Die Ewigen
ehrlichen und deutlichen, Shara scheint das Mädchen zu mögen. Aus diesem Briefverkehr haben wir vor allem die folgenden Infos über ihre Jobs."
Josie nickte Shane zu, der kramte die Kopie eines Zeugnisses raus und übernahm. "Abschluss an der Uni mit Note Eins Komma Zwei - danach ein Praktikum bei einer Frauenzeitschrift, die haben sie dann auch mit einem Vertrag für ein Jahr als Jungredakteurin übernommen. Sie ist noch einmal in Hamburg umgezogen, als sie den Job bekommen hat. Nach dem Jahr wurde nicht verlängert - der Verlag hat Leute abgebaut und die mit Zeitverträgen waren als Erste dran. Sie hat das aber wohl kommen gesehen und hatte noch vor ihrem letzten Arbeitstag einen neuen Vertrag in München in der Tasche, wieder bei einer Frauenzeitung und als vollwertige Redakteurin im Ressort 'Life' - also alles, was ausnahmsweise nicht Mode und Kosmetik ist."
Josie schoss einen strafenden Blick auf Shane ab, als vermute sie eine abfällige Bemerkung über ihre geliebten Zeitschriften in seinen Worten, suchte dann ein paar neue Blätter aus dem Stapel raus und reichte sie Andreas rüber.
"Sie hat eine eigene Kolumne gehabt, ist in dem Alter nicht üblich. Sie schreibt ziemlich bissig und frech, das scheint bei den Leserinnen gut angekommen zu sein. Sie war kein ganzes Jahr da, dann kam auch dort die nächste Runde Sparmaßnahmen - keine sehr sichere Branche, nebenbei bemerkt. Diesmal ging es nach Sozialplan, und als Single ohne Kind hatte Shara denkbar schlechte Karten. Die Chefredakteurin hat sie jedoch mit dem Verlag in Verbindung gebracht, der diese Ratgeber unter dem Markennamen der Zeitschrift raus bringt, und das war's dann: Sie hat einen Vertrag über drei Bücher pro Jahr, auf die nächsten vier Jahre garantiert. Dreißigtausend Euro brutto pro Band - ein recht ordentliches Einkommen für jemanden, der erst vierundzwanzig Jahre alt ist, würde ich sagen. Sie ist dann noch mal umgezogen, weil sie ein Zimmer mehr als Arbeitszimmer gebraucht hat, außerdem hat sie sich ein neues Auto gekauft."
"Die Finanzen sind ansonsten in Ordnung?"
Shane nickte. "Absolut. Alles wird pünktlich bezahlt, außer dem Auto keine Kredite. Sie legt das, was sie übrig hat, auf ein Sparkonto, aber da geht nur selten was runter - wenn, dann vor allem für Urlaube oder neue Möbel."
"Die Miete und das Auto sind die höchsten laufenden Kosten, ansonsten natürlich noch Klamotten und Kosmetik, Schmuck dagegen eher nicht. Sie kauft lieber Qualität als Quantität", urteilte Josie, "und sie kann sich das auch leisten. Sie zahlt viel mit Karte, da können wir noch genauere Listen machen, wenn gewünscht."
Andreas winkte ab - verständlich, denn ob Shara lieber H&M oder Dior mochte, war für unsere Belange eher zweitrangig.
"Okay, dann zu ihrer Wohnung in München. Da habe ich Fotos und ein paar Videos gemacht, ich lasse das einfach mal durchlaufen, wenn keine Fragen mehr sind."
Jack hob die Hand. "Eine Frage zum Auto: Was hat sie für eins?"
"Einen Audi ... Moment, ich hab ein Foto." Josie klickte sich durch ein paar Ordner (Shara/München/Fotos/Sonstiges, Jack verzog angesichts dieser Herabwürdigung des fahrbaren Untersatzes den Mund). "Hier. Steht in der Tiefgarage der Wohnanlage, den Platz hat sie gemietet. Den Wagen hat sie neu gekauft, sie hat eine größere Summe angezahlt und stottert den Rest auf drei Jahre ab. Keine Ahnung, warum, ihr Geld hätte für Barzahlung ausgereicht - wahrscheinlich hat sie gern ein kleines Sicherheitspolster auf dem Konto."
Als sich das Foto auf dem Bildschirm scharf stellte, pfiff Jack leise durch die Zähne, Josie sah ihn irritiert an.
"Diese Modelle werden oft von Frauen gekauft, ich hab die Statistik gecheckt. Ist daran was Besonderes?"
Jack nickte. "Stimmt, Audi TTs fahren viele Frauen - die Cabrio-Version, aber das hier ist ein Coupé. Wie lange hat sie den schon?"
"Ungefähr ein Jahr."
"Dann war das damals der dickste Motor, den es gab: So um die zweihundertsiebzig PS."
So sah das Teil auch aus - es war nachtschwarz, schaute bitterböse drein und wirkte zwischen einem glupschäugigen, himbeerroten Kleinwagen links und einem buckeligen, sattblauen Van rechts ein bisschen fehl am Platze, ein Wolf unter Schafen.
"Was schließt du daraus?", fragte Andreas, Jack zuckte die Schultern.
"Erst mal nichts - außer, dass sie sich für Autos interessiert. Das ist kein herkömmliches Fortbewegungsmittel, das hat sie ganz gezielt gekauft. Schnell und sportlich, aber nicht so auffällig wie
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