Die facebook-Falle
immer eine Mail, die der Nutzer bestätigen soll, aber offenkundig nicht muss, denn auch ohne diese Bestätigung wird das Konto wenige Minuten
später aktiviert. Arrington erhielt auf diesem Weg eine ganze Liste mit möglichen Freunden von Eric Schmidt auf Facebook, samt deren E-Mail-Adressen – unter anderem die von YouTube-Gründer Chad Hurley und ironischerweise die des Facebook-Vizes und Kommunikations-Chefs Elliot Schrage.
»Gefällt mir« ist der Facebook-Trojaner
Um herauszufinden, was Facebook denn nun mit den Daten aus den Adressbüchern der E-Mail-Programme, die laut eigener Aussage nicht an Firmen oder Werbeagenturen weitergegeben werden, anfängt, fahre ich zum Büro des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz von Schleswig-Holstein in Kiel, dessen Leiter Thilo Weichert einer der wohl prominentesten Datenschützer Deutschlands ist. Hier befasst man sich bereits offiziell mit Beschwerden gegen Facebook.
Ich werde von der stellvertretenden Behördenleiterin Marit Hansen empfangen, einer Informatikerin, die mit allen Untiefen vertraut ist, in denen die weltweiten Datenkraken agieren. Marit Hansen zeigt mir an einem sehr prominenten Beispiel, wie Facebook seine Fühler auch in die Computer von Menschen ausstreckt, die mit dem Netzwerk nichts zu tun haben. Dabei geht es um das, was Facebook selbst als »beste Geschäftsidee aller Zeiten« bezeichnet, den »Gefällt-mir«- oder »Like«-Button. Mit diesem niedlichen Werkzeug kann ich auf der Pinnwand meiner Facebook-Seite oder der meiner Freunde meine Sympathie für
so gut wie alles äußern, was meine Freunde dort von sich geben oder was mir an Werbung auf meine Seite gepostet wird. Interessant sind dabei natürlich alle konsum- oder markenorientierten Äußerungen, denn diese sind Teil des milliardenschweren Werbemarktes auf Facebook. Zu den ersten der weltweit mittlerweile 350 000 Websites 26 , die den »Gefällt-mir«-Button integriert haben, gehört Deutschlands erfolgreichstes Medienportal Bild.de . Gefällt mir ein Artikel auf der Seite, klicke ich als Facebook-Nutzer den kleinen Button an und schon wissen meine Freunde, aber auch Facebook, dass mir dieser Artikel gefallen hat. Empfehlungsmarketing nennt man das.
Marit Hansen will mir etwas zeigen, das vor allem Nicht-Mitglieder von Facebook betrifft. Sie hat an ihrem PC keinen Facebook-Account. Sie ruft einfach die Seite von Bild. de auf. Anschließend überprüft sie, ob Cookies auf ihren PC heruntergeladen wurden, und ist überrascht: Schon bei einem einfachen Klick auf die Bild.de-Seite platziert Facebook zwei Cookies auf ihrer Festplatte, ohne dass sie zuvor den Empfehlungsbutton angeklickt hätte.
Cookies sind weit verbreitet in der Netzwelt. Wenn ich eine Website aufrufe, nisten sich diese Miniprogramme in meinem PC ein. Sie melden dann jeden meiner weiteren Besuche auf der Website dem Absender. Bei den Cookies, die Marit Hansen identifizierte, handelt es sich um sogenannte persistente Cookies, die für längere Zeit – in diesem Fall zwei Jahre – auf der Festplatte bleiben. Für Facebook sind sie Gold wert, denn sie markieren Benutzer eindeutig und ermöglichen eine Wiedererkennung. Im Fall von Facebook sind die Cookies aber noch wirksamer, denn wenn ich
auf eine andere mit Facebook verbundene Seite klicke, erfährt das Facebook ebenfalls. »Facebook kann über zwei Jahre sehen, wo ich mich im Netz aufhalte, auf welcher Webseite ich aktiv bin«, resümiert Marit Hansen. Bei vielen Internetdiensten verlängert sich der Aufenthalt der Cookies mittlerweile bei jedem neuen Aufruf innerhalb der Zwei-Jahres-Frist um weitere zwei Jahre. Allerdings können Google, Amazon und Co. das Netzverhalten nur anonymen IP-Adressen zuordnen. Sie wissen nicht, wer vor dem PC sitzt. So ist es zwar auch bei Facebook, aber nur solange man dort nicht angemeldet ist. Holt man dies eines Tages nach, hat Facebook bereits jahrelang das eigene Netzverhalten ausspähen können: »Facebook weiß dann unter Umständen mehr über mich, als ich selbst noch in Erinnerung habe«, sagt Marit Hansen. »Es entsteht ein umfassendes Psycho- und Sozialprofil.« Auf meine umfassende Anfrage bei Facebook antwortet Facebook mit einem Satz: »Unseres Wissen werden die IP-Adressen von Nicht-Nutzern nicht über die Social Plugins von Facebook gespeichert. « Ausführlich dagegen antwortet mir die deutsche Facebook-Partner-Website Bild.de . Tobias Fröhlich, Sprecher von Bild.de , schreibt, die Kommentarfunktion des
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