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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Büchlein, räusperte sich und las:
    Duelle sind ein großes Übel, das der christliche Herr stets zu vermeiden bemüht sein sollte. Sollte sich ein Konflikt nicht durch einen Appell an die Vernunft lösen lassen und die Ehre eine würdevolle Kapitulation verhindern, sollte sich der Herr daraufhin um den Beistand seiner Freunde bemühen, die den Gegner mit ihren Argumenten dazu bringen mögen, sich auf seine Verpflichtungen als Christenmensch zu besinnen. Sollte jedoch … «
    Irgendjemand musste es Greys Vater geschenkt haben – sein Name stand darin, doch Grey konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sein Vater ein solches Buch tatsächlich selbst gekauft hatte.
    Dennoch, dachte Grey, zog er die Instructionen für den Herrn von Welt eindeutig dem Buch vor, das sonst Toms Lieblingslektüre war: Arbuthnots gesammelte Gebrechen , aus dem er Grey immer wieder im Tonfall unheilvoller Wonne belehrte, indem er ihm beschrieb, was mit Personen geschah, die so tollkühn waren, nicht auf das rechte Gleichgewicht ihrer Lebenssäfte zu achten. Zuzulassen, dass das Phlegma die Oberhand gewann, war ein besonders arges Vergehen, so hatte man ihm zu verstehen gegeben, und er räusperte sich reflexiv und spuckte zielsicher ins Feuer, das diesen Affont mit einem Zischen quittierte.
    » Sollte sich die bewaffnete Auseinandersetzung als unvermeidlich erweisen, sollte der Herr seinem Gegner jede Möglichkeit zum Rückzuge ohne Gesichtsverlust bieten. Zu diesem Zweck wird mit Nachdruck davon abgeraten, sich solcher Beschimpfungen wie ›Feigling‹, ›Verführer‹, ›Schönling‹ oder vor allem ›Hund‹ zu bedienen .«
    Grey begann, sich zu fragen, ob seine Mutter seinem Vater das Buch möglicherweise im Scherz geschenkt hatte. Das hätte zu ihr gepasst.
    Er lehnte sich an seine Reisetasche, und weil sein Magen angenehm gefüllt war und ihn Toms Vortrag einlullte, verfiel er in einen Wachtraum, in dem er Siverly herausforderte. Ein Duell würde so viel direkter sein, dachte er schläfrig. »Wohlan, Sir!« Und ein direkter Stoß ins Herz … oder nein, besser in die Eingeweide; einen sauberen, unkomplizierten Tod hatte der Schuft nicht verdient.
    Er hatte selbst schon einige Duelle ausgefochten, meistens mit Schwertern. Belanglose Zusammenstöße – beide Seiten betrunken, unüberlegte Worte, vielleicht ein Fausthieb –, bei denen keiner der Beteiligten seine Gedanken genügend sammeln konnte, um sich mit Fassung zu entschuldigen.
    Der Vorteil des Duellierens in betrunkenem Zustand, so hatte er festgestellt, war es, dass man dabei weder Angst noch Nervosität verspürte; es war buchstäblich ein erhebendes Gefühl – er hatte sich gefühlt, als stünde er ein wenig über sich, als lebte er schneller, so dass er jede Bewegung, jeden Stoß geschehen sah, als würde er extrem verlangsamt ausgeführt. Die angestrengten Grunzlaute, der tropfende Schweiß und der Geruch seines Gegners waren die Akzente in ihrem Tanz. Und das intensive Gefühl, am Leben zu sein, war wie eine Droge.
    Er gewann ausnahmslos; er kam gar nicht auf die Idee, dass es auch anders ausgehen könnte. Ein anständiger Kampf, ein simpler Stich, ein rascher Schnitt, der ein wenig Blut aufquellen ließ, die Ehre war wiederhergestellt, und man stand keuchend beisammen, oftmals lachend und aufeinandergestützt, immer noch betrunken. Doch ein solches Duell hatte er schon seit Jahren nicht mehr ausgefochten.
    »Du hast dich doch auch schon duelliert, oder, Jamie?«
    Von seinen Erinnerungen abgelenkt, hatte Grey gar nicht bemerkt, dass Tom aufgehört hatte zu lesen, doch Quinns Frage riss ihn aus seinen Gedanken. Grey blickte auf und sah, dass Jamie eine sehr, sehr seltsame Miene aufgesetzt hatte.
    »Ein-, zweimal«, murmelte Jamie und wandte den Blick ab. Er griff nach einem Stock und stocherte unnötig im Feuer herum, so dass der Torf glühend in sich zusammensackte.
    »Im Bois de Boulogne, war es nicht so? Mit einem Engländer. Ich weiß noch, dass ich davon gehört habe – ein berüchtigter Kampf! Und hat es dich nicht am Ende sogar in die Bastille verschlagen?« Quinn lachte.
    Fraser sah sich mit einem Blick des Grauens um, und hätte Quinn ihn beobachtet, wäre er entweder auf der Stelle zu Stein geworden, oder er wäre aufgesprungen und um sein Leben gerannt.
    John meldete sich zu Wort, weil er unbedingt von diesem Thema ablenken wollte.
    »Ich habe einmal bei einem Duell jemanden aus Versehen umgebracht – zumindest dachte ich das. Es war bei meinem

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