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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gefragt, ob Ihr vielleicht einen Schluck Medizin für ihn annehmen würdet? Ich hab’s ihm schon selbst angeboten, aber er war nicht genug bei Sinnen, um zu antworten.«
    »Ich danke Euch, Sir«, sagte Grey und nahm das Fläschchen an. »Äh … was bitte ist es denn?«
    »Zum Großteil billiger Whiskey«, sagte der Ire gerade heraus. »Aber mit etwas Ingwer und einem Löffelchen Opiumpulver vermischt.« Er lächelte, so dass man sehen konnte, dass ihm ein Eckzahn fehlte. »Es wirkt Wunder. Aber Ihr müsst es vorher schütteln.«
    »Was haben wir denn zu verlieren?«, sagte Tom, der praktisch dachte. Er wies auf das Deck, auf dem sich jetzt viele Passagiere aus dem Zwischendeck tummelten, die von den ungesunden Bedingungen und der Enge unter Deck ins Freie getrieben wurden. Viele von ihnen hingen selbst über der Reling; der Rest warf Grey giftige Blicke zu, offenbar, weil man ihn für das Übel verantwortlich machte.
    »Wenn wir nicht schnell etwas unternehmen, schlägt ihm einer von den anderen den Schädel ein. Und uns.«
    JAMIE HÖRTE SCHRITTE NÄHER KOMMEN und hoffte inbrünstig, dass, wer auch immer es war, in der Absicht kam, ihn zu erschießen; er hatte in den letzten Minuten mehrfach gehört, wie jemand ebendieser Absicht Ausdruck verlieh. Er war sehr dafür, hatte aber nicht die Kraft, es zu sagen.
    »Bisschen mitgenommen, wie?« Er öffnete ein Auge einen Spaltbreit, nur um zu sehen, wie sich Toby Quinns strahlendes Gesicht über ihn beugte, umringt von den wild flatternden Schatten, die die hin und her schwingende Laterne warf. Er schloss das Auge wieder und krümmte sich noch fester zusammen.
    »Lasst mich«, brachte er heraus, bevor ihn der nächste Krampf schüttelte. Quinn sprang im letzten Moment behände zurück, näherte sich dann aber wieder, indem er vorsichtig einen Bogen um die übel riechende kleine Pfütze schlug, die Jamie umgab.
    »Also, mein werter Sir«, sagte Quinn beruhigend. »Ich habe hier einen Trank, der Euch helfen wird.«
    Bei dem Wort »Trank« und der damit verbundenen Andeutung, dass er etwas schlucken sollte, drehte sich Jamie erneut der Magen um. Er schlug sich die Hand vor den Mund und atmete durch die Nase, obwohl ihn das schmerzte, denn die Galle, die er gespuckte hatte, hatte ihm die empfindlichen Nasenschleimhäute verätzt. Er verschloss die Augen vor dem grauenvollen, rhythmischen Schwanken der Schatten. Sein Verstand schien bei jeder Bewegung mitzuschwingen, bis sein Bauch über einem steilen Abgrund schwebte.
    Es hört nicht auf, eshörtniemalsaufGott …
    »Mr Fraser.« Eine Hand berührte seine Schulter. Er zuckte schwach, um sie abzuschütteln. Wenn sie schon nicht den Anstand besaßen, ihn umzubringen, konnten sie ihn dann nicht wenigstens in Frieden sterben lassen?
    Seine Beunruhigung über Quinns Anwesenheit, die unter anderen Umständen enorm gewesen wäre, war so schwach, dass sein leeres Hirn sie kaum zur Kenntnis nahm. Doch es war nicht Quinn, der ihn berührte; es war John Grey. » Nehmt Eure Hand da weg «, wollte er sagen, konnte es aber nicht. » Umbringen … Hand weg … umbringen …«
    Ein Chor gotteslästerlicher Flüche begrüßte das, was ihm aus dem Mund kam, als er ihn öffnete, um die Drohung doch auszusprechen. Es folgten noch weitere, unterschiedliche Reaktionen, darunter eine erschrockene Frauenstimme: »Ach du liebe Mutter Gottes, der arme Mann spuckt ja Blut!«
    Er krümmte sich wieder zusammen und presste die Knie so fest wie möglich an seinen Bauch. Er hatte sich selbst jammern gehört, und weil ihn das Geräusch schockierte, hatte er sich fest auf die Innenseite der Wange gebissen, um es zu unterdrücken.
    Der Chor sagte jetzt irgendetwas über den Trank, und alle drängten ihn, ihn zu nehmen. Jemand schwenkte eine geöffnete Flasche mit einer durchdringend und widerlich süß riechenden Flüssigkeit unter seiner Nase. Opium. Bei diesem Wort flammte es warnend in seinem Kopf auf. Er hatte schon einmal Opium bekommen, in Frankreich. Er erinnerte sich noch an die Träume, eine furchtbare Mischung aus Wollust und Alptraum. Und erinnerte sich auch daran, dass man ihm erzählt hatte, dass er während dieser Träume getobt hatte und wild von den nackten Dämonen gefaselt hatte, die er sah. Noch einmal auf der Überfahrt nach Frankreich: Damals war er verwundet gewesen und hatte all diese Verletzungen – und Schlimmeres – in den Opiumträumen noch einmal erlebt. Und das, was später geschehen war, als er Jack Randalls Schatten in Feuer

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