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Die Fährte

Die Fährte

Titel: Die Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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den Mann mit Turban und Tarnjacke im Fernsehen. Sein Gesicht erschien ihm seltsam bekannt. Er ähnelte jemandem.
    »Die Welt bricht um mich herum zusammen«, sagte sie. »Ich musste nur sicher sein, dass es irgendwo jemanden gibt.«
    »Es gibt jemanden hier.«
    »Aber du klingst so weit entfernt.«
    Harry wandte sich vom Fernseher ab und lehnte sich an den Türrahmen. »Tut mir Leid. Aber ich bin hier und ich denke an dich. Auch wenn ich mich weit entfernt anhöre.«
    Sie begann zu weinen. »Entschuldige, Harry. Du musst mich für eine schreckliche Heulsuse halten. Ich weiß ja, dass du da bist.« Sie flüsterte: »Ich weiß, dass ich dir vertrauen kann.«
    Harry hielt die Luft an. Die Kopfschmerzen kamen langsam, aber sie kamen. Wie ein eisernes Band, das sich langsam um seine Stirn schnürte. Als sie auflegten, spürte er bereits jeden Herzschlag in der Schläfe.
    Er machte den Fernseher aus und legte eine Radiohead-Platte auf, hielt die Stimme von Thom Yorke dann aber nicht aus. Stattdessen ging er ins Bad und wusch sich das Gesicht. Dann stand er in der Küche und starrte ziellos in den Kühlschrank. Zum Schluss konnte er nicht länger warten. Er ging ins Schlafzimmer. Der Computerbildschirm erwachte zu neuem Leben und warf sein kaltes, blaues Licht in den Raum. Er bekam Kontakt zur Außenwelt, die ihm mitteilte, dass er eine Mail erhalten hatte. Er spürte ihn jetzt deutlich. Den Durst. Wie ein wütender Köter zerrte er an den Ketten. Er klickte das Symbol des Mailprogramms an.
     
    Ich hätte ihre Schuhe überprüfen sollen. Das Bild muss auf dem Nachtschränkchen gelegen haben, so dass sie es packen konnte, als ich die Waffe lud. Auf der anderen Seite wird das Spiel dadurch ein bisschen spannender. Ein bisschen.
    C#MN
     
    P.S. Sie hatte Angst. Nur dass du das weißt.
     
     
    Harry fuhr mit der Hand in seine Tasche und holte den Schlüsselring heraus. Er trug die Initialen A.A.
     

 
     
     

    Teil 3
     

 
     
     

    Kapitel 20 – Die Landung
     
    Was denken Menschen, wenn sie in die Mündung einer Waffe schauen? Manchmal glaube ich, dass sie überhaupt nicht denken. Wie die Frau heute. »Erschieß mich nicht«, sagte sie. Ob sie wirklich geglaubt hat, dass so ein Gejammer irgendeinen Effekt hat? Auf ihrem Namensschild stand DnB und Cathrine Schøyen, und als ich sie fragte, warum so viele »c« und »h« in ihrem Namen seien, sah sie mich bloß mit ihrem dummen Kuhgesicht an und wiederholte die Worte: »Erschieß mich nicht.« Fast hätte ich die Kontrolle verloren, wie ein Ochse gebrüllt und ihr zwischen die Hörner geschossen.
    Der Verkehr vor mir steht still. Ich spüre den Sitz an meinem Rücken, klamm und verschwitzt. Das Radio läuft, die Dauernachrichtensendung von NRK, doch noch haben sie kein Sterbenswörtchen gesagt. Ich sehe auf die Uhr. Normalerweise müsste ich innerhalb einer halben Stunde in der Hütte in Sicherheit sein. Das Auto vor mir stinkt und ich stelle das Gebläse ab. Die nachmittägliche Rushhour hat begonnen, aber heute fließt der Verkehr noch zäher als sonst. Ist da vorne ein Unfall passiert? Oder hat die Polizei schon Straßensperren aufgestellt? Unmöglich. Die Tasche mit dem Geld liegt unter einer Jacke auf dem Rücksitz. Ebenso die geladene AG3. Der Motor vor mir rußt kräftig, ehe der Fahrer die Kupplung kommen lässt und ein paar Meter vorfährt. Dann stehen wir wieder still. Ich frage mich gerade, ob ich mich langweilen, ängstigen oder wütend werden soll, als ich sie erblicke Zwei Personen überqueren den Streifen zwischen den zwei Spuren. Die eine ist eine uniformierte Frau, der andere ein großer Mann in einem grauen Mantel. Sie werfen wachsame Blicke in die Autos links und rechts Einmal bleibt einer von ihnen stehen und wechselt ein paar freundliche Worte mit einem Fahrer, der offensichtlich nicht angeschnallt war. Vielleicht ist das nur eine Routinekontrolle. Sie kommen naher. Im Radio sagt eine nasale Stimme auf Englisch, dass die Bodentemperatur 40 Grad beträgt und dass man die Vorsichtsmaßregeln gegen Sonnenstich beachten müsse. Automatisch beginne ich zu schwitzen, obgleich ich weiß, dass es dort draußen fies und kalt ist. Sie sind unmittelbar vor meinem Wagen. Das ist der Polizist. Harry Hole. Die Frau sieht aus wie Stine. Als sie vorbeigeht, wirft sie einen Blick auf mich. Ich atme erleichtert aus Will gerade laut lachen, als es an der Scheibe klopft. Langsam drehe ich mich um. Ungeheuer langsam. Sie lächelt, und ich bemerke, dass das Fenster

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