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Die Fährte

Die Fährte

Titel: Die Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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seinem Hals und ließ die Tränen fließen.
     

 
     
     

    Teil 6
     

 
     
     

    Kapitel 41 – C#MN
     
    Der Himmel war wolkenlos, aber es blies ein kalter Wind, und die blasse Sonne gab so wenig Wärme, dass Harry und Aune die Kragen ihrer Jacken hochgeschlagen hatten und dicht nebeneinander die Birkenallee hinuntergingen, die sich bereits für den Winter entkleidet hatte.
    »Ich habe meiner Frau erzählt, wie glücklich du klangst, als du mir gesagt hast, dass Rakel und Oleg wieder nach Hause gekommen sind«, sagte Aune. »Sie hat mich gefragt, ob das wohl zu bedeuten hat, dass ihr drei bald zusammenzieht?«
    Harry lächelte als Antwort.
    »Sie hat auf jeden Fall genug Platz in ihrem Haus«, fuhr Aune vielsagend fort.
    »Platz gibt es genug«, sagte Harry. »Sag deiner Karoline einen Gruß von mir. Du kannst ja Ola Bauer zitieren. ›Ich zog in die Sorgenfrigata, aber das half auch nicht sonderliche«
    Sie lachten.
    »Außerdem bin ich im Moment total von diesem Fall absorbiert«, sagte Harry.
    »Der Fall, ja«, sagte Aune. »Ich habe alle Berichte gelesen, wie du es gewünscht hast. Seltsam. Wirklich seltsam. Du wachst zu Hause auf, ohne dich an etwas zu erinnern, und bist – schwups – mitten in diesem Spiel von Alf Gunnerud gefangen. Es ist natürlich schwierig, post mortem eine Diagnose zu stellen, aber der ist wirklich ein interessanter Fall. Ganz ohne Zweifel sehr intelligent und kreativ. Ja, fast künstlerisch, das ist ja ein Meisterwerk von einem Plan, den er sich da ausgedacht hat. Aber ein paar Sachen sind mir unklar geblieben. Ich habe die Kopien der Mails gelesen, die er dir geschrieben hat. Zu Beginn spielte er ja damit, dass du einen Blackout hattest. Also hat er ja wohl gesehen, wie du die Wohnung betrunken verlassen hast, und daraus geschlossen, dass du dich am nächsten Tag an nichts erinnern würdest.«
    »Das ist häufig so, wenn einem ins Taxi geholfen werden muss. Ich denke, er stand draußen auf der Straße und hat alles beobachtet, wie er es später in seiner Mail von Arne Albu behauptet hat. Vermutlich hat er Kontakt mit Anna gehabt und gewusst, dass ich an diesem Abend kommen würde. Dass ich derart besoffen ihre Wohnung verließ, war natürlich ein Bonus, mit dem er nicht gerechnet hatte.«
    »Und danach ist er mit dem Schlüssel, den er sich selbst über seine Firma beim Hersteller besorgt hat, in ihre Wohnung eingedrungen. Und hat sie erschossen. Mit seiner eigenen Waffe?«
    »Vermutlich. Die Seriennummer war rausgefeilt, wie bei der Waffe, die wir im Containerhafen bei Gunnerud gefunden haben. Weber sagte, die Art, wie die Nummern rausgefeilt waren, deute darauf hin, dass die Waffen vom gleichen Lieferanten stammten. Irgendjemand scheint im großen Stil Waffen ins Land zu schmuggeln. Die Glock-Pistole, die wir bei Sverre Olsen zu Hause gefunden haben – das ist der, der Ellen getötet hat –, hatte die gleichen Schleifmarken.«
    »Und dann hat er ihr die Waffe in die rechte Hand gesteckt. Obwohl sie Linkshänderin war?«
    »Ein Köder«, sagte Harry. »Er wusste natürlich, dass ich mich irgendwann in die Sache einmischen würde, nicht zuletzt, um sicher zu sein, dass ich nicht selbst verwickelt war. Und dass ich, im Gegensatz zu den anderen Ermittlern, die sie ja nicht kannten, die Sache mit der falschen Hand herausfinden würde.«
    »Und schließlich dieses Bild von Frau Albu und den Kindern.«
    »Das sollte mich auf die Spur von Arne Albu, ihrem letzten Lover, bringen.«
    »Und bevor er die Wohnung verlassen hat, hat er dann auch noch den Laptop und dein Handy mitgenommen, das du in der Wohnung hattest liegen lassen?«
    »Noch so ein unerwarteter Bonus.«
    »Dieses Hirn hat also im Vorfeld einen komplizierten und wasserdichten Plan ausgearbeitet, wie er seine untreue Geliebte loswerden kann, außerdem den Mann, mit dem sie ihn betrogen hat, als er selbst im Gefängnis saß, und ebenso ihre neue alte Flamme, den blonden Polizisten. Und dann beginnt er auch noch zu improvisieren. Er nutzt noch einmal seine Stelle im Schlüsseldienst, um sich einen Schlüssel für deine Wohnung und deinen Keller zu beschaffen, stellt dort Annas Laptop rein, koppelt ihn mit deinem Handy und sendet dir automatisch Mails über einen Server, der sich nicht aufspüren lässt.«
    »Fast nicht.«
    »Ja, dein anonymer Computerfritze hat ihn ja gefunden. Was er aber nicht herausgefunden hat, ist, dass diese Mails alle bereits geschrieben worden waren und an zuvor festgelegten Tagen von dem PC in

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