Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die facebook-Falle

Die facebook-Falle

Titel: Die facebook-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Adamek
Vom Netzwerk:
Erfahrungen in Räumen mit Menschen statt, die euch am wichtigsten sind«, schreibt Zuckerberg. Unser bester »Freund« bleibt trotz dieser sympathischen Neuerung Facebook selbst. Denn alles, was wir mit noch so engen Freunden austauschen, kann immer auch vom Unternehmen selbst ausgewertet werden.
    Ich habe eine Freundschaftsanfrage an den Marketing-Experten Nico Lumma von der Hamburger Werbeagentur Scholz & Friends geschickt, der im nächsten Kapitel schildern wird, wie sich mit Facebook viel Geld verdienen lässt. Kaum zehn Minuten später meldet mein Account einen Erfolg: Nico Lumma ist jetzt mein Freund. Und ich bin sein 1023. Freund. Mich wundert, dass er meine Anfrage mitten in der Nacht beantwortet hat. Vielleicht gibt es eine automatische Freundschaftsbeantwortung mit zehnminütiger Zeitverzögerung. Zum ersten Mal geht mir die Indiskretion dieser Art von »Freundessuche« auf. Es gibt hier keine Freunde ersten, zweiten oder dritten Grades, auch keine
Bekannten. Alle sind gleichberechtigte»Freunde« und können an meinem digitalen Leben teilhaben.
    Mein blauer »Fortschritts«-Balken hat sich wieder kaum bewegt. Kein Wunder. Zwar erhalte ich täglich ein Dutzend Freundschaftsvorschläge, kenne aber kaum jemanden. Teilen möchte ich aber nur mit denen, die ich persönlich kenne oder früher einmal kannte. Nach drei Wochen Facebook habe ich gerade mal sieben »Freunde«. Allerdings frage ich mich auch, was ich mit neuen virtuellen Freundschaften eigentlich anfangen soll.
    Meine Schamgrenze: »Resteficken«
    Mein Freund Lucian ist begeisterter Facebook-Nutzer. Aber jetzt ist er für meinen Geschmack ein bisschen zu weit gegangen. Seit er von meiner Facebook-Existenz weiß, versorgt er mich mit Nachdenklichem, Wichtigem und Skurrilem. Zur letzten Kategorie gehört seine Einladung zu einer Gruppe mit dem bezaubernden Namen »Resteficken«, laut seiner Auskunft eine Ansammlung verwirrter Personen, die ich mir unbedingt ansehen müsse. Mir so etwas jedoch auf meine offizielle Facebook-Seite zu schicken, geht mir zu weit. Schließlich weckt der Begriff eindeutige Assoziationen. Zudem fällt mir ein, dass mein Profil seit Beginn des Jahres für jeden via Google einsehbar ist, es sei denn, ich schränke diesen Zugang ein. Im Oktober 2010 meldet Spiegel Online eine neue Gefahr: Gruppeneinladungen sollen künftig zunächst automatisch angenommen werden. 30 Erst wenn ich die Zugehörigkeit zu einer neuen
Gruppe bemerke, kann ich mich aktiv aus ihr zurückziehen. Ich muss also aufpassen, dass ich nicht doch noch bei »Resteficken« lande.
    Ich klicke nun, wie geplant, die Datenschutzerklärung von Facebook an. Bin ich ohne Grund zu vorsichtig, weil ich nicht alles von mir zugänglich machen möchte? Schließlich kann ich von Fall zu Fall entscheiden, was ich mit wem teilen möchte. Was aber, wenn ich eine Änderung der Grundeinstellungen und Geschäftsbedingungen nicht mitbekomme, so wie es Millionen von Facebook-Nutzern Anfang 2010 erging? Facebook teilt solche Änderungen nämlich nicht mit, obwohl das Unternehmen über unser aller E-Mail-Adressen verfügt. Stattdessen schlägt Facebook denen, die sich durch die Datenschutzbestimmungen gekämpft haben, einen anderen Weg vor. Unter dem Stichwort »Änderungen« heißt es: »Wir können diese Datenschutzrichtlinien gemäß den in der Erklärung der Rechte und Pflichten von Facebook beschriebenen Verfahren ändern. Sofern nicht anders angegeben, gelten unsere aktuellen Datenschutzrichtlinien für sämtliche in unserem Besitz befindlichen Informationen über dich und dein Konto.« Und wie erfahre ich von den Änderungen? »Wenn wir Änderungen an diesen Datenschutzrichtlinien vornehmen, werden wir dich durch eine Bekanntgabe hier informieren. « Ich muss diesen ellenlangen Text also immer wieder akribisch durchlesen, um auf Änderungen aufmerksam zu werden. Denn sie werden lediglich in die bestehenden Bestimmungen eingearbeitet, aber nicht optisch hervorgehoben. Mit der gleichen Methode schieben Lobbyisten ahnungslosen Bundestagsabgeordneten Gesetzestexte unter.
    Die Nutzungsbedingungen kollidieren mit dem Urheberrecht
    Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit sicherzustellen, dass ich über Änderungen informiert werde: Ich kann Fan auf der »Facebook Site Governance« (Seite zur Regelung der Nutzung von Facebook) werden. Ich werfe einen Blick auf die Seite und finde dort die Ankündigung von Änderungen in der »Erklärung der Rechte und Pflichten« vom 17. September

Weitere Kostenlose Bücher