Die fabelhafte Miss Braitwhistle
drin!«, hat Hugo gesagt.
»Trinken denn Hunde Schnaps?«, wollte Henni wissen.
»Blödsinn«, hat Clemens gesagt. »Der Schnaps ist für die Leute, die von einer Lawine verschüttet werden. Bernhardiner buddeln die aus, und wenn die halb erfroren sind, kriegen sie Schnaps, und dann wird ihnen wieder warm.«
Herr Fischli schüttelte den Kopf. »Das mit dem Schnaps ist ein Märchen. Wisst ihr, was wirklich in dem Fässchen ist? Heißer Tee.«
»Very well«, meinte Miss Braitwhistle. »Ich sag auch immer: Nichts geht uber eine Tasse Tee.« Sie holte ihre Kanne aus der Tasche. »Leider ich habe nur eine Tasse.«
Herr Fischli brachte zwei Tassen, auf denen auch Berge abgebildet waren und lustige Häuser und Kühe. »Für die Kinder hab ich Schokolade, die schickt mir meine Mutter immer.«
Herr Fischli hatte eine Mutter? Das fanden wir äußerst seltsam, er musste doch schon uralt sein.
Die Schokolade war jedenfalls nicht uralt, sondern schmeckte sehr lecker.
Während Miss Braitwhistle und Herr Fischli Tee tranken und wir Schokolade aßen und uns gut benahmen, lag Felix unter dem Tisch und jaulte leise vor sich hin.
»Er hat Urkunden und Medaillen bekommen, weil er so viele Menschen aus dem Schnee gerettet hat«, erzählte Herr Fischli. »Seit wir hier sind, hat er keine Aufgabe mehr. Das fehlt ihm. Aber wo soll ich eine Lawine hernehmen und nicht stehlen?«
Wir haben alle Miss Braitwhistle angeschaut, aber die hat nur eine Augenbraue hochgezogen und gesagt: »Was glaubt ihr? Dass ich habe eine Lawine in der Tasche?« Sie hat ihre Tasche geöffnet und ausgekippt, sie war bis auf ein Taschentuch völlig leer.
Da hat Aki gerufen: »Ich hab eine Idee. Im Park liegen lauter Laubhaufen. Wir kriechen rein und Felix kann uns suchen.«
Herr Fischli sah nicht sehr überzeugt aus. »Meint ihr, das funktioniert?«
»Wir müssen es versuchen«, hat Clemens gesagt. »Sonst stirbt er vielleicht.«
16. KAPITEL
Herr Fischli wird laut
Akis Vorschlag war gut, aber wir hätten nicht gedacht, dass es so schwer sein würde, Felix aus dem Haus zu bekommen. Wir riefen und kraulten und lockten ihn, aber er bewegte sich nicht. Erst als Herr Fischli das Fässchen brachte, es mit heißem Tee füllte und ihm um den Hals band, stand er auf und trottete zur Tür. Er machte dann noch zwei, drei Schritte bis zum Gartentor, da legte er sich wieder hin, steckte den dicken Kopf zwischen die Pfoten und rührte sich nicht mehr.
»Am besten, ihr geht voraus und versteckt euch im Laub«, hat Herr Fischli gesagt.
»Ich mach da nicht mit«, hat Hugo gemeint und seine Brille zurechtgerückt. »Das ist bestimmt nicht erlaubt.«
»Du musst dich ja nicht verstecken, du musst nur wieder herkommen und erzählen, dass fünf Kinder vermisst werden.« Herr Fischli flüsterte fast. »Wenn Felix das hört, wird ihn das sicher munter machen.«
Halb tot, wie der Hund jetzt dalag, konnte ich mir nicht vorstellen, dass er jemals wieder munter werden würde.
Wir liefen also die Straße entlang, bis wir im Park ankamen. Aki hatte recht gehabt. Überall lagen riesige Laubhaufen, die zwei Männer mit ihren Laubbläsern zusammentrieben. Die Dinger machten einen ohrenbetäubenden Lärm. Deswegen hatten die Männer auch Ohrenschützer auf. Nasenschützer wären aber auch nicht schlecht gewesen. Henni hat auf einen der Laubhaufen gezeigt und gesagt: »Da krieche ich bestimmt nicht rein!«
Die Männer bliesen nicht nur matschige Blätter zusammen, sondern auch jede Menge anderen Müll: Hamburgerschachteln, aufgeweichte Papierfetzen und –
»Hundekacke!«, schrie Aki.
Wir sahen Miss Braitwhistle an.
»Sorry, in England die Parks sind mehr sauber.«
»Aber was machen wir denn jetzt mit Felix?«, hat Annalisa gefragt, und ihre Unterlippe fing schon wieder an zu zittern.
»Folgt mir, Kinder!« Miss Braitwhistle ging uns voraus über den Spielplatz und einen schmalen Weg entlang, der auf einen kleinen Hügel führte. Wenn Schnee liegt, kann man da prima rodeln. Aber jetzt schien die Sonne und an Schnee war nicht zu denken.
Was hatte Miss Braitwhistle bloß vor?
Auf dem Hügel blieb sie stehen und sagte zu Hugo: »Lauf zuruck zu Herrn Fischli und sag ihm, dass er soll sein hier mit Felix in einer Stunde, um zu retten funf Kinder.«
»Wen soll er retten?«, fragte Henni.
»Uns«, sagte Aki und zuckte mit den Schultern. Er verstand genauso wenig, was das sollte, wie ich.
Plötzlich hat sich eine dicke graue Wolke vor die Sonne geschoben und es wurde
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