Die Ewigen
und schloss auf.
"Ciao, Jack, lange nicht gesehen. Ihr habt Zeit, soviel ihr wollt, heute ist keiner außer mir hier. Passt im Untergeschoss auf, da haben sie letzte Woche im äußeren Gang links ein paar Stützpfeiler eingezogen. Wenn ihr gehen wollt, drückt noch mal hier auf die Klingel, ich lasse euch dann raus."
Jack dankte ihm und verteilte die mitgebrachten Taschenlampen: Hier drinnen waren alle Lichter gelöscht, die Scheinwerfer von draußen drangen in diesen Teil des Gebäudes nicht hinein. Der Wachmann schlenderte davon, Jack machte eine einladende Geste in Richtung der Pfeilerallee vor uns, doch Shara blieb stehen und spielte gedankenverloren mit ihrer Lampe herum. Herrgott, was war denn nun noch?
"Wegen der Informationen, die ihr über mich gesammelt habt: Was macht ihr jetzt damit?"
"Nichts", antwortete Jack schlicht. "Sie wollten ... wir wollten nur genauer wissen, wer du bist."
Shara dachte kurz nach, immer noch skeptisch. "Wollt ihr mich mit irgendwas erpressen? Damit ich bleibe und mache, was ihr wollt?"
Ich lachte auf, sie funkelte mich böse an.
"Mit was denn bitte?", fragte ich. "Hast du eine belastende Müsli-Sorte im Schrank? Und selbst wenn: Was sollte uns das bringen?"
Jack nahm der Prinzessin die Lampe aus der Hand, schaltete sie ein und reichte sie ihr zurück - als sie danach griff, hielt er sie fest, bis sie ihn ansah. Das sah ein bisschen wie Händchenhalten aus und gefiel mir gar nicht, allerdings hatte ich auch keine spontane Idee, wie ich diese Taschenlampen-Verbindung schnell kappen konnte, ohne mich lächerlich zu machen.
"Erinnerst du dich an den Engel, den ich dir am Samstag gezeigt habe?", fragte Jack.
"Ja", antwortete Shara.
"Er hat Flügel, keine Kette am Bein."
Sie nickte langsam, und damit war fürs erste endlich Ruhe.
Shara Das Kolosseum war in der Dunkelheit gespenstisch: Alle Lampen waren gelöscht, nur die großen Scheinwerfer, die seine Mauern von außen anstrahlten, sorgten für etwas Licht - oder besser: für scharf getrennte Abschnitte von taggleicher Helligkeit und tiefschwarzer Nacht. Wo tagsüber Hunderte von Besuchern für Leben sorgten, herrschte Grabesstille, und das durch die dicken Mauern gefilterte, entfernte Rauschen des Verkehrs verstärkte mein Gefühl der Abgeschlossenheit nur noch.
Wir gingen zunächst die große Runde ab, auf der ich auch am Samstag als normaler Besucher durch den Komplex geschleust worden war, der unebene Boden machte die starken Taschenlampen notwendig. Wir stiegen die schmalstufigen Treppen hinauf und traten auf die großen Tribünen, die sich rund um die Arena zogen, folgten ihnen einmal ganz herum: Jetzt, in der Nacht, sahen die Mauern noch massiver und trutziger aus als am Tag, und die Zwischenmauern, die einst die eigentlichen Sitzreihen getragen hatten, ragten wie meterdicke Fischgräten in unseren Weg. Nach der Runde oben führte Jackson uns wieder hinunter und öffnete eine kleine Holztür, hinter der eine recht breite, aber sehr bröckelige und ausgetretene Treppe in die Katakomben der antiken Arena hinunter führte. Tiefschwarze, hallende Gänge, kahl und stickig - wie in einem Labyrinth gingen sie ineinander über und gabelten sich scheinbar willkürlich: Ich hätte mich hier in kürzester Zeit verlaufen, Taschenlampe hin oder her. Jackson bewegte sich jedoch so selbstverständlich durch das alte Gemäuer, als habe er hier schon Tage (oder besser: Nächte!) verbracht, was ich mir durchaus vorstellen konnte - es passte sogar perfekt zu ihm, wenn ich es genau bedachte, zu seinen grünen Katzenaugen, seiner stets dunklen Kleidung, seiner blassen Alabasterhaut. Erneut kitzelte mich die Gänsehaut, diesmal am Rücken und nicht wirklich unwohl: Der schöne Kreuzritter wurde Stunde um Stunde interessanter. Uns begegneten ein paar fette Ratten: Die Erste jagte mir einen Heidenschreck ein, als sie plötzlich mit ihren glänzenden Knopfaugen durch den Lichtkegel meiner Taschenlampe huschte, und ließ mich erneut Halt suchen - diesmal an Jacksons Arm und mit verschämtem Auflachen. Weder Jackson noch Magnus spielten den Fremdenführer, sie begleiteten mich einfach bei diesem sonderbaren Spaziergang durch die nächtliche Ruine. Schließlich öffnete Jackson eine weitere Tür, hinter deren verzogenem Holz ich einen schwachen Lichtschimmer ausmachte, und wir traten aus den erdrückenden Gängen der Katakomben hinaus in die frische Nachtluft: Jetzt waren wir im inneren Teil des Kolosseums - in dem Gewirr von Gängen aus
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