Die Ewigen
etwa ein Porsche. Ist eben 'nur' ein Audi, wenn die Eltern oder andere Leute fragen, aber das Ding ist gefährlich."
Und damit wird Shara dir noch ein bisschen gefährlicher, dachte ich, aber Jack ignorierte meine hochgezogenen Augenbrauen und sah weiter auf den Bildschirm, als sei nichts gewesen. Ich spürte den spitzen Zahn des Neides wieder an meinen Eingeweiden knabbern: Irgendwie war alles an Shara so gebaut, dass es zu Jack passte wie die Faust aufs Auge, und das war einfach ungerecht.
Shane hatte sich Jacks Anmerkungen notiert. "Sorry, aber das mit dem Auto haben wir übersehen. Ich hab's nur geknipst und mir nichts weiter dabei gedacht."
Andreas lächelte ihm nachsichtig zu. "Shane, das Material ist großartig. Ihr hattet wirklich wenig Zeit. Dann lass uns mal ihre Wohnung sehen."
Es gab kurze Clips aus allen Räumen, ohne Ton und bei Tageslicht. Flur, Küche, Bad, Schlafzimmer, Wohnzimmer und Arbeitszimmer. Helle Räume, relativ groß und relativ leer - ein deutlicher Kontrast zum Haus ihrer Eltern. Die Gardinen waren durchweg Weiß oder Hellbeige, der Boden Holz oder Fliesen, so gut wie keine Teppiche. Wenige Möbel und noch weniger Schnickschnack - alles modern und sichtbar neu. Als Bilder gab es ein paar große Fotografien, offenbar auf Leinwand gedruckt und auf Holzrahmen gezogen, Städte und Landschaften, aber auch ein paar Nahaufnahmen von Muscheln oder Pflanzen. Im Schlafzimmer ein Mittelding zwischen Einzel- und Doppelbett, allerdings mit nur einer Decke und einem Kissen. Das Bett war nicht gemacht, ein dünnes Nachthemd lag darauf. Shane hatte Schränke und Schubladen geöffnet, zeigte uns einen leer geräumten Kühlschrank, Müsli und Schokolade, Bodylotions und Kopfschmerztabletten, Strümpfe und Sommersandalen. In der Küche glänzte eine riesige Cappuccino-Maschine vor sich hin, im Wäschekorb lagen ein paar T-Shirts und ein schwarzer BH. Die Wohnung war aufgeräumt und sauber, ohne steril zu wirken: Bücher stapelten sich auf Tischen, neben dem Bett lag eine Zeitschrift auf dem Boden, im Badezimmer hing ein großes Handtuch schief auf der Heizung - wahrscheinlich hatte Shara vor dem Abflug geduscht.
"Ich habe den Kühlschrank übrigens leer gemacht - da waren noch ein paar Tomaten und so was drin, die hätten bis Sonntag nicht überlebt. Das Haus ist ziemlich neu, anonym und groß, liegt recht günstig in einem ruhigen Wohngebiet in der Stadt, Miete etwa tausendzweihundert Euro pro Monat. Was ist uns noch aufgefallen?"
Josie wühlte in ihren Notizen und übernahm. "Die Fotos an den Wänden hat sie auf Reisen selbst gemacht, sie hat eine Foto-Ausrüstung - so für gute Amateuraufnahmen. Die Bücherliste hatten wir euch schon gegeben. Sie hat enorme Mengen an Büchern, bestellt die gezielt online, ein Buchladenfreund scheint sie nicht zu sein. Die Möbel sind alle weder ganz billig noch teuer, sie hat das meiste in einem großen Möbelladen gekauft. Der Balkon scheint als Nächstes dran zu sein, es lagen ein paar Kataloge mit Liegen und Sofas herum. Kein Haustier, keine Hinweise auf Mitbewohner oder häufigere Gäste - wenn sie einen Freund hat, hat der in der Wohnung nichts hinterlassen. Ach ja: Sie hat einen kleinen Laptop, den sie in der ganzen Wohnung rumzutragen scheint, stand jetzt im Schlafzimmer auf dem Nachttisch. Arbeiten tut sie an einem Desktop mit großem Bildschirm. Sie surft auf beiden auch privat, aber da ist nichts Auffälliges: Reiseziele und Hotels, ein bisschen E-Mail, ein bisschen Online-Shopping - eher brav. Sie ist bei keiner Kontaktbörse angemeldet, besucht keine Porno-Seiten und Online-Poker scheint sie auch nicht zu interessieren. Es gab ein paar Briefe an Ämter und Versicherungen auf dem Laptop, aber nichts Spannendes - abgesehen davon, dass sie ziemlich arrogant bis fies werden kann, wenn Leute anfangen, sie für blöd zu verkaufen. Da war was mit ihrer Krankenkasse und einer Zahnbehandlung - einer der Briefe war hammerhart, wirklich ... böse. Aber es hat funktioniert, der nächste Brief war dann die knappe Zusage, dass die Kosten in fast voller Höhe übernommen werden."
Josie schwieg, dann zuckte sie mit den Schultern und blickte zu Shane.
"Das war's eigentlich im Großen und Ganzen", sagte der, "mehr war einfach nicht machbar. Wenn Fragen sind, kann ich an der einen oder anderen Stelle noch tiefer graben."
"Die Reisen, die du erwähnt hast - wohin fährt sie und mit wem?",
"Bunt gemischt, und sie ist wirklich oft unterwegs, vor allem, seit dem sie
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