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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Grey die Bettdecke zurück und griff nach seinem Morgenrock. Kaum hatte er diesen angezogen, als es so heftig an seiner Tür rummste, dass sie erbebte, als ob jemand dagegen getreten hätte.
    Was tatsächlich der Wahrheit entsprach.
    Er riss die Tür auf, und Jamie Fraser kam herein. Er war triefend nass und trug jemanden in einer Decke. Schwer atmend durchquerte er das Zimmer und legte seine Bürde grunzend auf Greys zerwühltem Bett ab. Die Bürde stieß einen leisen Quietschlaut aus und wickelte sich fest in die Decke.
    »Isobel?« Grey sah Fraser verwirrt an. »Was ist denn passiert? Ist sie verletzt?«
    »Ihr müsst sie beruhigen und sie wieder dorthin bringen, wo sie hingehört«, sagte Fraser in ziemlich gutem Deutsch. Das erschreckte Grey fast genauso sehr wie sein unerwartetes Eindringen, obwohl ihm sofort die Erklärung dafür einfiel – Isobel sprach Französisch, aber kein Deutsch.
    »Jawohl«, erwiderte er mit einem Seitenblick auf Fraser. Er hatte nicht gewusst, dass Fraser Deutsch sprach, und ein kurzer Gedanke an Stephan von Namtzen huschte ihm durch den Kopf. Himmel, was mochten sie in Frasers Hörweite zueinander gesagt haben? Doch das spielte jetzt keine Rolle.
    »Was ist denn passiert, meine Liebe?«
    Isobel saß zusammengesunken auf der Bettkante und schluchzte heftig. Ihr Gesicht war verquollen und rot, und das nasse blonde Haar hing ihr lose und verworren um die Schultern. Grey setzte sich vorsichtig neben sie und massierte ihr sanft den Rücken.
    »Ich bid eid Idiot«, sagte Isobel belegt und vergrub das Gesicht in ihren Händen.
    »Sie hat versucht, mit dem Anwalt durchzubrennen – Wilberforce«, sagte Jamie auf Englisch. »Ihre Zofe hat mich alarmiert, und ich bin ihnen gefolgt.« Jamie wechselte wieder ins Deutsche und machte Grey in wenigen Sätzen mit der Lage vertraut, einschließlich seiner Erkenntnisse bezüglich der ersten Ehe des Mannes und der exakten Situation, in der er den Anwalt und Isobel vorgefunden hatte.
    »Der Schwanzlutscher war noch nicht in sie eingedrungen, doch sie hat auf jeden Fall einen Schock erlitten«, sagte er und blickte leidenschaftslos auf Isobel hinunter, die sich vor Erschöpfung kaum halten konnte und Grey den Kopf an die Schulter gelegt hatte, während er den Arm um sie legte.
    »Bastard«, sagte Grey. Es war auf Englisch und Deutsch dasselbe Wort, und Isobel erschauerte krampfhaft. »Ihr seid in Sicherheit, Kleine«, murmelte er ihr zu. »Keine Sorge. Es wird alles gut.« Die nasse Decke war ihr von den Schultern gerutscht, und er sah mit einem leisen Stich, dass sie ein Nachthemd aus feinstem Batist trug, mit kleinen Intarsienstickereien und einem rosa Bändchen am Hals. Sie hatte alle Vorkehrungen für ihre Hochzeitsnacht getroffen – und war doch nicht im Geringsten darauf vorbereitet gewesen, die Arme.
    »Was habt Ihr denn mit dem Anwalt gemacht?«, fragte er Jamie auf Deutsch. »Ihr habt ihn doch nicht umgebracht, oder?« Draußen regnete es in Strömen; er hoffte, dass er nicht hinausmusste, um die Leiche des Mannes zu verstecken.
    »Nein.« Fraser führte dies nicht weiter aus, sondern ging vor Isobel in die Hocke.
    »Niemand weiß davon«, sagte er leise zu ihr und sah sie eindringlich an. »Und es braucht auch niemand zu erfahren. Niemals.«
    Sie wollte ihm nicht ins Gesicht sehen; Grey spürte, wie sie mit sich kämpfte. Doch kurz darauf hob sie den Kopf und nickte, die Lippen fest aufeinandergepresst, damit sie nicht zitterten.
    »Ich – danke«, platzte sie heraus. Tränen liefen ihr über die Wangen, doch sie schluchzte und zitterte nicht mehr, und ihr Körper entspannte sich allmählich.
    »Schon gut, Kleine«, sagte Fraser immer noch leise zu ihr. Dann erhob er sich und ging zur Tür, wo er zögernd stehen blieb. Grey tätschelte Isobel die Hand und ließ sie allein, um sich von Fraser zu verabschieden.
    »Wenn Ihr sie in ihr Zimmer zurückbringen könnt, ohne dass Euch jemand sieht, wird sich Betty um sie kümmern«, sagte Jamie leise zu Grey. Und dann auf Deutsch: »Wenn sie sich beruhigt hat, sagt Ihr, sie soll es vergessen. Das wird sie zwar nicht, doch ich möchte nicht, dass sie das Gefühl hat, in meiner Schuld zu stehen. Das wäre peinlich für uns beide.«
    »Dennoch ist es aber so. Und sie weiß, was sich gehört. Sie wird versuchen, Euch irgendwie zu belohnen. Lasst mich darüber nachdenken, wie sich das am besten handhaben lässt.«
    »Ich danke Euch.« Doch Fraser klang zerstreut, und sein Blick hing immer noch an Isobel.

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