Die fabelhafte Miss Braitwhistle
gesagt.
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht.« Miss Braitwhistle hat aus ihrer Tasche eine Kastanie gezogen. Und ich hätte wetten können, dass es die war, die dem Inspektor von der Schulpolizei aus der Tasche gefallen ist, als wir Kopfstand gemacht haben. Sie sah jedenfalls genauso verschrumpelt aus.
Miss Braitwhistle hat sich gebückt und sie schnell in die Erde gesteckt, aber es hat keiner gesehen außer Aki und mir. Ich wollte was sagen, aber da hat sie mir zugezwinkert und den Finger auf die Lippen gelegt.
»Wait and see«, hat sie gesagt. »Abwarten und Tee trinken.«
Es hat zur Pause geklingelt, aber niemand ist auf den Hof gekommen. »Wo sind denn meine Schüler?«, hat sich Herr Fischli gewundert.
»Frau Klawitter hat gemeint, alle dürfen nach Hause gehen, weil der Direktor fehlt«, hat Hugo gesagt und dabei ausgesehen wie ein aufgeblasener Frosch.
»Gut, dann dürft ihr jetzt auch gehen, und am Montag werde ich dafür sorgen, dass wir einen neuen Hausmeister bekommen«, hat Herr Fischli gesagt.
Das war ja mal eine doppelt gute Nachricht. Trotzdem haben wir uns nicht gefreut, denn was war unsere Schule ohne unsere Kastanie? Einfach nur ein Haufen alter, langweiliger Steine.
Aki und ich gingen langsam über den Hof. »Ich glaub ja nicht, dass es was bringt.«, hat Aki gesagt. »Sie war doch schon ganz schrumpelig.«
Ich wusste genau, was er meinte, nämlich die Kastanie, die Miss Braitwhistle in die Erde gesteckt hatte. »Wer weiß, vielleicht passiert ja ein Wunder«, hab ich gesagt, aber geglaubt hab ich es nicht.
17. KAPITEL
Der neue Hausmeister beißt nicht
Als Aki und ich am Montag in die Schule kamen, war alles anders als sonst. Vor dem Eingang stand kein Herr Pommerenke und hat rumgemeckert, dass wir zu laut oder zu schmutzig oder zu sonst was wären, nein, da saß Felix und hat jeden von uns mit einem fröhlichen Bellen begrüßt. Ein Mädchen aus der ersten Klasse hat vor Schreck seine Mappe fallen gelassen und ist weggelaufen, doch Felix hat die Mappe vorsichtig mit den Zähnen aufgehoben und ihr hinterhergetragen. Da wollte sie ihn am liebsten mit nach Hause nehmen. Der Einzige, der Felix nicht süß und knuddelig fand, war der grässliche Albrecht aus der 4b. Der wollte nämlich Aki ein Bein stellen, aber da hat Felix ihn so böse angeknurrt, dass Albrecht sich ganz schnell aus dem Staub gemacht hat.
Als wir in unsere Klasse gingen, kam Felix uns hinterher und hatte Hennis Turnbeutel im Maul, den sie mal wieder irgendwo liegen gelassen hatte.
»Felix ist ein viel besserer Hausmeister als Herr Pommerenke«, hat Pauline gesagt.
»Und man kann ihn streicheln«, hat Molly gesagt. »Das konnte man Herrn Pommerenke nicht.«
»Genau, das konnte man Herrn Pommerenke nicht«, wiederholte Polly.
»Unsere Kastanie ist geschrumpft!«, schrie Max, der am Fenster stand.
»Bäume können nicht schrumpfen«, hat Clemens gesagt. »Der Pommerenke hat sie am Freitag abgeholzt.«
»So was Gemeines«, hat Pauline gesagt. »Dabei hab ich so einen schönen Aufsatz über sie geschrieben. Wollt ihr mal hören?«
Keiner von uns wollte das, Paulines Aufsätze sind immer sehr lang.
Ich hab mich neben Max ans Fenster gestellt und gerufen: »Aki, komm schnell, sie ist gewachsen!«
Natürlich war die Kastanie noch sehr klein, nicht viel höher als einen halben Meter, aber wenn sie weiter so schnell wuchs, würden wir vielleicht doch nicht hundert Jahre warten müssen.
Aki hat mich angeschaut und ich hab Aki angeschaut, und Aki hat gesagt: »Vielleicht kann Miss Braitwhistle ja doch zaubern.«
Das musste sie, denn wie sonst sollte aus einer schrumpligen Kastanie in so kurzer Zeit ein richtiger kleiner Baum geworden sein?
Als es zur Stunde klingelte, kam Herr Fischli in die Klasse und sagte: »Liebe Schüler, wie ihr sicher bemerkt habt, gibt es einige Veränderungen in der Schule. Herr Pommerenke hat ohne meine Erlaubnis die Kastanie fällen lassen. Glücklicherweise hat das Schulamt inzwischen schon für einen Ersatz gesorgt. Der Baum ist zwar noch klein, aber er wird wachsen.«
Ich hab aus dem Fenster geschaut und die Kastanie schien schon wieder ein Stückchen größer zu sein als vor fünf Minuten. Von wegen Schulamt!
»Außerdem ist Herr Pommerenke nicht länger unser Hausmeister«, sprach Herr Fischli weiter. »Und bis wir einen neuen bekommen, wird Felix, mein Hund, ein wenig nach dem Rechten sehen.«
»Beißt der?«, wollte Polly wissen.
»Genau, beißt der?«, wollte natürlich auch Molly
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