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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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schien ihr Mann zu sein, denn er legte den Arm um sie und bot dem Konstabler die Stirn – zitternd, aber dennoch bestimmt, wie Jamie beifällig beobachtete.
    »So ist es, Eurer Ehren, und sie ist vor Schreck noch völlig von Sinnen, wie Ihr sehen könnt.«
    »Ich verstehe«, sagte der Konstabler schroff. »Nun, wer zum Kuckuck hat denn sonst noch gesehen, was geschehen ist? Ihr?«
    »Oh, ich nicht, o nein, Euer Ehren«, sagte der Ehemann. Er wurde bleich und trat einen Schritt zurück, während seine Finger das Zeichen gegen das Böse formten. Seine Frau kreischte auf, als sie spürte, wie sich sein schützender Arm von ihr löste, und sie sackte in sich zusammen. Ihre Freunde unter den Dienstboten brachen sogleich in solidarisches Geheul aus, und der Konstabler bohrte angesichts des Lärms die Zähne in seine Oberlippe, so dass er aussah wie eine Bulldogge.
    Während der Konstabler mit seinen mühseligen Ermittlungen beschäftigt war und der Regen immer stärker wurde, sah Jamie, wie Grey Tom Byrd mit einer Bewegung seines Kopfes zu sich winkte und ihm dann offenbar Anweisungen ins Ohr flüsterte, während er hin und wieder zu dem Gebüsch hinüberblickte, in dem sich Jamie versteckte.
    Aus dem unzusammenhängenden Gestammel der Dienstmagd glaubte er herausgehört zu haben, dass sie den Herrn im Sommerhaus gefunden hatte, und da der Konstabler nicht geneigt zu sein schien, sich dort selbst ein Bild zu machen, glitt Jamie aus dem Gebüsch und umrundete das kleine Wäldchen lautlos auf der Rückseite.
    Mehr als eine Person war hier schon hindurchgerannt; das konnte er an den abgebrochenen Zweigen und den zertrampelten Farnen sehen. Er ging der Zerstörung vorsichtig aus dem Weg und stahl sich auf die Rückseite des Sommerhauses. Es bestand aus Spalieren, die sich mit halbhohen Elementen abwechselten, die nur bis zu einem Schmuckgeländer reichten. Wenn er sich auf die Zehenspitzen stellte, war er gerade eben groß genug, um vom Fuß der Treppe aus durch das Spaliergeflecht zu spähen.
    Das Erste, was er sah, war nicht Siverlys Leiche, sondern die Waffe. Es war die merkwürdige Keule, mit der Siverly auf ihn losgegangen war, und er bekreuzigte sich bei diesem Anblick mit einem seltsamen Gefühl, nicht der Genugtuung, sondern der Ehrfurcht vor Gottes Sinn für Gerechtigkeit.
    Grey hatte die Keule an seiner Beschreibung erkannt und ihm erzählt, dass es eine Streitkeule der Irokesen war. Aus Hartholz gefertigt und in den richtigen Händen absolut tödlich. Offenbar war Siverly auf jemanden getroffen, der wusste, wie man diese Waffe benutzte – der Knauf am Ende war mit Blut und Haaren verklebt, und … Sein Blick folgte der breiten Blutspur, die sich über den Boden des Sommerhauses zog, bis er auf einen Gegenstand fiel, der Siverlys Kopf sein musste – aber auch nur, weil er nichts anderes sein konnte.
    Der Mann lag mit dem Kopf zu Jamie zeigend, und der Rest seines Körpers war weitgehend unsichtbar. Der Hieb hatte ihm den Schädel erschreckend weit eingeschlagen; der weiße Knochen schimmerte durch, und rings um die Wunde quoll eine rosafarbene Masse auf, von der er wusste, dass es das Hirn sein musste. Er spürte, wie ihm übel wurde, wandte sich hastig ab, schloss die Augen und versuchte, nicht einzuatmen, denn der Geruch von Blut und Tod verklebte ihm die Nase.
    Hier gab es wenig herauszufinden, und früher oder später würde jemand kommen; man durfte ihn nicht in der Nähe des Toten finden. Er stahl sich lautlos durch den Wald davon und kam in der Nähe der Auffahrt heraus, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie man Lord John abtransportierte. Der Konstabler hatte einen Wagen des Anwesens beschlagnahmt und ritt auf seinem Maultier nebenher, ohne seinen Gefangenen aus dem Auge zu lassen. Besagter Gefangener saß kerzengerade auf dem Kutschbock, und seine Miene war extrem böse, aber gefasst. Jamie sah, wie er etwas zu dem Konstabler sagte, das diesen blinzelnd auffahren ließ, doch dann funkelte er Lord John an und wandte sich mit einer abrupten Geste an den Kutscher, der mit der Zunge schnalzte und so heftig antrabte, dass John fast von seinem Sitz gefallen wäre, da er sich mit gefesselten Händen nicht abstützen konnte.
    Jamie empfand eine wütende Seelenverwandtschaft bei diesem Anblick; auch er hatte solche kleinen Grausamkeiten erdulden müssen, als er Eisen getragen hatte. Er murmelte einen an den Konstabler adressierten Fluch und betrat die Auffahrt, wo sich die Dienstboten anklagend um Tom Byrd

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