Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
lebende Maus und war so bitter, wie er sich Beifuß und Galle vorstellte, doch es half, seinen Hunger zu betäuben. Er hatte schon oft Schlimmeres als rohen Kohl gegessen.
Tom grub ein halbes Dutzend geschwärzte Knollen aus der Glut und spießte eine davon auf Lord Johns Dolch auf. Dieser hatte seine Person nicht mehr verlassen, seit ihm sein Brotherr das Messer anvertraut hatte.
»Sie ist noch etwas hart in der Mitte«, sagte er und stocherte vorsichtig in der Kartoffel herum. »Aber ich glaube nicht, dass es helfen würde, sie noch weiterzubacken.«
»Das macht nichts«, versicherte ihm Jamie. »Ich habe noch alle Zähne, und keiner davon ist lose.« Da er keinen Dolch hatte, spießte er zwei der mickrigen Knollen mit seinem Degen auf und schwenkte sie sacht durch die Luft, um sie abzukühlen.
»Angeber«, sagte Quinn, doch ohne Bitterkeit. Der Ire hatte zwar geschmollt, bis sie zu Tom stießen, doch inzwischen schien er seine gute Laune wiedergefunden zu haben, obwohl der Regen eingesetzt hatte, den er vorhergesagt hatte. Er war dafür gewesen, einen Bauern nach etwas zu essen und einem Unterschlupf für die Nacht zu fragen, doch Jamie hatte es vorgezogen, kurz ein Lager aufzuschlagen und weiterzureiten, sobald sie ausgeruht waren. Die Nachricht von ihrem Kommen würde sich ausbreiten wie Butter auf heißem Brot – sein Magen knurrte bei dem Gedanken an Butter, doch er ignorierte ihn strikt –, und sie konnten es sich nicht leisten, von einem vorwitzigen Konstabler aufgegriffen zu werden. Es gab schon genug Leute, die wussten, dass Lord John Begleiter gehabt hatte. Edward Twelvetrees zum Beispiel.
Ob Twelvetrees schon von Siverly wusste?, fragte er sich.
Er legte den Kopf schief, um den Regen von seiner Hutkrempe ablaufen zu lassen und auf die heißen Kartoffeln zu pusten.
Tom sammelte die übrigen Kartoffeln in einer Falte seines Umhangs ein, legte wortlos zwei vor Quinn ab und setzte sich dann neben Jamie, um seinen eigenen Anteil zu essen. Jamie hatte ihm noch nicht von seinem Plan erzählt – wenn seine Absichten denn eine solche Bezeichnung verdienten –, geschweige denn von Quinns Wunsch, Grey im Stich zu lassen. Doch er nahm interessiert zur Kenntnis, dass Tom dem Iren eindeutig nicht traute.
Guter Junge , dachte er.
Der Regen zischte und knisterte, als er auf das Feuer traf. Es würde nicht mehr lange brennen.
»Wie weit ist es bis Athlone?«, fragte er und leckte sich die Finger ab.
Quinn verzog das Gesicht bei dem Gedanken an Athlone. »Von hier aus? Vielleicht zwei Stunden.«
Jamie spürte, wie Toms Lebensgeister bei diesen Worten zurückkehrten, und er wandte sich dem jungen Kammerdiener zu, um ihn anzulächeln.
»Wir holen ihn zurück«, sagte er und war überrascht, wie sehr es ihn freute, Erleichterung und Vertrauen in Toms rundem Gesicht aufsteigen zu sehen.
»Natürlich werden wir das«, sagte Tom standhaft. »Sir«, fügte er hastig hinzu. Er erkundigte sich nicht nach den Einzelheiten, was auch nicht schlimm war, dachte Jamie.
»Schlaft ein bisschen«, sagte er zu Tom, als das Feuer endgültig erloschen zu sein schien. »Ich wecke Euch, wenn es Zeit ist zu gehen.«
Quinn schnaubte verächtlich, doch Jamie achtete nicht darauf. Quinn wusste genau, dass Jamie ihm nicht traute, und Tom wusste es eindeutig ebenso. Er brauchte es nicht auszusprechen.
Jamie schlang sich den geborgten Umhang enger um den Körper und wünschte, er hätte ein Plaid und dicke Highlandstrümpfe. Er seufzte und suchte sich einen Sitzplatz, an dem er nicht mit dem Hintern in einer Pfütze sitzen würde und wo es einen Stein gab, an den er sich anlehnen konnte.
Sein Kopf ließ ihm keine Ruhe, wollte nachdenken und Pläne schmieden. Doch jeder Plan war zwecklos, bis sie Athlone erreichten und sahen, wie sich die Lage verhielt. Was das Denken anging … Es war wichtig, dass er die Angelegenheit eine Weile sich selbst überließ. Er war hundemüde und wusste es. Er tastete seine Hose ab und stieß auf das unregelmäßige Bündel seines Rosenkranzes. Schließlich hatte er ja auch noch Buße zu tun.
Die kleinen Holzperlen beruhigten seine Finger, so wie es die wiederholten Ave -Gebete mit seinem Kopf taten, und endlich spürte er, wie die Anspannung in seinen Schultern nachzulassen begann. Der Regen, der ihm rhythmisch auf den Hut prasselte, und das leise Gurgeln seines Magens wurden zum friedlichen Hintergrundgeräusch für seine Gebete.
»Es ist keine hirnrissige Intrige.«
»Häh?« Quinn hatte so
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