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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Weise über den Rest nachzudenken. Also dann.
    Major Siverly war die offensichtliche Wurzel des Übels. Er war ein durchtriebener Mensch, wenn auch nur die Hälfte dessen stimmte, was Hauptmann Carruthers über ihn geschrieben hatte. Doch diese Sorte durchtriebener Menschen war alles andere als ungewöhnlich, dachte er. Warum lag den Greys so viel daran, den Mann dingfest zu machen?
    John Grey hatte es so formuliert, dass er sich seinem verstorbenen Freund Carruthers verpflichtet fühlte. Möglich, dass Jamie daran gezweifelt hätte, doch angesichts seiner eigenen Zwiegespräche mit den Toten musste er John Grey wohl zugestehen, dass auch er seine eigenen Stimmen hörte und seine eigenen Schulden zu bezahlen hatte.
    Doch was war mit Pardloe? Es war schließlich nicht Lord John, der Jamie nach London geschleift hatte und ihn jetzt zwang, nach Irland zu reisen, um Siverly nachzustellen. Reichte die unpersönliche Entrüstung, die Pardloe angesichts von Siverlys Korruption empfand, aus, um seine Handlungsweise zu erklären? Verlangte das Idealbild, das er von der Armee hatte, von seinem Beruf, dass er es nicht ertragen konnte, dass ein solcher Mann dort geduldet wurde? Oder tat er es in erster Linie, um seinen Bruder in seinem ritterlichen Bestreben zu unterstützen?
    Doch wieso er? Warum brauchten die Greys ausgerechnet ihn?
    Zunächst einmal für das Gedicht. Die Wilde Jagd auf Gälisch. Denn die Greys hätten zwar sicher in den schottischen oder irischen Regimentern jemanden gefunden, der Gàidhlig beherrschte, doch es wäre indiskret gewesen – und möglicherweise auch gefährlich, da sie ja den Inhalt des Dokumentes nicht kannten –, das Wissen um seine Existenz in die Hände eines Menschen zu legen, den sie nicht kontrollieren konnten wie Lally und ihn.
    Er verzog das Gesicht bei dem Gedanken an diese Kontrolle, schob ihn aber beiseite.
    Also. Nun, da sie ihn nach London gebracht hatten, um die Verse zu übersetzen, war es vielleicht einfach nur ökonomisch, seine Dienste weiter zu nutzen? Das hätte nur dann einen Sinn ergeben, wenn Lord John tatsächlich Hilfe bei der Festnahme Siverlys benötigt hätte, und Jamie war sich nicht sicher, ob dem so war. Man konnte über den Mann sagen, was man wollte, doch er war ein fähiger Soldat.
    Wenn es einfach nur darum ging, Siverly die Order zu präsentieren, vor dem Kriegsgericht zu erscheinen, und ihn dorthin zu eskortieren, so konnte John Grey das ohne Jamie Frasers Hilfe. Ging es darum, den Mann festzunehmen, war jede Abordnung von Soldaten dazu bestens imstande.
    Also war es nicht so einfach. Was zum Teufel glaubten sie, was geschehen würde? Er schloss die Augen und atmete langsam, um sich im warmen, süßen Geruch des verrotteten Dungs besser konzentrieren zu können.
    Möglich, dass sich Siverly schlicht weigern würde, mit Lord John nach England zurückzukehren. Statt sich dem Kriegsgericht zu stellen, war es denkbar, dass er sein Offizierspatent zurückgab und entweder in Irland blieb oder sich – wie so viele andere – bei einer fremden Armee verpflichtete oder in der Fremde lebte; Unterschlagungen in dem Ausmaß, das Pardloe ihm dargelegt hatte, würden Siverly zu den nötigen Mitteln verholfen haben.
    Sollte er sich also weigern – oder im Voraus Wind von der Angelegenheit bekommen und flüchten –, dann konnte Jamie bei der Suche nach ihm von Nutzen sein. Mit etwas Übung würde er sich wahrscheinlich auf Gaeilge verständigen können; er konnte sich an Orten durchfragen – und zurechtfinden –, wo die Greys es nicht konnten. Und zusätzlich waren da noch seine Kontakte. Sowohl in Irland als auch in Frankreich lebten Jakobiten, die ihm sowohl der Stuarts wegen als auch um seines eigenen Namens willen entgegenkommen würden, während die Greys auf verschlossene Ohren stoßen würden, ganz gleich, wie ehrenwert ihr Anliegen war. Sein Kopf begann unwillkürlich, eine Liste von Namen zusammenzustellen, und er schüttelte ihn heftig, um diesem Alleingang Einhalt zu gebieten.
    Ja, er konnte sich nützlich machen. Doch war die Tatsache einer möglichen Flucht Siverlys wirklich Grund genug?
    Er erinnerte sich an das, was Lord John über Quebec gesagt hatte. Siverly hatte John Grey in der Schlacht vor Quebec das Leben gerettet. Möglich, dass es Lord John peinlich sein würde, Siverly festzunehmen, und dass es ihm daher lieber sein würde, wenn Jamie ihn nach England zurückschleifte. Er hätte diese Vorstellung zum Lachen gefunden, wenn er nicht am eigenen

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