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Die facebook-Falle

Die facebook-Falle

Titel: Die facebook-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Adamek
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weltweit, Zuckerberg habe die Ära der Privatsphäre für beendet erklärt. Er selber hat dieser Deutung niemals widersprochen,
doch haben seine Äußerungen das Misstrauen gegenüber Facebook auf der ganzen Welt vertieft. Immerhin hatte das Unternehmen kurz zuvor hinter dem Rücken von 350 Millionen Nutzern seine Privatsphäre-Bestimmungen geändert – die Inhalte und das Foto aus dem persönlichen Profil waren nun nicht mehr nur für registrierte »Freunde« innerhalb von Facebook, sondern für alle Internet-Nutzer sichtbar. Diese Veränderung bedeutete den Bruch mit der Idee eines geschlossenen Netzwerks von Freunden für Freunde.
    Angesichts seiner rasanten Expansion ist Facebook momentan dabei, zur womöglich größten Datensammlung aller Zeiten zu werden. Und es sind keine anonymen Daten, die wir dem Netzwerk überlassen, außerdem sind sie privater und teilweise intimer Natur. Weltweit laden Facebook-Nutzer Monat für Monat drei Milliarden Fotos und zehn Millionen Videos hoch. Die Datenmenge in den zurzeit 40 000 Data-Centern, den über den ganzen Globus verteilten dezentralen Datenspeichern des Facebook-Konzerns, verdoppelt sich dadurch im Jahrestakt, und Facebook könnte schon bald über mehr private Daten verfügen als staatliche Bürokratien.
    Wie aber schützen wir uns vor den Datenstaubsaugern, die aktiv werden, sobald wir online sind? Wie können wir verhindern, zu gläsernen Bürgern und Konsumenten eines weltweit agierenden kommerziellen Netzwerks zu werden? Im realen Leben gelingt dies ohne größere Probleme. Auf den Eintrag im Telefonbuch kann man verzichten. Seinen Briefkasten kann man entleeren und dabei das Wichtige vom Unwichtigen trennen. Bei Einkäufen kann man sich
weigern, Adresse, Telefonnummer, E-Mail oder Geburtsdatum anzugeben. Die Frage ist, ob solche analogen Strategien auch im Web 2.0 erfolgreich sind.
    Facebook registriert auch Nicht-Mitglieder
    Carola Drechsler hat die Probe aufs Exempel gemacht. Die Juristin und Mutter zweier Kinder surft gern im Internet, wie wir alle. Ihre Familie gehört zu den 29 Millionen oder 73 Prozent deutscher Haushalte mit Internetanschluss. 21 Carola Drechsler surft sogar im Urlaub. Und wäre sie der Einladung zu Facebook gefolgt, die vor ein paar Monaten in ihren E-Mails auftauchte, wären in diesem Jahr vielleicht auch die Freunde der Familie über das Urlaubsglück im Bilde gewesen. Aber Carola Drechsler hat die Einladung nicht angenommen. Sie lehnt es ab, Mitglied bei Facebook zu werden. Wie es kam, dass Facebook sie trotzdem entdeckte und registrierte, ist eine gespenstische Geschichte.
    Und die beginnt einige Monate zuvor. Carola Drechsler klickt auf die Seite der Firma Jobguide, einer Online-Arbeitsvermittlung und Berufsberatung, und bestellt einen Newsletter. Wie in solchen Fällen üblich, tippt sie dazu ihren Namen und ihre E-Mail-Adresse ein. Am 12. Februar 2010 erhält sie dann plötzlich eine E-Mail von Facebook: »Hallo, die folgende Person hat dich eingeladen, ihr/e FreundIn auf Facebook zu werden.« Neben der Einladung lächelt ein Zeichentrick-Porträt, das geradewegs einem Manga-Film entsprungen sein könnte. Daneben steht: »Jobguide Germany«. Carola Drechsler wundert sich, warum
ein Unternehmen, von dem sie lediglich einen Newsletter beziehen wollte, ihr eine Einladung zu Facebook schickt. Und da der Absender nicht Jobguide, sondern Facebook ist, wird ihr klar, dass Facebook sowohl ihren Namen als auch ihre E-Mail-Adresse hat. Noch suspekter wird ihr die Sache, als sie unter der Einladung sechs, zum Teil mit einem Foto versehene Namen von Personen vorfindet, die sie mehr oder weniger gut kennt. Außerdem weist Facebook sie auf »weitere Personen auf Facebook« hin, die sie kennen könnte, darunter ihr Bruder Robert. Bei den übrigen handelte es sich um ehemalige KommilitonInnen und MitschülerInnen sowie um einen früheren Schulfreund ihres Mannes, den sie persönlich gar nicht kannte und der nicht einmal Mitglied bei Facebook ist. Carola Drechsler versteht das alles nicht: »Facebook hat mich, obwohl ich nicht angemeldet bin, mit sechs ›Freunden‹ in Verbindung gebracht, mit denen ich kaum Kontakt habe. Wie genau die Verbindungen zustande kommen, konnte ich nicht nachvollziehen.«
    Carola Drechsler ist verärgert und misstrauisch. Wie ein digitaler Detektiv beginnt sie im Netz und in ihrem E-Mail-Account in eigener Sache zu recherchieren. Sie hofft, in ihrem früheren Verhalten im Internet Anknüpfungspunkte zu finden, die sie

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