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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hatte ihm Fraser – als Antwort auf die Frage nach seinem Lieblingskomponisten – erzählt, dass ihm die Fähigkeit, Töne zu unterscheiden, abhandengekommen war, als ihn vor ein paar Jahren ein Axthieb am Kopf getroffen hatte.
    Natürlich war es möglich, dass Fraser Quinn irgendwann im Lauf der letzten beiden Tage zufällig davon erzählt hatte – doch Grey bezweifelte das sehr. Jamie war ein Mensch, der großen Wert auf seine Privatsphäre legte. Er konnte zwar äußerst höflich sein, wenn er wollte, aber er benutzte diese Freundlichkeit oft als Schutzschild, um seinen Gesprächspartner auf Abstand zu halten.
    Grey rühmte sich damit, Fraser besser zu kennen, als es die meisten anderen Menschen taten – und hielt kurz inne, um sich zu fragen, ob ihn vielleicht einfach der Gedanke bestürzte, dass Fraser diese persönliche Information mit einem Fremden geteilt hatte. Doch er verwarf diese Möglichkeit auf der Stelle wieder. Womit die logische, wenn auch nicht minder bestürzende Schlussfolgerung übrig blieb, dass Quinn Fraser schon lange gekannt hatte, bevor er sich ihnen anschloss. Lange vor London. Mit einem plötzlichen Ruck erinnerte er sich an Quinns Bemerkungen über die Straußenvögel und den Zoo des Königs von Frankreich. Er war also ebenfalls in Frankreich gewesen. Und gemäß dem mathematischen Gleichheitsprinzip war, wenn A gleich B war … B auch gleich A. Fraser kannte Quinn von früher – sehr gut. Und hatte nichts gesagt.

19
    Der Mann im Moor
    Kloster Inchcleraun stand am Ufer eines kleinen Sees, eine Ansammlung kleiner gemauerter Gebäude rings um eine Kirche. Früher einmal war es von einer Mauer umgeben gewesen und hatte einen hohen, runden Turm gehabt, doch beides war eingestürzt – oder niedergerissen worden –, und die mit Flechten und Moos besprenkelten Steine lagen halb eingesunken auf dem weichen Boden.
    Trotz dieser Spuren vergangener Verwüstungen war das Kloster ohne Frage bewohnt und bewirtschaftet. Jamie hatte vom anderen Seeufer aus die Glocke gehört, und jetzt sah er, wie die Mönche aus der Kirche kamen und sich auf ihre Arbeitsstellen verteilten. Hinter den Gebäuden befand sich eine eingezäunte Weide, auf der eine kleine Schafherde graste, und hinter einem steinernen Torbogen sah er die ordentlich aufgereihten Beete eines Gemüsegartens, in dem zwei Laienbrüder Unkraut jäteten und dabei das resignierte Aussehen von Männern hatten, die sich in ihr Sisyphuslos ergeben haben.
    Einer von ihnen verwies ihn auf das größte Gebäude, wo ihn ein Sekretär mit einer langen Nase nach seinem Namen und seinem Anliegen fragte und ihn dann in einem Vorzimmer allein ließ. Die Atmosphäre war friedvoll, doch Jamie war es nicht. Abgesehen von den Reibungen zwischen Grey und Quinn – noch ein falsches Wort, und er würde ernstlich versucht sein, sie mit den Köpfen aneinanderzustoßen – hatte er die bevorstehende Konfrontation mit Siverly im Kopf und die geheimnisvollen Warnungen der Herzogin in Bezug auf Twelvetrees … und irgendwo unter diesen dringlicheren Sorgen das beklommene Bewusstsein, dass sich Quinns Druidenkelch wahrscheinlich hier befand und er noch nicht genau wusste, ob er danach fragen sollte oder nicht. Und wenn er hier war, was dann?
    Trotz all dieser beunruhigenden Gedanken musste er beim Anblick des Abtes lächeln. Michael FitzGibbons war ein Kobold. Sofort erkannte Jamie Quinns Beschreibung dieses Völkchens wieder.
    Der Mann reichte Jamie etwa bis zum Ellbogen, hielt sich jedoch so gerade wie ein abgesägter Pfeil. Ein steifer weißer Bart ragte kampflustig über die Kanten seines Kinns hinaus, und aus seinen grünen Augen leuchtete die Neugier.
    Diese Augen hatten sich blitzschnell auf Jamie geheftet und einen herzlichen Ausdruck angenommen, als er sich vorstellte und seinen Onkel erwähnte, um seine Glaubwürdigkeit unter Beweis zu stellen.
    »Alexanders Neffe!«, rief Abt Michael in gutem Englisch aus. »Aye, ich weiß, wer Ihr seid, Junge. Ich habe vor Jahren viel von Euren Abenteuern gehört – den Euren und denen Eurer englischen Frau.« Er grinste, und in seinem Bart glänzten kleine, weiße ebenmäßige Zähne auf.
    »Nach allem, was ich gehört habe, hat sie St. Anne gründlich auf den Kopf gestellt. Ist sie zufällig auch bei Euch? In Irland meine ich?«
    Jamie konnte an der plötzlichen Miene des Begreifens und des Entsetzens im Gesicht des Abtes erkennen, wie sein eigenes Gesicht aussehen musste. Er spürte die Hand des Abtes auf seinem

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