Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
Rufweite kam, und sie rannten auf ihn zu, um ihn zu stützen.
»Ich glaube, du solltest besser kommen, Jamie. Dein Freund hat Major Siverly umgebracht, und der Konstabler will ihn festnehmen.«
Auf dem Rasen stand ein Pulk von Menschen, die meisten gestikulierend. Ein Mann in einem nüchternen Rock und einem ordentlichen Hut schien die Situation in die Hand genommen zu haben – Jamie vermutete, dass dies der Konstabler war. Die anderen, die alle gleichzeitig redeten und mit den Armen fuchtelten, waren offenbar zum Großteil die Dienstboten des Hauses. Und in der Mitte stand John Grey, der einen gnadenlos gereizten Eindruck machte.
Er sah mitgenommen aus; sein Haar löste sich aus seinem Zopf, und seine Uniform war voller Schmutzflecken – das wird Tom Byrd gar nicht gefallen , dachte Jamie automatisch. Er hatte recht; Tom stieß neben ihm einen kleinen Laut der Entrüstung aus, und Jamie legte dem Jungen die Hand auf den Arm, um ihn zum Schweigen zu bringen.
Vorsichtig bahnte er sich den Weg durch den kleinen Menschenauflauf und verhielt sich dabei so unauffällig wie möglich, während er versuchte herauszufinden, wie er am besten helfen konnte. Aus vielleicht fünf Metern Entfernung sah er, dass man Grey die Hände vor dem Bauch gefesselt hatte und dass die dunklen Flecken auf seinen Stiefeln kein Schmutz waren, sondern Blut.
Grey versuchte gerade, sich inmitten des Palavers mit lauter Stimme Gehör zu verschaffen, doch Jamie konnte nicht verstehen, was er sagte. Grey wandte sich von dem Konstabler ab und schüttelte angewidert den Kopf – und sein Blick fiel auf Jamie. Die Verärgerung in seinem Gesicht wich sofort der Berechnung, und er winkte heftig mit der Hand. » Geht «, sagte die Geste in aller Deutlichkeit.
»Was werden sie mit ihm machen?«, flüsterte Tom Jamie drängend ins Ohr.
»Ich weiß es nicht.« Jamie wich einige Schritte ins Gebüsch zurück. »Sie haben ihn festgenommen, sagt Quinn. Vielleicht bringen sie ihn ins nächste Gefängnis.«
»Das können sie doch nicht tun!«
Er richtete den Blick auf Tom, dessen rundes Gesicht eine bestürzte Miene trug und der die Fäuste an den Seiten geballt hatte.
»Aye, warten wir es ab.« Die Gedanken rasten ihm durch den Kopf, während er zu erraten versuchte, was Grey wohl von ihm wollte.
»Geht auf den Rasen, wo er Euch sehen kann, Byrd«, sagte er, während er die Szene genau betrachtete. »Ich denke, sie werden Euch zu ihm lassen, da Ihr ja sein Bediensteter seid.«
Tom warf ihm einen wilden Blick zu, doch dann richtete er sich auf und nickte tapfer. Er trat aus dem Gebüsch und schritt auf die Menschengruppe zu, und Jamie sah, wie sich Greys verärgerte, nervöse Miene ein wenig entspannte. Auch seine Aufregung ließ ein wenig nach; er hatte also richtig geraten.
Auf dem Rasen brach ein kleiner Tumult aus, denn die Dienstboten versuchten, Tom Byrd von Grey fernzuhalten. Doch der junge Kammerdiener ließ sich nichts gefallen, und Grey wandte sich mit finsterer Miene an den Konstabler und gestikulierte beharrlich mit seinen gefesselten Händen auf ihn ein. Der Konstabler ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, und seine Miene war voller Argwohn, doch er strahlte Autorität aus; als er sich jetzt mit erhobener Hand Ruhe ausbat, verstummte das Geschnatter.
»Ihr seid der Kammerdiener dieses Mannes, sagt Ihr?«, hörte ihn Jamie im Prasseln des Regens und im Gemurmel der Dienstboten sagen.
»Das bin ich, Sir.« Tom Byrd verbeugte sich tief. »Würdet Ihr mich bitte mit ihm sprechen lassen?«
Der Konstabler ließ den Blick von Tom Byrd zu Grey und wieder zurück schweifen.
»Aye, bitte. Ihr da!«, sagte er mit gebieterisch erhobenem Kinn zu den Dienstboten. »Ich möchte mit der Person sprechen, die den Toten gefunden hat.«
Alles trat auf der Stelle und sah sich nervös um. Schließlich meldete sich schüchtern eine Dienstmagd aus dem Gedränge, und zwei ihrer Kollegen schoben sie nach vorn. Sie sah völlig verängstigt aus, ihre Augen weiß wie bei einem scheuenden Pferd, und ihre Hände waren in ihre Schürze geknotet, als wollte sie das Tuch erwürgen.
»Ihr wart es also, die Euren Herrn gefunden hat? Nur zu, Ihr habt nichts zu befürchten«, sagte der Konstabler in einem Tonfall, den er wahrscheinlich für beruhigend hielt. Er hätte genauso gut sagen können, dass er sie geradewegs zum Henker bringen würde, denn die Dienstmagd jammerte erschrocken auf und warf sich die arme, geplagte Schürze über den Kopf.
Einer der Männer
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