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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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letzten Duell; ich glaube, es wird auch mein letztes bleiben. Eine höchst bestürzende Erfahrung.«
    Es war ein Pistolenduell gewesen. Diesmal war er nicht betrunken gewesen. Er hatte noch unter den Nachwirkungen des Elektroschocks gestanden, nachdem er einen Zitteraal berührt hatte, und das gesamte Erlebnis war so unwirklich gewesen, dass er seiner eigenen Erinnerung heute noch nicht traute. Er hatte keine Ahnung mehr, wie es begonnen hatte, und erst recht nicht, wie es geendet hatte.
    Sein Gegner war gestorben, und er bedauerte das – wenn auch nicht sehr, wie er sich selber eingestand; Nicholls war ein ungehobelter Klotz gewesen, der der Gesellschaft nicht den geringsten Nutzen brachte, und außerdem hatte er es darauf angelegt. Dennoch war sein Tod ein Versehen gewesen, und wenn es wirklich nötig war, zog Grey es vor, mit Absicht zu töten.
    Tom, der sich durch die Unterbrechung nicht beleidigt zu fühlen schien, schloss das Buch und legte seinen Finger als Lesezeichen hinein, dann beugte er sich mit argwöhnischer Miene vor. Dieses Duell hatte ihn und Lord John nach Kanada getrieben; er war nicht dabei gewesen, als Grey Nicholls tötete, doch er hatte das Ganze natürlich nicht vergessen, und Grey fragte sich plötzlich, ob Tom die Instructionen wider das Duell mit Absicht ausgewählt hatte.
    Quinn jedoch hatte seine Aufmerksamkeit von Fraser auf Grey gelenkt, was ja seine Absicht gewesen war, daher antwortete er auch, als sich Quinn erkundigte, was er gemeint hatte, als er sagte, er glaube, den Mann aus Versehen getötet zu haben.
    »Ich hatte vor, in die Luft zu feuern, doch der Mann ist gestürzt und saß blutend im Gras – aber er war quicklebendig und schien nicht schwer verletzt zu sein. Die Kugel war mehr oder weniger aus der Luft auf ihn gefallen, hatte ihn aber nicht am Kopf getroffen. Er ist sogar noch mit dem Arzt davonspaziert, der zufällig dabei war – es war nach einer Abendgesellschaft. Ich war daher wie vom Donner gerührt, als ich am nächsten Morgen erfuhr, dass er tot war.«
    »Ein Versehen, gewiss. Aber wollt Ihr damit sagen, dass es eigentlich ganz anders war?«
    »Genau. Einige Monate später habe ich einen Brief des Arztes bekommen, der mir mitteilte, dass der Mann eine angeborene Herzschwäche hatte – Aneurysma nannte er das – und die Stelle durch den Schock geplatzt sei. Es war gar nicht mein Schuss, der ihn umgebracht hat – zumindest nur indirekt –, und Dr. Hunter meinte, der Mann hätte ohnehin jederzeit sterben können.«
    »Dr. Hunter?« Quinn setzte sich auf und bekreuzigte sich. »John Hunter – den man den Leichendieb nennt?«
    »Dr. John Hunter, ja«, sagte Grey argwöhnisch, denn er bewegte sich plötzlich auf unsicherem Terrain. Er hatte gar nicht vorgehabt, Hunter namentlich zu erwähnen – hatte aber auch nicht damit gerechnet, dass einer der beiden Männer diesen Namen kannte. Hunter hatte in der Tat einen höchst unappetitlichen Ruf, weil er mit Feuereifer Leichen sammelte, um sie zu sezieren. Und die Frage, woher genau Dr. Hunter von Nicholls’ Aneurysma wusste …
    »Gottseibeiuns«, sagte Quinn und erschauerte sichtlich. Seine übliche Unbeschwertheit war völlig verschwunden. »Denkt doch nur! Davongeschleppt und zerlegt zu werden wie ein Krimineller, die Haut abgezogen zu bekommen wie ein Tier und in blutige Stückchen geschnitten zu werden … Mögen mich Gott und alle Engel vor einem solchen Schicksal bewahren!«
    Grey hüstelte, und als er sich zur Seite wandte, fing er Toms Blick auf. Er hatte Tom Dr. Hunters Brief zwar nicht gezeigt, doch Tom war sein Leibdiener und wusste über vieles Bescheid. Tom hüstelte ebenfalls und schloss vorsichtig sein Buch.
    »Das ist ein Alptraum, den ich manchmal habe«, gestand Quinn und rieb sich die Hände, als wären sie kalt. »Die Anatomen haben mich, und sie haben meine Knochen ausgekocht und mich zu einem Skelett zusammengesetzt, das auf ewig grinsend im Behandlungszimmer irgendeines Medicus hängt. Daraus wache ich in Schweiß gebadet auf, das kann ich Euch sagen.«
    »Ich werde nach dir Ausschau halten, Quinn«, sagte Jamie und bemühte sich redlich zu grinsen. »Falls ich ein Skelett mit einer Zahnlücke sehe, verspreche ich dir, dass ich es kaufen und anständig beerdigen lassen werde, nur für alle Fälle.«
    Quinn griff nach seinem Becher und prostete Jamie zu.
    »Abgemacht, Jamie«, sagte er. »Und ich werde das Gleiche für dich tun, ja? Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich dein Skelett von dem

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