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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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fleißigen Damen aus dem Dorf hatten wegen Drake ein paar Tage Urlaub bekommen, der Lieferservice war abbestellt worden, also würden wir verwöhnten Burgbewohner ausnahmsweise selber einkaufen müssen.
    "Wieso?", hatte Shane zurückgefragt. "Ist an Jack was Besonderes?"
    Ffion hatte sich zu ihm umgedreht, ein gelindes Erstaunen im Gesicht. "Jeder darf sich nur um einen kümmern. Und Jack hat doch schon Shara übernommen, oder?"
    Es hatte gekracht: Eine von unseren kostbaren Kaffeetassen war auf dem Boden zerschmettert, Josie hatte sich die Hand vor den Mund gehalten und geheult vor Lachen. Jack hatte wie vom Blitz getroffen dagestanden, und Shara hatte Ffion angestarrt, als sei sie eine Erscheinung aus einer anderen Dimension.
    "Oh Mist. Das wusste ich nicht", hatte Ffion nach etlichen Sekunden gehaucht, die von einem deutlichen Denkprozess auf ihrer gerunzelten Stirn begleitet worden waren. "Ihr seid zusammen?"
    Shara hatte Jack angesehen, das Blut war ihr aus den Wangen gelaufen und hatte eine Blässe hinterlassen, die mich stark an ihren Teint nach unserem ersten Termin im Krankenhaus erinnerte: Ziemlich fahl, allerdings fehlte der damals sehr deutliche Grünstich. Jack hatte sich nicht gerührt, aber es war deutlich zu sehen gewesen, wie eine mehr als offensichtliche Frage in seine Augen trat, als diese Sharas Gesicht fanden. Diese hatte geseufzt, Ffion die schmutzigen Teller in die Hand gedrückt, einen Schritt auf Jack zugemacht und ihn vor unser aller Augen innig auf den Mund geküsst. Ich hatte das Gefühl, dass Jack ebenso überrascht gewesen war wie wir anderen, und es hatte mehrere Sekunden gedauert, bis er die Arme gehoben, Shara umschlungen und sie so fest an sich gedrückt hatte, dass die in dieser Geste liegende Erleichterung und Liebe selbst mich alten Neidhammel versonnen hatte lächeln lassen.
    "Blitzmerker", hatte Shara zu Ffion gesagt, als Jack sie wieder frei gegeben hatte, dann hatte sie ihn an der Hand aus der Küche gezogen, und uns in verschiedenen Zuständen von Verblüffung bis Neid zurück gelassen.

    Da ich derjenige mit dem Neid gewesen war, ritt ich jetzt auf der romantischen Schlussszene nicht weiter herum, sondern konzentrierte mich lieber auf die kurz bevorstehende Begegnung mit Drake. Wir sollten natürlich nur Taxi spielen, aber da mir noch nie ein Taxifahrer auf dieser großen, weiten Welt begegnet war, der die Klappe hielt und seine ungefilterten Gedanken nicht ungefragt auf die ihm auf Gedeih und Verderb ausgelieferten Fahrgäste ergoss, suchte ich nach ein paar ebenso schlagfertigen wie bösartigen Retouren auf Bemerkungen, die ich noch gar nicht kannte, wohl aber erwartete. Jack fuhr betont langsam, und wir brauchten so für die Strecke bis ins Dorf fast zehn Minuten. Die Kirchturmuhr schlug passenderweise drei, als wir aus dem Schatten der engen Gassen auf den Dorfplatz bogen, wo Drake sehr entspannt unter der rot-weiß gestreiften Markise des kleinen Cafés saß. Jack umrundete den Platz und hielt neben Drakes Tisch an, ich öffnete von innen die Tür und stieß sie herausfordernd auf.
    Drake stand auf, warf ein paar Münzen neben seine Espressotasse und stieg dann ohne Zögern ein. Er fragte weder, wo wir hinfuhren, noch sprach er sonst ein Wort: Das Ziel war ohnehin nicht schwer zu erraten, nachdem Jack wieder in Richtung Burg fuhr, auch waren wir nicht diejenigen, die ihn heute interessierten - ein verständliches Schweigen also, das mich aber leider dazu verdonnerte, meine ganzen liebevoll vorbereiteten Bösartigkeiten für mich zu behalten. Ich musterte Drake ohne Scheu, und wenn ihn das störte, ließ er sich nichts anmerken: Ich hatte ihn leibhaftig bislang nur zweimal als fliehenden Schatten gesehen, erst im Pantheon, dann unten im Tal, und natürlich interessierte er mich. Sein Bildnis in unserem Haus in Rom war treffend, wenn auch etwas belanglos, stellte ich jetzt fest: Es hatte mir gereicht, um ihn erkennen zu können, erfasste aber nicht diese Aura des Abgründigen, die ihn zu umgeben schien, und die vor allem von seinen kalten, schwarzen Augen ausging.
    Er war kleiner als ich, aber nicht viel - etwas über einsneunzig, schätze ich. Hager, aber nicht abgemagert, er schien eher aus Sehnen zu bestehen denn aus Muskeln, so weit man das sehen konnte. Er trug einen dunklen Anzug teurer Machart mit einem langärmeligen Hemd und grauer Krawatte, das Jackett legte er sich sorgfältig über die Knie - hat sich fein gemacht für die Prinzessin, dachte ich boshaft, als

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