auch noch ... nackt wäre ..."
Er sprach nicht zu Ende, hatte schon immense Probleme gehabt, mit seinen im 19. Jahrhundert perfekt geformten Lippen das unschuldige Wörtchen 'nackt' zu formen - ich musste also eins und eins selber zusammen zählen: Jackson wollte zwar bei mir schlafen, aber nicht mit mir. Ich löste meine Arme von ihm, trat einen Schritt zurück - gekränkt und überfragt, was ihn zu dieser so raschen Absage verleitet hatte, wo er doch eben noch angedeutet hatte ... na ja, was denn eigentlich? Nichts - er hatte nur gesagt, dass er gern bei mir übernachten wollte, mehr nicht. Trotzdem - ich fühlte mich zurückgewiesen, und das tat weh.
"Jetzt sag bloß nicht, dass es eine mir bislang unbekannte Ordensregel gibt, die Sex vor der Ehe verbietet", sagte ich bissig, was Jacksons zarte Alabasterhaut mit einem sehr rosigen Schimmer überzog und seine Smaragdaugen zum Fußboden blicken ließ.
"Nein."
"Da bin ich ja beruhigt, sonst hätten Shane und Josie mein vollstes Mitgefühl", ätzte ich weiter, was Jacksons Teint noch etwas nachdunkelte - ich seufzte. "Sorry, tut mir leid. Ich dachte nur, du wolltest ... egal."
Jacksons Augen hoben sich, stachen fest und sicher in meine. "Es geht nicht darum, dass ich nicht möchte", sagte er, und ich war mir der sehr weit geöffneten Tür hinter meinem Rücken und des hochnotpeinlichen Themas nur allzu bewusst. "Ich dachte nur, wir sollten es langsam angehen lassen. Nicht nur wegen des Ordens, sondern auch wegen der Zeit, die auf uns wartet - der Zeit, die wir uns nehmen können."
Ich nickte. Ja, das war nicht ganz falsch: Seit keiner ganzen Woche kannte ich den schönen Kreuzritter nun, seit keinem ganzen Tag gehörte er mir - da konnte ich durchaus Geduld beweisen, wenn es darum ging, ihn ganz und gar zu haben, ihn so zu haben. Aber ...
"Wenn Andreas und Ciaran es niemals wagen würden, nachts unangemeldet mein Schlafzimmer zu betreten, dann ist es ja eigentlich ganz egal, ob du dort deinen Anzug trägst oder ... rein gar nichts, oder?"
Ich begleitete meinen haarspaltenden Einwand mit einem kleinen Lächeln, um ihm die Schärfe zu nehmen, bekam jedoch nur einen traurig-dunkelgrünen Blick zurück, der mich nochmals um Geduld bat.
"Du hast Recht", flüsterte ich schließlich und schlang Jackson wieder die Arme um den Hals. "Und für mein Schlafanzugproblem finden wir auch eine Lösung: T-Shirts habe ich schon irgendwo lokalisiert", fügte ich hinzu, was Jackson leise lachen lies.
"Wie wäre es mit einem Kompromiss? Ich nehme meinen Schlafanzug mit und gebe dir mein Oberteil ab."
Ich nickte und ertappte mich bei einem äußerst verzückten Lächeln: Nach nur einer Woche den schönsten aller Kreuzritter mit bloßem Oberkörper in meinem Bett zu wissen - das war absolut genug, um meine Beine wieder so schwach zu machen, dass Jackson mich kurz darauf mit festem Griff um meine Taille und Schlafanzug sowie Zahnbürste in der anderen Hand die Treppe zu meinem schlüsselgesicherten Schlafzimmer hinunter führen musste.
2.5 Shara Ich hatte zu Unrecht an der Ablenkungsfähigkeit von Davides kaputtem Motorrad gezweifelt: Der nächste Tag war mit Abstand der schönste und vor allem unkomplizierteste, den ich bislang bei meinen Kreuzrittern verbracht hatte.
Es schien, als wollten alle aus diesem Tag das Beste machen - niemand hatte Dringendes zu tun, die Sonne schien frühsommerlich warm auf das
Weitere Kostenlose Bücher