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Die facebook-Falle

Die facebook-Falle

Titel: Die facebook-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Adamek
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»Gefällt-mir«- bzw. »Empfehlen«-Buttons biete Bild.de-Lesern »einen interessanten Zusatznutzen«. Was die Cookies betrifft, meinte er, sie würden die Nutzungsfähigkeit und Qualität des Internet verbessern. »Außerdem kann jeder User Cookies zulassen oder ablehnen. Und er kann sie jederzeit löschen«, so Fröhlich weiter. Das ist zwar richtig, aber realitätsfern, denn die manuelle Zulassung von Cookies würde das schnellste Medium der Welt in der Praxis zu
einer lahmen Krücke machen. Zu der Tatsache, dass Facebook die Website von Bild.de nutzt, um Millionen von Menschen zu verfolgen, die gar nicht bei Facebook angemeldet sind, meinte Fröhlich: » BILD.de hat Facebook das Setzen von Cookies bei Nicht-Facebook-Mitgliedern nicht gestattet. BILD.de bekommt über Facebook-Cookies keine Rückmeldungen über das Nutzerverhalten von Nicht-Facebook-Mitgliedern. Es ist auch nicht im Interesse von BILD.de , Nutzer-Daten über Facebook-Cookies zu sammeln.« Offenbar hält Facebook selbst seine Partner nicht unbedingt auf dem Laufenden darüber, auf welche Weise Facebook die Daten von Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern dieses sozialen Netzwerks abgreift.
    Gleich nach meiner Facebook-Anmeldung habe ich den »Gefällt-mir«-Button auch ausprobiert. Und kaum habe ich spaßeshalber ein »Gefällt mir« unter einem Artikel über Mercedes angeklickt, erscheinen auf meiner Pinnwand Mercedes-Werbungen und jede Menge Veranstaltungshinweise irgendwelcher verrückter Mercedes-Enthusiasten. Offenbar habe ich eine Lawine ausgelöst, sodass ich nun einen Haufen unerwünschter Werbung löschen muss. Die Vorlieben der Facebook-Nutzer werden in Echtzeit also nicht nur ihren »Freunden« mitgeteilt, sondern erscheinen, für alle sichtbar, auf ihrer Pinnwand.
    Was weiß umgekehrt Daimler nun über mich? Meinen Namen kenne der Konzern nicht, sagt Facebook, und das stimmt. Das Netzwerk lebt davon, meinen Geschmack und meine Interessen zu verkaufen. Aber verkauft es auch mich? Mir fällt auf, dass ich bei der Anmeldung zu Facebook kein Häkchen bei irgendwelchen Geschäftsbedingungen machen
musste. Doch irgendwann muss ich, um in den Genuss einer angeblich »kostenlosen« Dienstleistung zu kommen, zumindest den Nutzungsbedingungen zugestimmt haben. Hier hat sich Facebook eine elegante Lösung einfallen lassen. Unter Punkt 12 der Nutzungsbedingungen, »Besondere Bestimmungen für Seiten«, erfahre ich folgendes: »Wenn du eine Seite auf Facebook erstellst oder verwaltest, stimmst du unseren Nutzungsbedingungen für Seiten zu.«
    Auf diese Weise überrumpelt Facebook eine halbe Milliarde Menschen, die dem Netzwerk ihre privatesten Daten überlassen, denn wer liest schon all das Kleingedruckte, zumal die Mitgliedschaft bei Facebook keinen müden Cent kostet.
    Trotzdem will ich jetzt wissen, was Daimler oder die Werbepartner des Konzerns von mir wissen, seitdem mir der Mercedes-Artikel »gefallen« hat, und unter dem Stichwort »Instant Personalization« – »Umgehende Personalisierung« – werde ich fündig: »Einige ausgewählte Partnerseiten können auf deine Informationen zugreifen, um dein Nutzererlebnis zu personalisieren, sobald du ihre Webseite aufrufst.« Zu dumm, ich habe keine Ahnung, ob die Werbepartner von Daimler zu den »ausgewählten« Partnerseiten gehören, aber immerhin weiß ich jetzt: Facebook ist keine rein freundschaftliche Veranstaltung. Ich habe zwar erst zehn Freunde, aber wirklich interessiert an meinen Vorlieben sind unbekannte Konzerne. Zudem ist mir nicht klar, was Facebook mit dem Wort »personalisieren« meint. Kennt Daimler womöglich doch meinen Namen?
    In der realen Welt versteckt sich der Facebook-Konzern
    Es wird Zeit, sich direkt an Facebook zu wenden. Ich klicke das Feld Impressum/Nutzungsbedingungen an, um eine Telefonnummer oder E-Mail-Adresse ausfindig zu machen. Aber ich finde lediglich die folgende Anschrift: Facebook Ireland Limited, Hanover Reach, 5-7 Hanover Quay, Dublin 2 Ireland, sowie die Internetadresse www.facebookcom/help/contact.php?. show_form=impressum_contact oder [email protected]. Ich gebe die Adresse in das Eircom Phonebook, das irische Telefonbuch, ein. Leider residiert unter dieser Adresse kein einziges im Telefonbuch verzeichnetes Unternehmen. Da Facebook im Februar 2010 offiziell verkündet hatte, eine Niederlassung in Hamburg zu eröffnen, um bessere Kontakte zur deutschen Werbewirtschaft zu bekommen, schöpfe ich allerdings Hoffnung. 27 Und tatsächlich

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