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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Braut ging.
    … in einem Bett, da lagen sie, sie lagen in einem Bett .
    Die junge Frau in dem Lied wollte nicht entführt werden und hatte sich heftig gegen die Versuche des Möchtegernbräutigams gewehrt, die Ehe zu vollziehen.
    Bevor du mich entjungfern kannst, wehr’ ich mich bis zum Morgen, wehr’ ich mich bis zum Morgen , murmelte er geistesabwesend, während er die Wände abtastete. Ein ordentliches Bierfass würde ihm reichen; er war groß genug, um von dort an die Fensterbank zu kommen, dachte er.
    Die tapfere Maid hatte gewonnen – was sie, so dachte Jamie, genauso sehr der Unentschlossenheit ihres Möchtegerngatten verdankte wie ihren eigenen Bemühungen – und bei Tagesanbruch hatte sie die Schlafkammer triumphierend verlassen und darauf bestanden, dass ihre Entführer sie wieder heimbrachten, … als Jungfrau, wie ich kam, ich kam – als Jungfrau, wie ich kam .
    Nun, noch hatte er niemanden kreischen gehört; noch bestand also die Chance, dass Isobel im selben Zustand heimkehren würde. Er fand zwar kein geeignetes Fass, stieß aber noch auf etwas Besseres – eine Dachdeckerleiter, die auf der Seite lag. Diese trug er hinaus, so leise er konnte, und lehnte sie vorsichtig an die Wand.
    Aus dem Wirtshaus drangen Geräusche – das übliche Klappern und Klirren und Stimmengewirr, und ein Bratengeruch, der ihm trotz seiner Anspannung das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Er schluckte und setzte den Fuß auf die Leiter.
    Isobel schrie.
    Der Schrei wurde abrupt abgeschnitten, als hätte ihr jemand die Hand über den Mund gelegt, und drei Sekunden später trat Jamie den Fensterladen ein und stürzte sich kopfüber in das Zimmer.
    Anwalt Wilberforce jaulte erschrocken auf. Isobel folgte seinem Beispiel. Der Mann hatte sie auf das Bett gedrückt und sich im Hemd auf sie gelegt, so dass sein haariger Arsch obszön zwischen ihren weißen Oberschenkel hervorragte, die im Kerzenschein schimmerten.
    Jamie war mit zwei Schritten am Bett, packte Wilberforce bei den Schultern, zog ihn von Isobel herunter, versetzte ihm einen Hieb ins Gesicht und schleuderte ihn gegen die Wand. Er griff nach dem Kerzenständer und bückte sich, um hastig einen Blick zwischen Isobels Beine zu werfen, doch es waren weder Blut noch sonstige Anzeichen eines unmittelbar zurückliegenden Eindringens zu sehen; also stellte er den Kerzenständer zurück, zog ihr das Nachthemd über die Beine, hob sie vom Bett und hielt auf das Fenster zu. Dann überlegte er es sich und kehrte noch einmal um, um eine Decke zu holen.
    Jemand rief die Treppe hinauf und wollte wissen, ob etwas nicht stimmte.
    Jamie sah Wilberforce mit entblößten Zähnen an und fuhr sich mit der Handkante über die Kehle, um ihn zum Schweigen aufzufordern. Der Anwalt lag mit dem Rücken zur Tür auf dem Boden, doch bei dieser Geste versuchte er sogar noch, rückwärts durch die Tür zu kriechen.
    »Ich kann nicht, ich kann nicht«, wiederholte Isobel atemlos. Er wusste nicht, ob sie damit sagen wollte, dass sie die Leiter im Dunklen nicht hinuntersteigen konnte oder ob sie einfach nur hysterisch war. Doch er hatte keine Zeit, sie zu fragen. Er warf sich das Mädchen über die Schulter, warf ihr die Decke über den Rücken, trat auf die Fensterbank und kletterte rückwärts in die Nacht hinaus.
    Die Leiter war zwar stabil genug für ihren eigentlichen Zweck, doch für flüchtende Paare war sie nicht gebaut. Die Sprosse zerbrach ihm unter dem Fuß, und er schlitterte den Großteil des Weges bis zum Boden, voll Schrecken an die Leiterstangen geklammert, während die Leiter seitwärtsrutschte. Er landete im Stehen und ließ sowohl die Leiter als auch Isobel los. Die Leiter fiel krachend zu Boden, Isobel mit einem dumpfen Aufprall und einem erstickten Schrei.
    Er hob die Kleine auf und rannte auf das Maultier zu. Isobel bohrte ihm jammernd die Fingernägel in den Hals. Er versetzte ihr einen Klaps, damit sie aufhörte, setzte sie auf das Maultier, band es los und war schon fast auf der Straße, als sich die Tür des Wirtshauses öffnete und eine Männerstimme – aus der sicheren Zuflucht des hell erleuchteten Schankraums – im Tonfall der Vernichtung sagte: »Ich sehe dich, du Schuft! Ich sehe dich!«
    Auf dem Rückweg nach Helwater sagte Isobel kein Wort.
    LORD JOHN LAG IM BETT und las gemütlich in einer Romanze von Eliza Haywood, als er es draußen im Flur heftig rascheln und rumpeln hörte. Tom war schon lange in der Dachkammer der Dienstboten zu Bett gegangen, daher warf

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