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Die Fährte

Die Fährte

Titel: Die Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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gesucht.«
    »Ob das stimmt, weiß ich nicht.« Trond nahm einen weiteren Schluck. »Er sagte jedenfalls, dass es besser wäre für mich, wenn ich die Adresse nicht hätte.«
    »Hm. Ist das eine große Stadt?«
    »Lev meinte, eine knappe Million.«
    »Ah ja. Sonst haben Sie nichts? Andere, die ihn kennen und die vielleicht seine Adresse haben könnten?«
    Trond zögerte, ehe er den Kopf schüttelte.
    »Los, raus damit«, sagte Harry.
    »Lev und ich waren in Oslo zusammen Kaffee trinken, als er das letzte Mal hier war. Er sagte, der Kaffee schmecke noch schlimmer als sonst. Dass er sich daran gewöhnt habe, in einer lokalen ahwa cafezinho zu trinken.«
    »Ahwa, aber sind das nicht diese arabischen Kaffeehäuser?«
    »Stimmt. Cafezinho ist sicher so eine herbe brasilianische Espressovariante. Lev sagte, er gehe beinahe jeden Tag dorthin. Kaffee trinken, Wasserpfeife rauchen und mit dem syrischen Inhaber Domino spielen. Der Wirt ist wohl so eine Art Freund von ihm geworden. Ich erinnere mich auch an seinen Namen. Mohammed Ali. Genau wie der Boxer.«
    »Und wie fünfzig Millionen andere Araber. Hat Ihr Bruder auch gesagt, wie dieses Kaffeehaus heißt?«
    »Bestimmt, aber ich erinnere mich nicht mehr daran. Es gibt aber sicher nicht so viele Ahwas in einer brasilianischen Stadt, oder was meinen Sie?«
    »Vielleicht nicht.« Harry dachte nach. Das war auf jeden Fall etwas Konkretes. Damit konnte er arbeiten. Er wollte sich die Hand auf die Stirn legen, doch ein Schmerz durchfuhr seinen Nacken, als er die Hand zu heben versuchte.
    »Nur eine letzte Frage, Grette. Was hat Sie dazu gebracht, das zu erzählen?«
    Tronds Tasse drehte sich unablässig im Kreis. »Ich wusste, dass er hier in Oslo war.«
    Das Handtuch lag wie ein schwerer Riemen über Harrys Nacken. »Wie das?«
    Trond kratzte sich lange unter dem Kinn, ehe er antwortete. »Wir hatten bald zwei Jahre nicht miteinander gesprochen. Und dann rief er mich plötzlich an und sagte, er sei in der Stadt. Wir haben uns in einem Cafe getroffen und lange miteinander geredet. Eben dieser Kaffee.«
    »Wann war das?«
    »Drei Tage vor dem Überfall.«
    »Über was haben Sie gesprochen?«
    »Über alles und nichts. Wenn man sich so lange kennt wie wir, sind die wichtigen Sachen oft so übermächtig geworden, dass man lieber über die kleinen Dinge redet. Über … Vaters Rosen … und so etwas.«
    »Was für wichtige Sachen?«
    »Sachen, die besser nicht geschehen wären, die man besser nicht gesagt hätte.«
    »Und stattdessen haben Sie dann über Rosen geredet?«
    »Ich kümmere mich um Vaters Rosen, seit Stine und ich das Reihenhaus übernommen haben. Dort sind Lev und ich aufgewachsen. Ich wollte, dass unsere Kinder dort aufwachsen.« Er biss sich auf die Unterlippe. Sein Blick war auf das braunweiße Wachstuch geheftet, das Einzige, was Harry von seiner Mutter übernommen hatte.
    »Er hat nichts über den Überfall gesagt?«
    Trond schüttelte den Kopf.
    »Sind Sie sich im Klaren darüber, dass der Überfall da bereits geplant gewesen sein musste? Dass die Bank Ihrer Frau ausgeraubt werden sollte?«
    Trond seufzte tief. »Wenn es wie früher gewesen wäre, hätte ich es vielleicht gewusst und verhindern können. Es machte Lev nämlich immer viel Spaß, über seine Überfälle zu reden. Er besorgte sich Kopien der Videoaufzeichnungen und bewahrte sie in Disengrenda auf dem Dachboden auf, und manchmal bestand er darauf, dass wir sie uns ansahen. Wohl damit ich sehen konnte, wie gut mein Bruder war. Als ich Stine heiratete und mit dem Job anfing, hab ich ihm klar gemacht, dass ich nichts mehr über seine Pläne wissen wollte. Dass mich das in eine blöde Zwickmühle bringen könnte.«
    »Hm. Er wusste also nicht, dass Stine in der Bank arbeitete?«
    »Ich hatte ihm gesagt, dass Stine bei Nordea arbeitet, aber nicht, in welcher Filiale, glaube ich.«
    »Aber die zwei kannten sich?«
    »Sie haben sich ein paar Mal getroffen, ja. Bei so Familienzusammenkünften. Lev war aber nie ein großer Anhänger von so etwas.«
    »Und wie sind die beiden miteinander ausgekommen?«
    »Gut. Lev kann, wenn er will, sehr charmant sein.« Trond lächelte schief. »Wir teilen uns, wie gesagt, nur ein Set Gene.
    Ich war froh darüber, dass er ihr seine gute Seite gezeigt hat. Und weil ich ihr erzählt hatte, wie er sich Menschen gegenüber verhalten konnte, die er nicht schätzte, fühlte sie sich geschmeichelt. Als sie zum ersten Mal bei uns zu Hause war, führte er sie in der ganzen Gegend herum

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