Die Ewigen
benommenen, flirrenden Rauschen in meinem Kopf.
"Ich freue mich, dass ihr heute Abend Jacksons Einladung gefolgt seid, seinen Geburtstag mit ihm zu feiern. Geburtstage haben mit Ausnahme von Shara und Davide wir alle hier schon so viele erlebt, dass diese Tage ein wenig an Bedeutung verloren haben, aber ich hoffe, dass der heutige Abend uns allen auf ewig im Gedächtnis bleiben wird: ganz gleich, wie alt wir sind oder wie alt wir noch werden."
Andreas machte eine kleine Pause, ich hörte mein Herz protestierend pochen: Nein, sag es nicht, bettelte es, sag es nicht! Sprich diese Worte nicht aus, gratulier einfach Jack zum Geburtstag, dann packen wir die Geschenke aus und essen einen Happen. Sag es nicht, denn es ist nicht wahr, es ist nicht so, wie es aussieht! Doch Andreas fuhr ungerührt fort, und meine zerbrechliche Hoffnung platzte wie eine überempfindliche Seifenblase an seiner warmen, ruhigen Stimme.
"Jackson hat Shara gebeten, heute seine Frau zu werden. Es ist das erste Mal, dass zwei Mitglieder unseres Ordens heiraten - auch wenn es hier durchaus ein Paar gäbe, das diesen Schritt nun mittlerweile auch mal wagen könnte."
Ein leises Lachen ging um den Tisch, Josie blitzte Andreas böse an, Shane zuckte in einer 'liegt nicht an mir'-Geste die Schultern. Ich verzog meinen Mund zu etwas, was hoffentlich ebenfalls als belustigt durchging, auch wenn mir absolut nicht nach Lachen zumute war. Ich wollte aufspringen, wollte meinen Stuhl zurückstoßen, dass das Geräusch des zerkratzenden Parketts Andreas zum Verstummen bringen würde, ich wollte zu ihm hinüber rennen, den Arm unserer Prinzessin aus seinem Griff reißen und sie mit mir ziehen, weg von Jack, von meinen Brüdern und Schwestern - weg mit mir, mir allein! Ich blickte auf meine Hände, sah, dass sie sich in das blütenweiße Tischtuch verkrallt hatten und löste sie - langsam und konzentriert, mit einem betont tiefen Ausatmen, das mich zur Vernunft bringen sollte, zur Vernunft bringen musste!
"Ciaran wird die Zeremonie durchführen, denn wie ihr wisst, ist es aufgrund unserer speziellen Situation nicht möglich, dass diese Ehe von einer Behörde oder auch Kirche anerkannt und beglaubigt wird", fuhr Andreas fort. "Ich möchte daher vier von euch bitten, nach vorn zu kommen und als Trauzeugen Shara und Jackson zur Seite zu stehen. Es sollten zwei Frauen und zwei Männer sein: Jackson hat Davide und Josephine ausgewählt, Shara Albert und Margarete."
Alle mit einer weißen Rose markiert, standen wir auf - Josie mit wissendem Lächeln, Maggie überrascht, aber strahlend. Und ich? Ich erhob mich so schwankend und unsicher, als wäre ich wieder aller Logik doch betrunken, betrunken von einem Glas Champagner. Ich stützte mich schwer am Tisch ab, und als ich stand, sah ich, dass Davide noch saß. Er hatte die Hände im Schoß, den Mund offen, seine Augen blinzelten nicht, starrten auf Andreas, oder doch eher auf Shara? Noch ein kleiner Ritter, der gerade seine Prinzessin mit einem anderen in den Sonnenuntergang davon reiten sieht, dachte ich mit einem leisen, warmen Flämmchen Mitleids in meiner Brust. Ich packte den schockierten Kleinen unter der teuer betuchten Achsel und zog ihn mit mir, wir schafften die paar Meter hinüber zum Brautpaar mit halbwegs würdevollen Schritten. Shara sah immer noch zu Boden, Andreas' Hand umfasste ihren Arm, als habe er Angst, sie würde gleich mit anmutig gerafften Röcken aus dem Saal rennen. Ich sah ihre dunklen Wimpern und die roten Lippen, das schimmernde Gold ihres Haares und der Narbe auf ihrer Brust, als ich mich neben sie stellte - und mich fragte, ob ich wirklich bereit war, diese Verbindung in bestem Wissen und Gewissen zu bezeugen, bedeutete Shara mir doch mehr, als ich je zugegeben hätte - als ich zugeben konnte. Dass sie mich als Freund akzeptierte und mir vertraute, machte mich stolz, tatsächlich fühlte ich mich mehr als nur geehrt, von ihr als Trauzeuge benannt worden zu sein. Aber trotzdem - konnte und vor allem wollte ich sie hier und heute an einen anderen weggeben? Ich streifte leicht ihren Arm, als ich ein wenig näher rückte, und sie sah zu mir auf. Ihre Silber-Augen waren klar und sicher, ich sah keine Frage, keinen Zweifel in ihrem Blick. Die Silberfäden hatten ihre Augen mittlerweile ganz eingesponnen, erkannte ich, sie wanden sich nicht mehr länger nur um die Pupille, sondern hatten den äußeren Rand der Iris erreicht und auch dort ihre Kreise gezogen: ein Gespinst aus seidenfeinen
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