Die Ewigen
Neues zu beginnen, wenn sie denn absolut überzeugt ist, dass das richtig ist. Ich halte sie für offen und unkonventionell, aber nicht für ausgeflippt und experimentierfreudig. Einen gehörigen Dickkopf dürfte sie auch haben, und sie ist es nicht gewohnt, dass man ihr Vorschriften macht. Ich glaube nicht, dass sie schnell Vertrauen zu anderen Leuten fasst - sie ist bislang immer gut allein klargekommen, hat nie Hilfe oder Unterstützung gebraucht und ist von Zuhause wohl auch keine übertriebene Fürsorge gewohnt." Josie machte eine kurze Pause und dachte nach. "Was ich bislang von ihr sehe, gefällt mir sehr gut. Ich denke, wir haben einen Hauptgewinn gezogen - es sei denn, ihr hättet lieber einen Mann gehabt."
Im letzten Satz schwang eindeutig Häme mit, und die billigte ich ihr einfach mal zu: Ja, wir hatten immer von 'ihm' gesprochen, wenn es um 'den Erlöser' des Schwertes gegangen war, aber gab es davon überhaupt eine weibliche Form? Nein - und genau das ist das Grundproblem, würde Josie wahrscheinlich sagen, touché.
Die blickte gerade auffordernd zu Shane rüber, der sprach weiter.
"Ich stimme Josie in allen Punkten zu. Was ein bisschen komisch ist, ist Sharas ... Zurückgezogenheit. Sie scheint jemand zu sein, der gern alleine lebt, und ich weiß nicht, ob sie sich hier bei uns wohl fühlen kann, ob sie mit so vielen Leuten ... leben könnte. Sie hat nie in einer WG oder so gewohnt, ist eher eine Einzelgängerin. Deswegen denke ich, dass wir bei Shara ein paar ziemlich klare Regeln beachten müssen, wenn wir sie nicht in die Flucht schlagen wollen: Einmal wird sie ihre Unabhängigkeit nicht aufgeben wollen - wir sollten sie also nicht einschränken, kontrollieren oder bevormunden. Außerdem sollten wir ehrlich sein, denn sie ist eine gute Analytikerin und durchschaut andere Leute ziemlich schnell, deswegen verkaufen sich ihre Bücher auch so gut."
Ich nickte zustimmend und Ciaran bedeutete mir, zu sprechen.
"Zum Thema Unabhängigkeit: Sie wollte Josies Klamotten nicht wirklich annehmen, auch die Suite war ihr zu groß. Sie sagte, sie wolle weder ausgehalten noch bestochen werden."
Andreas sah zu Jack, der meine Worte nickend bestätigte, aber nichts hinzufügte.
"Ich persönlich halte sie für einen Glücksgriff - sowohl, was sie selbst als Mensch angeht, als auch, was ihre Lebensumstände angeht. Über ihre Ansichten wissen wir natürlich recht wenig, aber was sie bis jetzt gesagt hat, war alles vernünftig", ließ sich Ciaran vernehmen, mit einem gewissen Zögern in der Stimme. "Trotzdem: Ich vermisse in diesem Profil noch etwas - und das liegt nicht unbedingt daran, dass wir so wenig Zeit hatten. Wie du schon sagtest, Shane: Sie hält sich sehr bedeckt ... Ich glaube nicht, dass da noch wirklich Wichtiges verborgen ist, dass unsere Sicht ändern würde, sie macht auch einen sehr ausgeglichenen Eindruck - aber wir sollten einfach immer im Hinterkopf behalten, dass wir sie noch längst nicht wirklich kennen, auch wenn wir gerade einen Blick in ihre Schmutzwäsche und ihren Kühlschrank geworfen haben."
Ich blickte wieder auf die Uhr. Mein Hintern tat langsam vom Sitzen echt weh, ich musste dringend hier raus - Zeit, diese bierernste Versammlung zu beenden.
"Wir holen sie nachher ab und gehen mit ihr was essen. Vielleicht lockern ihr ja zwei oder drei Gläser Wein die Zunge, oder, Jack?"
Das war wohl nicht gerade nach Jacks Geschmack gewesen: Kaum hatte ich das letzte Wort ausgesprochen, stand er abrupt auf und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
Andreas schaute ihm gedankenverloren hinterher, während Josie und Shane einen fragenden Blick tauschten und Ciaran mit einem kleinen Lächeln den Kopf schüttelte.
"Er mag sie, oder?"
Diese Frage war an mich gerichtet, aber Andreas musste sie noch mal wiederholen, bevor sie mein Gehirn erreichte, denn mich bewegte anderes: Was hatte ich denn bitte Schlimmes gesagt, dass Jack so an die Decke ging?
Ich wandte mich zu Andreas und machte ein unschuldiges Gesicht. "Gesagt hat er nichts - aber mögen wir sie nicht alle?"
Josie kicherte. "Absolut, schon nach ein paar Minuten am Telefon und einem Blick in ihren Kleiderschrank. Ich trete ihrem Fanclub bei, wenn Jack noch Mitglieder aufnimmt."
Ich hob die Hand, um anzuzeigen, dass ich auch dabei wäre, Shane und Ciaran schlossen sich mir lachend an. Andreas ließ den Blick um den Tisch schweifen wie ein zufriedener Vater im Kreise seiner Lieben, wenn sein Blick auch ein paar Sekunden auf Jacks
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