Die Ewigen
innen drehst, ist er weniger auffällig."
"Bis zum Papst kommst du damit allerdings nicht, hab ich schon versucht", bemerkte Magnus in seinem fast schon wieder ganz normalen, flapsigen Tonfall, und hielt seine beringte Hand hoch, während ich meine sehr viel kleinere Ausgabe des Schmuckstücks aus der Schachtel löste und probierte.
Am Ringfinger rechts saß er am besten, aber da ich nie Schmuck trug, fühlte er sich fremd an: kalt, sperrig und schwer.
"Herzlichen Glückwunsch, Sie dürfen küssen, wen immer Sie wollen", kommentiert Magnus meine Anprobe.
"Zeig deinen noch einmal her", bat ich ihn, er streckte seine riesige Hand aus und ich hielt meine magere Ausgabe daneben: Sein Ring war meinem zwar sehr ähnlich, doch identisch waren sie nicht: Bei mir war das Scnhwingenkreuz etwas erhaben, bei ihm plan, ganz eben, auch fehlte hier der Buchstabe.
"Dein Ring fungiert als Siegelring", sagte Jackson, "ebenso wie die von Andreas und Ciaran. Du kannst damit Nachrichten versiegeln oder auch Verträge und Urkunden für den Orden beglaubigen."
Vertrauensselig, kam mir angesichts dieser Erklärung als erstes Wort in den Sinn, Andreas und Ciaran sind aber verdammt vertrauensselig: Sie kennen mich gerade einmal zwei Tage und geben mir etwas, mit dem ich theoretisch Einfluss auf ihr Hab und Gut nehmen kann? Na ja, wahrscheinlich wirklich nur theoretisch. Aber mich interessierte ohnehin was anders sehr viel mehr ...
"Und warum sollte ich es nötig haben, irgendwo ... Zuflucht zu suchen?"
Jackson zuckte mit den Schultern. "Ein Überbleibsel aus einer anderen Zeit."
Ich gab mich damit zufrieden, ahnte jedoch schon, dass ich den schweren Ring ganz bestimmt heute Abend zurück in seine Schachtel stecken würde: Kirchenasyl brauchte ich nicht schon wieder, das hatte ich in der Krypta der Schwertkirche schon zu Genüge genossen.
Magnus Shara war nach ein bisschen Bewegung, also holte Jack die Taschenlampen aus dem Auto und wir machten uns zu Fuß auf den Weg zum Kolosseum. Der Abend war mild und die Strecke nicht wirklich weit - zwei, maximal drei Kilometer.
Ich ging neben der Prinzessin, die ein gemächliches Tempo vorlegte, Jack hielt sich ein paar Schritte hinter uns: klares Zeichen, dass ich mit meiner Geschichte anfangen sollte. Ich schluckte meine Wut auf ihn noch mal hinunter, sie schmeckte weiterhin bitter - ich würde das hier nachher mit ihm klären, schwor ich mir, und diesmal käme er mir nicht mit einem reizenden Lächeln davon. Shara drängelte nicht und ich dachte ein paar Minuten darüber nach, wie ich am besten beginnen sollte - ich war kein großer Geschichtenerzähler, aber die reinen Fakten würden es wohl auch tun. Mussten es einfach tun.
"Ich weiß gar nicht so viel von meinem ... früheren Leben. Aber ich hatte auch Geschwister, drei Brüder und zwei Schwestern, alle älter als ich, aber nur ein paar Jahre. An meinen Vater kann ich mich nicht mehr erinnern, er ist bald nach meiner Geburt gestorben. Geboren wurde ich so ungefähr 1787 oder 1788 - in Paris, das weiß ich ziemlich genau. Meine Mutter starb, als ich ungefähr acht Jahre alt war, sie wurde von einer Kutsche erfasst. Ich war dabei, meine jüngste Schwester auch: Unsere Mutter hatte einfach nicht aufgepasst, rutschte auf dem gefrorenen Boden aus und kam unter die Räder. Da war so viel Blut ... ich dachte damals, es müsse alles Blut dieser Erde sein, das da in den Sand ran."
Gott Magnus, nur die Fakten, wies ich mich selbst zurecht, halt dich an die Fakten! Shara zündete sich eine Zigarette an, dankbar nahm ich auch eine.
"Wir waren fünf Kinder ohne Eltern, am nächsten Tag warf man uns aus dem Haus. Wir wurden getrennt: Ich landete mit einem meiner Brüder in einem Waisenhaus, meine Schwestern und unser ältester Bruder in einem anderen. Das Waisenhaus war ... die Hölle auf Erden. Wir haben gehungert, gefroren, wurden geschlagen und fast alle auch missbraucht, das alles unter dem Deckmäntelchen der Nächstenliebe und Barmherzigkeit. Ich habe es etwa zwei Monate ausgehalten, dann bin ich abgehauen. Mein Bruder wollte nicht mit, sagte, dort draußen würden wir sterben. Ich habe ihn angefleht, habe versucht, ihn mit mir zu ziehen, aber er wollte nicht, also bin ich allein gegangen. Es gab damals ziemlich viele Kinder ohne Eltern, die auf der Straße lebten. Geschlafen haben wir unter Brücken oder in verlassenen Häusern, in Kellern oder einfach auf der Straße. Wir haben geklaut und gebettelt, um zu überleben, auch haben die Läden
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