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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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musste, jetzt jedoch viel stärker, und sein Fuß tauchte in das Blut, und er rutschte aus. Er wedelte mit den Armen, stolperte, um nicht zu fallen, und prallte heftig gegen das Geländer des Pavillons, atemlos und halb erstickt von dem Geruch, dem Gestank des Todes, der sich zu seinen Füßen ausgebreitet hatte.

24
    Palaver
    Jamie hatte sich ein Buch aus Pardloes Bibliothek geliehen, eine Taschenbuchausgabe der »Ilias« auf Griechisch. Er hatte seit Jahren keinen griechischen Text mehr gelesen und hatte gedacht, er könnte vielleicht seine Bekanntschaft mit dieser Sprache erneuern, doch er war zu sehr abgelenkt, um sich zu konzentrieren.
    Weder Panther noch Löwe sind so voll wütenden Mutes,
    Noch der tückische Eber, der doch am stolzesten immer
    Trotzt auf die unverwüstliche Kraft in der Tiefe des Herzens,
    Wie des Panthoos lanzenkundige Söhne voll Hochmuts !
    Zuletzt hatte er im Gefängnis von Ardsmuir Griechisch gesprochen, wo er mit Lord John über Aristophanes diskutiert hatte, während sie ein improvisiertes Abendessen aus Porridge und Schinken zu sich nahmen – ein Sturm hatte die Anlieferung von Vorräten verhindert, und selbst im Quartier des Verwalters hatte man die Rationen kürzen müssen. Doch sie hatten Rotwein gehabt, um es hinunterzuspülen, und es war ein harmonischer Abend gewesen. Er hatte diverse Anliegen der Gefangenen besprochen, und dann hatten sie Schach gespielt, ein langes Duell, das fast bis zur Morgendämmerung gedauert hatte. Am Ende hatte Grey gewonnen und dann den Blick zögernd auf das schäbige Sofa in seiner Schreibstube geworfen und sich eindeutig gefragt, ob er es Jamie anbieten sollte, statt ihn zurück in den Zellenblock zu schicken, wo er bis zum Erwachen der Gefangenen höchstens noch eine Stunde schlafen konnte.
    Jamie hatte die Idee zu schätzen gewusst, doch das kam nicht in Frage, und er hatte eine unbeteiligte Miene aufgesetzt, sich korrekt verbeugt und selbst an den Türrahmen geklopft, um den dösenden Wärter zu wecken.
    Merde , murmelte er. Er saß schon Gott weiß wie lange auf der Bank vor dem Wirtshaus und blickte die Straße entlang, das aufgeschlagene Buch auf den Knien. Jetzt hatte es angefangen zu regnen, und kleine Tropfen betupften die Buchseite und strichen ihm sanft über das Gesicht.
    Er wischte hastig mit dem Ärmel über die Seite, steckte das Buch in seine Tasche und ging ins Haus. Tom Byrd saß am Kamin und half Moira Beckett mit ihrer frisch gefärbten Wolle. Er hatte Moira schöne Augen gemacht, doch als er Jamie eintreten hörte, fuhr sein Kopf herum wie eine Kompassnadel.
    Jamie schüttelte sacht den Kopf, und Tom verzog das Gesicht, wandte sich dann aber wieder zu Moira um.
    »Wisst Ihr, wie spät es ist, Miss Beckett?«, fragte Tom.
    »Ungefähr halb drei, möchte ich meinen«, erwiderte sie mit etwas verblüffter Miene. Jamie verkniff sich das Lächeln. Sie hatte den Kopf gewandt, um aus dem Fenster nach dem Licht zu schauen, genau wie Jamie es bei Toms Frage getan hatte. Die Vorstellung, dass jemand nicht in der Lage war, die Tageszeit anhand des Lichtes abzulesen, war ihr eindeutig fremd, doch Tom war durch und durch Londoner und befand sich daher stets in Hörweite der einen oder anderen Kirchenglocke.
    »Der Besuch Seiner Lordschaft scheint ja gut zu verlaufen«, meinte Tom und sah Jamie auf der Suche nach Bestätigung an.
    »Aye, nun ja, ich hoffe, man hat ihn freundlicher empfangen als mich.« Grey war um kurz nach zehn nach Glastuig aufgebrochen; zu Pferd dauerte der Weg nicht mehr als eine halbe Stunde. Fünf Stunden deuteten mit Sicherheit darauf hin, dass etwas geschehen war, doch ob es etwas Gutes oder etwas Schlechtes war …
    Er schüttelte den Kopf und ging nach oben. Er setzte sich ans Fenster und schlug das Buch wieder auf, doch in seinem Kopf war kein Platz für Hektors schmählichen Tod.
    Wenn es dazu kam, dass er mit Greys Leiche nach England reisen und sie Pardloe überbringen musste … würde er sich vielleicht doch auf Quinns Vorschlag besinnen und die Flucht ergreifen, dachte er. Doch der kleine Dummkopf war doch wohl auf der Hut gewesen, nach dem, was Jamie zugestoßen war? Letztendlich …
    Er setzte sich auf, denn sein Blick hatte eine Bewegung auf der Straße erhascht. Doch es war nicht Grey; es war ein Läufer mit dem abgehackten, torkelnden Gang eines Mannes, der sich zwingt, seine körperlichen Grenzen zu überschreiten.
    Er war schon unten und zur Tür hinaus, dicht gefolgt von Tom Byrd, als der Läufer in

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