Die Fackel der Freiheit
zufrieden mit der Situation. So sehr McBryde auch die Sorge seines Freundes zu schätzen wusste, es wäre definitiv keine gute Idee, Lathorous auch nur einen Hinweis darauf zu geben, was wirklich gerade in seinem Innersten vor sich ging. Also deutete er mit der Hand auf das Memo, das er so lange angestarrt hatte, ohne es richtig zu sehen.
»Was hältst du davon?«, fragte er.
»Ich denke, es ist verdammt noch mal an der Zeit ... und verdammt albern«, erwiderte Lathorous und lachte säuerlich. »Vergiss nicht, ich weiß nicht alles über den Schaden, den Zilwicki und Cachat Manpower - und uns - im Laufe der Jahre zugefügt haben, aber ich bin mir sicher, es wäre eine gute Idee, sie aus dem Weg zu räumen. Was das angeht, bin ich ganz und gar dafür. Das einzige Problem, was ich damit habe, ist wohl, dass ich mir bei einer Sache ziemlich sicher bin: In Wirklichkeit haben die letztendlich doch noch irgendetwas getan, was Albrecht so richtig sauer gemacht hat. Und meine: so richtig sauer.« Er schüttelte den Kopf. »Eine Anweisung zu erteilen, die effektiv auf ›ohne Warnung niederschießen‹ hinausläuft, ist nicht gerade das, was ich eine ruhige, vernünftige Entgegnung nennen würde. Ich meine, wie wahrscheinlich ist es denn, dass irgendjemand hier im Center irgendwann im Alltagsgeschäft über die beiden stolpert?«
Immer noch wirkte sein leises Lachen ein wenig säuerlich, und das, so vermutete McBryde, hatte etwas damit zu tun, dass Lathorous den Außendienst tatsächlich vermisste. Wahrscheinlich hätte er es regelrecht genossen, sich dem furchteinflößenden Anton Zilwicki oder Victor Cachat persönlich entgegenzustellen. Bedauerlicherweise (aus seiner Perspektive) war seine Einschätzung, wie wahrscheinlich es sei, dass irgendjemand aus dem Gamma Center diesen beiden Zielpersonen begegnete, voll und ganz zutreffend. Andererseits ...
»Ich denke, theoretisch ist es nahezu unmöglich, sie zu finden«, merkte McBryde an. »Solange wir ihren Aufenthaltsort nicht zumindest mit einer gewissen Sicherheit bestimmen können, bleibt uns nichts anderes zu tun, als bloß darauf zu hoffen, dass sie uns irgendwann in absehbarer Zeit einfach über den Weg laufen.«
»Ach, die Theorie ist mir schon klar«, stimmte Lathorous zu. »Und du hast natürlich Recht: Wenn man bedenkt, dass wir wirklich keinen blassen Schimmer haben, wo sie sich aufhalten, ist das wahrscheinlich wirklich die effizienteste Herangehensweise. Auch wenn die Erfolgschancen natürlich schlechter stehen als die einer Schneeflocke in der Hölle!«
»Du willst sie ja bloß persönlich erledigen«, zog McBryde ihn auf.
»Naja, schlecht würde sich das in meinem Lebenslauf nicht gerade machen«, gestand Lathorous und lachte leise in sich hinein. Dann wurde er wieder ernster. »Andererseits muss ich zugeben, dass der Ruf, den die beiden genießen, mich durchaus ein wenig nervös machen würde, solange ich mir nicht sicher wäre, die Situation voll und ganz im Griff zu haben.«
»Das sind wirklich zwei fähige Mistkerle«, stimmte McBryde ihm zu.
Wieder warf er einen Blick auf das Memo, dann rief er den nächsten Bildschirm auf. Kurz überflog er den Datenvorsatz, dann verzog er das Gesicht.
»Wie ich sehe, jammert Lajos schon wieder herum«, sagte er.
»Kann man ihm ja auch kaum verübeln.«
Lathorous' Worte waren durchaus vernünftig, bargen sogar Mitgefühl, doch sein Tonfall strafte das Gesagte Lügen. Lajos Irvine und er waren nie sonderlich gut miteinander zurechtgekommen, und McBryde vermutete, das liege zumindest teilweise daran, dass Lathorous wirklich wieder in den Außendienst zurückwollte. Natürlich wusste er, dass das nicht so rasch geschehen würde - und dass Irvine sich mit beachtlichem Nachdruck für genau die Art Einsatz aussprach, wie sie Lathorous niemals würde leiten dürfen, steigerte seine Verärgerung nur noch.
»Tatsächlich muss ich dir Recht geben«, sagte McBryde. »Ich bin sein Gejammer vermutlich genauso leid wie jeder andere auch, aber wenn wir mal ehrlich sind, ist es doch wirklich so ungefähr die unschönste Aufgabe, die man sich beim Sicherheitsdienst nur vorstellen kann, so zu tun, als wäre man ein Sklave - nein, eigentlich ist das ja nicht einmal richtig so: Er muss ja seine Zeit wirklich damit verschwenden, ein Sklave zu sein.«
»Immer noch besser, als sich von den Ballroom-Bekloppten eine Kugel in den Arsch verpassen zu lassen.«
In Lathorous' Erwiderung lag ein gewisser emotionaler Nachdruck. Das lag
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