Die facebook-Falle
zu Facebook führen. Die Juristin geht die Sache systematisch an. Sie wendet sich an die Düsseldorfer Firma Jobguide, die ihr die Einladung geschickt hatte. Sie beschwert sich darüber, dass Jobguide ihren Namen und ihre E-Mail-Adresse offensichtlich an Facebook weiterleitete. Das Unternehmen schreibt ihr:
»Sehr geehrte Frau Dr. Drechsler, haben Sie vielen Dank für Ihre freundliche Anfrage. Uns lag Ihre E-Mail-Adresse für die Zusendung unseres Newsletters vor. Diese Adresse haben wir ausschließlich zu diesem Zweck genutzt und nicht weitergegeben.«
Zum Trost teilt man ihr mit, dass man ihre Kontaktdaten nun gelöscht habe. Sie bleibt ratlos, aber auch misstrauisch, denn in der Facebook-Einladung heißt es eindeutig, Jobguide habe sie eingeladen.
Nachdem Carola Drechsler mir sämtliche Unterlagen und Belege übergeben hat, wende ich mich an das Unternehmen, das Jobguide betreibt. Es heißt Matchbox Media und liegt nahe dem idyllischen Schlosspark Benrath in Düsseldorf. Geschäftsführerin der kleinen Firma mit einem großen Netzwerk ist die Journalistin Annette Eicker. Dass ihre Firma Kundendaten an Facebook weitergegeben habe, könne sie sich nicht vorstellen, meint sie. Allerdings nutze Matchbox Media Facebook als Plattform, um Nachwuchskräfte auf Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt aufmerksam zu machen. »Nicht nur unsere Leser, auch viele Arbeitgeber bewegen sich nun einmal auf Facebook«, sagt sie ein wenig entschuldigend. Aber was mit Frau Drechsler sei, die nie zu Facebook wollte, will ich wissen. Die Rückfrage bei einer Mitarbeiterin, die mit der Pflege der Facebook-Kontakte betraut ist, ergibt, dass Jobguide tatsächlich Leser des Newsletters zu Facebook eingeladen hat. »Aber nie im Leben wollten wir dabei Daten an Facebook weitergeben«, sagt Annette Eicker. Das erledigte Jobguide, wie Tausende anderer Personen und Unternehmen in Deutschland auch. Denn wer bei Facebook angemeldet ist, dem schlägt das
Netzwerk regelmäßig vor, »Freunde« zu finden. Und dazu müssen Nutzer ihr E-Mail-Passwort an Facebook senden, sodass das Netzwerk an alle Menschen in diesen Adressbüchern »Freunde-Einladungen« verschicken kann. Dass Facebook dabei in den Besitz von Daten Unbeteiligter gerät, machen sich die meisten Nutzer in dem Augenblick nicht klar.
Annette Eicker ist nun alarmiert, weil Daten aus ihrer Firmendatenbank per Knopfdruck zu Facebook gelangt sind. Möglicherweise, sagt sie, gehe das Netzwerk mit diesen Daten nicht so um, wie es die deutschen Gesetze verlangten. Und plötzlich fällt ihr ein, dass Facebook auch schon ihr Privatleben ins Visier genommen hat. »Bei mir hat sich ein Geschäftspartner gemeldet und gefragt, warum ich ihn zu Facebook eingeladen habe«, erzählt sie. »Ich weiß beim besten Willen nicht, wie das passiert ist.«
Carola Drechsler will künftig noch vorsichtiger sein, wenn sie ihre Daten einer Firma überlässt: »Es geht doch im Endeffekt darum, dass man sich nicht sicher sein kann, ob ein Unternehmen, das sich bei Facebook anmeldet, die ihm zur Verfügung stehenden Kundendaten nicht auch an Facebook weitergibt, um zu sagen: Hier sind meine Freunde, meine Kontakte, wie auch immer, guck doch mal, welche Verbindungen lassen sich daraus ziehen.« Carola Drechsler möchte selbst entscheiden, wo und wann sie wem ihre Daten überlässt. Sie hat sich ganz bewusst gegen eine Mitgliedschaft bei Facebook entschieden. Und sie will, dass Facebook und mit dem Netzwerk verbundene Firmen diese Entscheidung akzeptieren. Diese Forderung ist eigentlich nicht weiter verwunderlich. Vielmehr ist es
eine pure Selbstverständlichkeit, dass wir selber bestimmen, wem wir unsere Namen, Adressen und Telefonnummern überlassen und wem nicht. Außerdem ist es eine Forderung des deutschen Gesetzgebers, denn in der Bundesrepublik gilt das sogenannte »Recht auf informationelle Selbstbestimmung.«
Im Fall von Carola Drechsler bekamen es via Facebook Menschen miteinander zu tun, die ansonsten nicht mehr, noch nie oder nur einseitig miteinander kommuniziert hatten. Facebook greift auf diese Weise in das ganz persönliche Kommunikationsverhalten von Menschen ein, die nichts mit dem Netzwerk zu tun haben wollen.
Mein Facebook-Abenteuer kann beginnen
Es ist nun an der Zeit, mich selber bei Facebook anzumelden. Das Abenteuer kann beginnen. Ich möchte jetzt wissen, wie die ganze Sache funktioniert. Ich gebe also meine E-Mail-Adresse ein, erfinde ein Passwort für den Facebook-Zugang, und schon ist es
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