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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Ihr in diese Situation verwickelt seid. Mein Bruder wollte, dass ich dieses verflixte Gedicht nach Helwater bringe und Euch bitte, es zu übersetzen. Ich habe mich geweigert, woraufhin er die Sache selbst in die Hand genommen hat.« Eine kleine Geste signalisierte seine Resignation.
    »Mir liegt aus exakt den Gründen an dieser Sache, die Euch Hal genannt hat. Mein Freund Carruthers hat mich mit der Aufgabe betraut, Major Siverly vor ein Kriegsgericht zu bringen, und ich werde es tun.« Wieder hielt er inne. »Glaubt Ihr mir das?«
    »Aye, das tue ich«, sagte Jamie widerstrebend. »Aber Seine Durchlaucht …«
    »Mein Bruder ist sehr hartnäckig«, merkte Grey an. »Vielleicht ist Euch das schon aufgefallen.«
    »Ja.«
    »Soweit ich weiß, ist er jedoch weder ein Mörder noch ein gewissenloser Schurke.«
    »Das muss ich Euch wohl glauben, Oberst.«
    »Bitte«, sagte Grey höflich. »Er kann – und ich fürchte, er wird – Euch benutzen, um ans Ziel zu gelangen, was Siverly betrifft, doch dieses Ziel beinhaltet weder eine Entführung noch Mord, und er will Euch nichts Böses. Im Gegenteil …«, er zögerte einen Moment, doch dann biss er die Zähne zusammen und fuhr fort, den Blick fest auf seine Hände gerichtet, die zwischen seinen Knien hingen, »sollte unser Unterfangen erfolgreich enden, so kann ich Euch, glaube ich, versprechen, dass Ihr … davon profitieren werdet.«
    »Inwiefern?«, fragte Jamie scharf.
    »Was das betrifft … so kann ich keine konkreten Versprechungen machen, ohne mich mit meinem Bruder zu besprechen und … vielleicht mit anderen. Doch ich verspreche Euch, dass es nicht Euer Schaden sein wird.«
    Jamie stieß einen Kehllaut aus, der beinahe rüde klang und ausdrückte, was er von Greys Versprechungen hielt, und Greys Kopf fuhr auf, sein Blick direkt, das helle Blau seiner Augen durch das schwindende Licht verdunkelt.
    »Entweder Ihr nehmt mich beim Wort, Mr Fraser«, sagte er, »oder Ihr lasst es bleiben. Wie entscheidet Ihr Euch?«
    Jamie sah ihm seinerseits fest in die Augen. Das Licht war zu einem graugrünen Dämmermeer verflogen, doch die Röte, die Grey jetzt ins Gesicht stieg, war immer noch zu sehen. Es war dasselbe Dämmerlicht, das im Stall von Helwater zwischen ihnen gelegen hatte, als sie sich das letzte Mal unter vier Augen unterhalten hatten.
    Mit einer Stimme, die vor Leidenschaft kaum hörbar war, hatte Grey damals gesagt: » Ich sage Euch, Sir, würde ich Euch mit ins Bett nehmen – ich könnte Euch zum Schreien bringen. Und bei Gott, das würde ich .«
    Jamie hatte ausgeholt, ohne zu überlegen – weniger gegen Grey als vielmehr gegen die Erinnerung, die Greys Worte in ihm entfesselten –, und er hatte wie durch ein Wunder daneben getroffen. Jetzt saß er reglos da, jeder Muskel seines Körpers steinhart und vom Schmerz der Erinnerung an die Brutalität erfüllt, an Jack Randall und an die Geschehnisse im Verlies des Kerkers von Wentworth.
    Keiner von ihnen konnte – oder wollte – den Blick abwenden. Aus dem Garten kamen Geräusche, Menschen, die hin und her gingen, der Knall der Haustür, ferne Kinderstimmen.
    »Warum seid Ihr mir gefolgt?«, fragte Jamie schließlich. Die Worte schienen die falsche Form zu haben; sie fühlten sich seltsam in seinem Mund an. »Heute Nachmittag.«
    Er sah die überraschte Miene in Greys Gesicht, das ihm jetzt bleich aus dem Zwielicht der Weinlaube entgegenblickte. Und erinnerte sich an dieselbe Miene, als er vor einer halben Stunde die Augen geöffnet hatte und Grey vor sich stehen gesehen hatte.
    »Ich bin Euch nicht gefolgt«, sagte Grey schlicht. »Ich war auf der Suche nach einem Ort, an dem ich eine Weile allein sein konnte. Und Ihr wart schon dort.«
    Jamie holte tief Luft und erhob sich so mühsam, als müsste er eine Kanone hochheben.
    »Ich glaube Euch«, sagte er und ging.
    ES WAR EIN LANGER TAG GEWESEN . Als sich Grey für das Abendessen umkleidete, fühlte er sich zwar müde, aber in Frieden, als hätte er einen schwierigen Gipfel erklommen und sei nun sicher am Ziel. Möglich, dass morgen neue Berge zu erklettern waren, doch vorerst war die Sonne untergegangen, das Lagerfeuer brannte, und er konnte leichten Herzens speisen.
    Tom Byrd war damit beschäftigt zu packen; sie würden am Morgen nach Dublin aufbrechen, und das Zimmer war übersät mit Strümpfen, Haarbürsten, Puder, Hemden und was auch immer Tom sonst noch als wesentlich für das öffentliche Erscheinungsbild seines Herrn betrachtete. Grey hätte niemals

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