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Die facebook-Falle

Die facebook-Falle

Titel: Die facebook-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Adamek
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finde ich Facebook im digitalen Telefonbuch der Telekom sofort, allerdings ohne Telefon- oder Faxnummer, dafür mit einer echten Adresse: Am Rathausmarkt 5.
    Unter der angegebenen Adresse finde ich ein recht eindrucksvolles Bürogebäude direkt gegenüber dem Rathaus der Hansestadt. Auch laut Handelsregister residiert hier die Facebook Deutschland GmbH. Ich stehe vor einem riesigen Tableau mit Klingelschildern. Allein Facebook finde ich nicht. Also warte ich, bis jemand aus dem Gebäude kommt, und trete dann durch die noch offene Tür in den Eingangsbereich. Hier gibt es immerhin Briefkästen. Von einem Haufen Anwaltskanzleien, der Bank of China und einer
Fondsgesellschaft, nur von Facebook keine Spur. Einen Beschwerdebrief kann hier also niemand loswerden. Ich gehe das großzügige Treppenhaus hinauf und stoße auf ein Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung. Auf mein Klingeln hin öffnet ein junger Mann. Er heißt Frederic Werner und ist Mitarbeiter der Stiftung. Auf meine Frage, ob Facebook hier irgendwo ein Büro unterhalte, lächelt er kopfschüttelnd. Aber er erinnert sich, dass Facebook Ende 2009 für ein paar Wochen ein Klingelschild und sogar einen Briefkasten hatte. »Aber mitbekommen haben wir von denen nie was, und nach zwei, drei Wochen war es auch wieder entfernt.« Auch der Versuch, Facebook-Vertreter zu einem von der Stiftung veranstalteten Symposion über die Chancen und Risiken sozialer Netzwerke einzuladen, sei seinerzeit gescheitert, denn »es ist uns nicht gelungen, sie zu finden im Haus, man findet sie ja auch nicht im Internet«. Einigermaßen verwirrt fahre ich zurück nach Berlin. Warum, frage ich mich, versteckt sich ein Unternehmen, das in Deutschland mehr als zehn Millionen Kunden hat?
    Eine der längsten Datenschutzerklärungen der Welt
    Ich beginne die Datenschutzbestimmungen von Facebook zu studieren. Angesichts der schieren Textmenge könnte man meinen, es mit einem äußerst datenschutzbewussten Unternehmen zu tun zu haben: Das Pamphlet erstreckt sich über mehrere Seiten mit Kleingedrucktem. Die New York Times hat einmal genau nachgezählt. 28 Der Textumfang wuchs von 1004 Wörtern im Jahr 2005 auf 5 830 Wörter
im Jahr 2010 und übertrumpft damit nicht nur die Datenschutzerklärungen von Flickr, Twitter, Friendster und MySpace, sondern auch die Textmenge der US-Verfassung. Wer daraus folgert, der Datenschutz sei Facebook ein echtes Anliegen, der irrt jedoch. Im Gegenteil, hinter den meisten Ergänzungen stecken weitere Einschränkungen der Privatsphäre der Nutzer. Und wer seine Privatsphäre wirksam fremdem Zugriff entziehen möchte, erlebt schnell sein blaues Wunder.
    Um persönliche Inhalte von Fall zu Fall zu schützen, bietet Facebook mittlerweile 50 Einstellungsmöglichkeiten mit insgesamt 170 Optionen an. Das Prinzip ist trotzdem einfach: Um Inhalte seinen Freunden oder allen zugänglich zu machen, muss der Nutzer gar nichts tun, denn die Optionen sind auf das »Teilen« sämtlicher Inhalte voreingestellt. Von einer aktiven »Freigabe« persönlicher Inhalte kann also überhaupt nicht die Rede sein. Schützen lassen sich Inhalte nur, indem diese Voreinstellungen geändert werden. Wer beispielsweise Fotos auf Facebook einstellt, teilt sie vom ersten Moment an mit der gesamten Internetwelt. Es sei denn, er hat bei der Anmeldung ganz genau hingeschaut, denn der Schutz von Fotos findet sich nicht unter den normalen Privatsphäre-Einstellungen. Erst einen Zentimeter darunter stößt man auf einen Hinweis in noch dünnerer Schrift. Daneben steht: »Privatsphäre für bestehende Fotos bearbeiten«. Am 6. Oktober 2010 meldete sich Mark Zuckerberg persönlich zu diesem Thema zu Wort. Er schrieb: »Facebook hat es euch bislang leicht gemacht, Dinge mit all euren Freunden oder mit allen im Internet zu teilen, aber es fehlte noch ein einfacher Weg zum
Schaffen eines Raumes, in dem ihr Dinge nur mit kleinen Gruppen von Menschen aus eurem Leben teilen könnt, wie zum Beispiel mit euren Mitbewohnern, Kommilitonen, Arbeitskollegen oder eurer Familie.« 29 Seitdem bietet uns Facebook unterschiedliche »Freundschaftsgruppen« an, denen der Nutzer bestimmte Informationen zuordnen kann – so habe ich privilegierte »Freunde«, die zum Beispiel alle meine privaten Fotos sehen können, und andere, die das nicht können. Allerdings verlangt auch diese Funktion eine hohe Aufmerksamkeit des Nutzers und die aktive Bereitschaft, seine virtuellen Freundschaften zu verwalten. »Im Endeffekt finden all eure

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