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Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael White
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Tür, um den Störenfried in Augenschein zu nehmen. Wahrscheinlich eine von den blöden Schnepfen, die sich beschweren will, weil ihr einer an die Titten gepackt hat. Er will sie gerade anschnauzen, als er bemerkt, dass ein Anzugträger im Türrahmen lehnt. Ende vierzig würde er schätzen. Vor seiner Zeit gealtert. Tiefliegende Augen, die dunkelblonden Haare bereits mit einem grauen Schimmer. Er betrachtet den Mann misstrauisch.
     
    'Kennen wir uns?'
     
    'Nein. Wir kennen uns nicht.'
     
    'Dachte ich mir. Also, wenn Sie sich dann bitte verpissen würden? Ich hab gerade was Wichtiges zu erledigen. Muss noch ein paar Papierflieger - '
     
    Kyle unterbricht ihn kalt lächelnd.
     
    'Aristide Manzana. Leander Wilcott.'
     
    Gerald entgleisen die Gesichtszüge, und Kyle weiß, dass er ins Schwarze getroffen hat.
     
    'Kommen Sie rein und machen Sie die Tür zu.'
     
    Kyle verzieht spöttisch den Mund und schließt ohne seinen Blick von Gerald abzuwenden die Tür. Er geht mit gemächlichen Schritten zum Schreibtisch herüber und mustert den Mann vor ihm. Ein untersetzter Kerl mit schwarzen langen Haaren und einem Bart, der ihm ein hungriges Aussehen verleiht. Kleine Schweinsäuglein, die aus den Speckfalten in seinem Gesicht hervorblinzeln. Ganz offensichtlich der Manager des Schuppens, in dem er nach einiger Sucherei gelandet ist. Hells Garden. Hübscher Name für eine Tittenbar, denkt Kyle. Und gleichzeitig völlig passend, wenn er sich überlegt, was der Kerl vor ihm für ganz spezielle Geschäfte treibt.
     
    'Erzählen Sie mir, was Sie über die Herrschaften wissen. Und kommen Sie mir nicht mit der Nummer, dass Sie diese Namen noch nicht gehört haben. Wir können das hier auf die nette Tour machen – oder auch nicht. Verstanden?'
     
    Gerald nickt langsam. Ja, er hat verstanden. Er ist zu lange im Geschäft, um den Braten nicht zu riechen, der da gerade angesetzt wird.
     
    ‚Warum sollte ich das Risiko eingehen und mit Ihnen über diese Sache reden? Wenn man spitzkriegt, dass ich gequatscht habe, bin ich erledigt.'
     
    Gerald versucht, lässig zu klingen, während er gleichzeitig spürt, wie ihm der kalte Schweiß den Nacken herunterläuft.
     
    'Weil ich weiß, dass Sie unter der Hand Nutten an Leute verkaufen, die damit ihre ganz besondere Vorlieben befriedigen. Wobei die Nutten gern auch mal minderjährig sind und so rein gar nichts von ihrem Glück wissen und manchmal auch nicht wieder auftauchen, um sich bei Ihnen oder sonst wem zu beschweren. Wenn das bei der richtigen Stelle landet, sind Sie erledigt. Darauf können wir uns doch einigen, oder? Genau wie auf die Tatsache, dass es mich einen schlappen Telefonanruf kostet, um die Sache ins Rollen zu bringen.'
     
    Kyle setzt ein gewinnendes Lächeln auf, während seinem Gegenüber die Farbe aus dem Gesicht weicht.
    'Woher - '
     
    'Spielt keine Rolle. Wird auch nie ein abendfüllendes Thema werden, wenn Sie mir jetzt einfach sagen, was ich wissen will. Dann ist das hier ei ne rein private Unterhaltung. Wenn Sie mich dagegen enttäuschen...'
     
    Die Nervosität strömt Gerald jetzt aus allen Poren. Dieser Typ – er ist wie der Killer, der ihn besucht hat. Und auch wieder nicht. Alles an ihm riecht nach Bulle, und doch - etwas ist faul mit dem Kerl. Auf eine Weise, die Gerald Angst macht. Er kennt diese Sorte. Viel schlimmer als die, die mit dem Knüppel in der Hand durch die Tür spazieren. Die sind berechenbar. Dieser hier nicht. Der ist höflich. Blöderweise nur bis zu dem Punkt, an dem er keine Lust mehr dazu hat. Dann kann es sehr unangenehm werden. Gerald weiß das aus erster Hand. Im Grunde seines Herzens ist er immer ein Feigling gewesen. Also, warum Schmerzen erleiden, wenn jemand etwas über Tote wissen will. Davon mal ab – wenn die kleine Schlampe, die ihm die ganze Scheiße eingebrockt hat, dabei den Abgang macht – umso besser für ihn. Hauptsache, er kommt unbeschadet aus der Sache raus.
     
    'Ok...ich sag Ihnen was ich weiß.'
     
    Er wischt sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Plötzlich kommt es ihm so vor, als wäre er in einer Sauna und nicht in seinem Büro.
     
    'Dieser Manzana-Typ – er wollte sich wahrscheinlich ein wenig auf seine ganz spezielle Art amüsieren. Er hat mich nicht direkt angesprochen. So blöd sind diese Typen nicht. Er hat einen seiner Schergen vorgeschickt.  Den Burschen hat es wohl auch gerissen. Berufsrisiko halt, wenn man für solche Brüder arbeitet. Scheiß drauf, nicht wahr?'
     
    Kyle

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