Die Fackel der Freiheit
mancherlei Hinsicht noch größere Bedeutung.
»Worauf bezieht sich dieses ›in Ordnung‹?«, fragte McBryde nach kurzem Schweigen nach.
»Wenn ich wüsste, was dich so beschäftigt, könnte ich wahrscheinlich auch sagen, ob es ernsterer Natur ist. Nur weiß ich leider nichts dergleichen, aber wenn ich eine Vermutung aussprechen müsste, dann würde ich sagen, dass es irgendetwas mit unserem Hyperphysiker-Sorgenkind zu tun hat.«
»Simões?«
»Falls du nicht noch von irgendeinem anderen Hyperphysiker-Sorgenkind weißt, auf das du mich bislang aus irgendwelchen Gründen noch nicht aufmerksam gemacht hast ...«, gab Lathorous trocken zurück, und unwillkürlich musste McBryde auflachen.
»Nein, Gott sei Dank nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Aber wahrscheinlich hast du Recht. Wenn es so wirkt, als wäre ich ein wenig ... abgelenkt, dann liegt das vermutlich tatsächlich daran, dass ich mir Sorgen um ihn mache.«
»Das Projekt neigt sich allmählich dem Ende zu, Jack«, betonte Lathorous in deutlich ernsthafterem Tonfall.
»Ich weiß.« Abwehrend hob McBryde die rechte Hand. »Aber selbst wenn dem so ist, wird dieser Mann für die Forschungstätigkeit immer noch ein immens wertvoller Aktivposten sein.«
»Ja, das stimmt.« Ruhig blickte Lathorous in die blauen Augen seines Gegenübers. »Aber das ist nicht der Hauptgrund, weswegen du dir Sorgen machst.«
Einen Moment lang blickte McBryde nur in Lathorous' dunkle Augen und dachte darüber nach, wie lange sie einander nun schon kannten. Im Laufe der Jahre hatten die beruflichen Entwicklungen sie immer wieder zueinander gebracht und auch wieder auseinandergerissen, und als ›Schütze‹ hatte Lathorous deutlich mehr Zeit im Außeneinsatz verbracht als McBryde. Im Gegensatz zum McBryde-Genom entstammte das Lathorous-Genom einer Beta-Linie, doch selbst ohne die nicht-biologischen Implantate, mit denen Beta- und Gamma-Linien im Militär- oder Sicherheitsdienst häufig ausgestattet wurden, war Lathorous ein zweifellos tödlicher Gegner. McBryde war sich sicher, sein alter Freund sei dem Gamma Center ausdrücklich aus dem Grund zugewiesen worden, damit man hier auf diese zusätzliche Außendienst-Erfahrung zurückgreifen konnte, die McBryde selbst fehlte und die auch noch aus relativ jüngerer Zeit stammte.
Und trotz ihrer Freundschaft war Lathorous unbestreitbar die gefährlichste Person im ganzen Gamma Center, was McBrydes eigene, zunehmend ambivalente Gefühle hinsichtlich des Alignments im Allgemeinen - und das rasche Näherrücken von Prometheus im Speziellen - betraf.
»Nein«, seufzte McBryde schließlich. »Nein, Steve, es geht nicht nur um den Wert, den dieser Mann hat. Er hat wirklich schon genug durchgemacht. Ich möchte nicht, dass er noch mehr leiden muss.«
»Das ist keine gute Einstellung, Jack«, gab Lathorous leise zurück. »Ich will damit nicht sagen, er solle noch mehr erleiden müssen, als sich unbedingt vermeiden lässt. Aber wir müssen unsere professionelle Einstellung beibehalten, was die Leute betrifft, die wir im Auge behalten müssen. Und vor allem sollten wir nicht jemandem zu nahe kommen, der sich mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann selbst zerstören wird.«
»War ja auch überhaupt nicht meine Idee, Steve!«, betonte McBryde. »Das hat mir Bardasano persönlich aufs Auge gedrückt!«
»Das ist ein Punkt, dessen ich mir schmerzlich bewusst bin.« Lathorous nickte, und doch stand in seinen Augen immer noch Besorgnis zu lesen. »Aber wessen Idee es ursprünglich auch gewesen sein mag, es ist jetzt sechs Monate her, dass das Leben dieses Mädchens beendet wurde - beinahe schon sieben. Und es sind fast vier Monate vergangen, seit Bardasano ihn dir zugeteilt hat, und es geht ihm keinen Deut besser. Um ehrlich zu sein: Wir wissen doch beide, dass es mit ihm immer weiter bergab geht. Er wird zusammenbrechen, Jack! Wir können das nicht verhindern, ganz egal, wie sehr wir uns auch bemühen mögen - du kannst das nicht verhindern! Wir können nur versuchen, dafür zu sorgen, die Kollateralschäden zu minimieren, wenn es passiert ... und ich möchte nicht, dass die Nebenwirkungen auch dich betreffen.«
»Das weiß ich zu schätzen«, gab McBryde leise zurück. »Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass für mich alles okay sein wird«, setzte er hinzu und log so vorsichtig wie noch nie zuvor in seinem Leben. »Zumindest arbeite ich daran.«
Wieder nickte Lathorous. Aber er war ganz offensichtlich immer noch alles andere als
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