Die fabelhaften 12 - Der Schlüssel: Band 3 (German Edition)
bewegt sich nicht mehr«, erklärte er bedauernd. »War nur cool, solange er sich bewegt hat.«
Ein langes bateau mouche kam ihnen entgegen und in Gegenrichtung tuckerte ein Schlepper dahin. Sie betrachteten die Boote und bemerkten deshalb nicht den Polizeiwagen, der am anderen Ende der Brücke abrupt anhielt.
Zwei Beamte in blauen Uniformen stiegen aus. Noch mehr Polizeiwagen kamen angefahren. Noch mehr Bullen. Oder flics , wie die Franzosen sagen.
Jarrah war die Erste, die Unheil ahnte. »Oh-oh«, sagte sie.
Es waren jetzt etwa ein Dutzend Polizisten.
Mack warf einen besorgten Blick in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Eben war dort ein Polizeitransporter vorgefahren, und Typen mit Panzerwesten und Schilden gingen ziemlich professionell in Stellung.
»Ich kann den Verschwinde-Spruch auf sie anwenden«, schlug Jarrah vor.
»Nein«, fuhr Xiao dazwischen. »Sie sorgen hier schließlich gesetzmäßig für Recht und Ordnung.«
Dem folgten eine gezückte Augenbraue von Jarrah, ein ungläubiges Schnauben von Charlie, ein braves Nicken von Dietmar und ein Achselzucken von Jarrah.
Mack sagte: »Xiao hat recht. Den Guten tun wir nichts. Reden wir mit ihnen.«
Er trat in die Mitte der Passerelle Debilly.
Er hielt die geöffneten Hände empor und lächelte. Die Absicht dabei war, den anderen zu zeigen, dass er harmlos und nicht auf Ärger aus sei.
Aber einige Dinge versteht man in fremden Ländern anders. Die ausgestreckten Arme gingen in Ordnung. Aber Pariser haben eine andere Einstellung zu lächelnden Gesichtern als Amerikaner. Für die Bullen sah das jedenfalls höchst verdächtig aus.
Eine Polizistin in Zivil, eine dunkelhaarige und knallharte Erscheinung, drängte sich zwischen den Uniformierten hindurch. »Sie müssen mitkommen«, sagte sie in strengem Englisch mit dennoch charmantem Akzent.
»Tut mir leid, aber das können wir nicht«, erwiderte Mack.
»Ich bestehe darauf«, sagte die Frau. »Wir wissen, dass Sie in die verstörenden Ereignisse auf der Brücke verwickelt waren. Es sind Menschen zu Schaden gekommen.«
»Das tut uns leid. Aber wir stecken gerade mitten in etwas drin«, sagte Mack. Wieder mit einem möglichst gewinnenden, charmanten, harmlosen, vertrauenserweckenden Lächeln.
»Ich bin Inspecteur Bonnard von der Police Nationale«, erklärte sie. Das war nicht als freundliche Vorstellung gedacht. »Sie kommen jetzt friedlich mit. Oder aber … unter Gewaltanwendung. Auf jeden Fall kommen Sie mit.«
»Boot«, sagte Stefan. Nur dieses eine Wort. Und ließ seinen Blick auf das bateau mouche schnellen, das unter ihnen vorbeiglitt.
»Das überleben wir nicht«, zischte Mack, wobei er dem weiblichen inspecteur immer noch schmeichelhaft zulächelte, aber die Methode zog irgendwie nicht.
»Ach was«, meinte Jarrah herablassend. »Das überleben wir.«
»Ich zähle bis drei«, sagte die Polizistin. »Und das nicht gerade langsam.«
»Oh«, machte Mack und seufzte. »Seid ihr bereit? Mir nach.«
Er wandte sich plötzlich um und spurtete zur Brüstung auf der anderen Seite der Brücke. Die Polizei hatte alles im Blick. Von beiden Seiten stürmten die Uniformierten los.
Mack sprang auf die Geländerkante und ließ sich fallen.
23
W enn das hier ein Film wäre, wüssten wir genau, was als Nächstes passiert. Die Fabelhaften plus Stefan springen ab und lassen sich in Zeitlupe fallen und rufen sich dabei lustige Sprüche zu. Sie landen unversehrt auf dem Sonnendach des bateau mouche und lassen sich abrollen, und die Bullen bleiben wutschnaubend und hilflos zurück.
Ach, wäre das Leben doch nur ein Film. Oder ein Film das Leben. Obwohl, manche Filme lebt man vielleicht lieber nicht.
Wie es der Zufall wollte, landete Mack nicht auf dem Sonnendach. Er landete auf einer durchsichtigen Scheibe, die aussah wie Glas, in Wahrheit aber aus Plastik war. Die Plastikscheibe brach nicht. Sie knackte zwar, war aber so dick und stark, dass sie nicht zu Bruch ging. Mack knallte auf die Fersen, fiel auf den Hintern, stieß sich den Kopf und lag verdattert da wie ein geohrfeigter Barsch 21 .
Sylvie, Xiao und Charlie landeten in einem Knäuel verwickelter Beine und Arme. Die beiden Mädchen waren auf Charlie gepurzelt, was den Aufprall etwas abgemildert hatte, doch der stöhnte nun, sein Rückgrat sei gebrochen (was aber nicht stimmte).
Jarrah war die Einzige, die überhaupt etwas rief, und zwar: »Juuuchu!«, knapp gefolgt von »Au, das tat weh«. Gefolgt von interessanten australischen Ausdrücken,
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