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Die Fährte

Die Fährte

Titel: Die Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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›Exekutor‹ stehen soll. Die gleiche Person scheint auch für den Mord an der Bankangestellten …«
    Harry stellte die Füße auf das kalte Linoleum. Das Gesicht im Badezimmerspiegel imitierte einen späten Picasso.
     
    Beate telefonierte. Sie schüttelte den Kopf, als sie Harry in der Tür erblickte. Er nickte und wollte wieder gehen, doch sie gab ihm ein Zeichen zu bleiben.
    »Trotzdem danke für die Hilfe«, sagte sie und legte auf.
    »Störe ich?«, fragte Harry und stellte eine Tasse Kaffee vor sie auf den Tisch.
    »Nein, ich hab mit dem Kopf geschüttelt, um dir zu sagen, dass es ergebnislos ist. Gerade habe ich mit dem Letzten auf der Liste gesprochen. Von all den Männern, die zu dieser Zeit im SATS waren, erinnert sich nur einer vage an einen Mann in einem Overall. Und der war sich nicht einmal sicher, ob er ihn wirklich in der Garderobe gesehen hat.«
    »Hm.« Harry setzte sich und sah sich um. Ihr Büro war genauso aufgeräumt, wie er es erwartet hatte. Abgesehen von einer wohl bekannten Topfpflanze auf der Fensterbank, deren Namen er nicht wusste, fanden sich hier ebenso wenig schmückende Gegenstände wie in seinem eigenen Büro. Auf ihrem Pult erblickte er einen Bilderrahmen. Er konnte sich denken, wer auf dem Foto war.
    »Hast du nur mit Männern gesprochen?«, fragte er.
    »Wir können doch wohl davon ausgehen, dass er in die Männerumkleide gegangen ist, um sich umzuziehen, oder?«
    »Um dann wie ein ganz normaler Mann durch die Straßen Morristowns zu wandeln, ja. Etwas Neues vom gestrigen Überfall im Grønlandsleiret?«
    »Neues? Das Ganze ist wie eine Wiederholung, würde ich sagen. Die gleichen Kleider und dasselbe Gewehr. Die Geisel als Sprachrohr. Er nahm das Geld aus dem Bankautomaten und brauchte eine Minute und fünfzig Sekunden. Keine Spur. Kurz gesagt …«
    »Der Exekutor«, sagte Harry.
    »Was ist das?« Beate hob die Tasse an und blickte hinein.
    »Cappuccino. Mit einem Gruß von Halvorsen.«
    »Kaffee mit Milch?« Sie rümpfte die Nase.
    »Lass mich raten«, sagte Harry. »Dein Vater sagte immer, dass er niemandem vertraut, der Kaffee mit Milch trinkt?«
    Er bereute es sofort, als er Beates überraschtes Gesicht sah. »Entschuldige«, murmelte er. »Ich wollte nicht … das war blöd.«
    »Also, was machen wir jetzt?«, beeilte sich Beate zu fragen, während sie an dem Henkel der Kaffeetasse herumfingerte. »Wir sind wieder auf Los.«
    Harry ließ sich auf einen Stuhl fallen und starrte auf die Spitzen seiner Stiefel. »Auf ins Gefängnis.«
    »Was?«
    »Ins Gefängnis.« Er richtete sich wieder auf. »Auch wenn du über Los gehst, die 4000 kriegst du nicht.«
    »Wovon redest du?«
    »Die Ereignis-Karten von Monopoly. Die bleiben uns noch. Wir können unser Glück versuchen. Im Gefängnis. Hast du die Telefonnummer vom Botsen?«
     
    »Das ist rausgeschmissene Zeit«, sagte Beate.
    Ihre Stimme hallte an den gemauerten Wänden des Kulvert wider, in dem sie mit Harry Schritt zu halten versuchte.
    »Vielleicht«, erwiderte er. »Genau wie neunzig Prozent einer jeden Ermittlung.«
    »Ich habe alle Berichte und Verhörprotokolle gelesen, die es über ihn gibt. Er sagt niemals etwas. Abgesehen von einer Masse philosophischem Geschwafel, das nichts mit der Sache zu tun hat.«
    Harry drückte auf die Sprechanlage neben der grauen Eisentür am Ende des Tunnels. »Halten Sie Ihren Ausweis in die Kamera«, sagte eine Stimme durch die Sprechanlage.
    »Warum soll ich mitkommen, wenn du mit ihm allein sprechen willst?«, fragte Beate und schlüpfte hinter Harry durch die Tür.
    »Das ist eine Methode, die Ellen und ich immer angewendet haben, wenn wir Verdächtige verhört haben. Einer von uns hat immer das Verhör geleitet, während der andere bloß dasaß und zuhörte. Wenn das Verhör Gefahr lief, sich festzufahren, machten wir Pause. Wenn ich das Verhör geleitet hatte, ging ich nach draußen, während Ellen über ganz andere, alltägliche Dinge zu sprechen begann. Wie den Wunsch, mit dem Rauchen aufzuhören, oder das schlechte Fernsehprogramm. Oder dass sie jetzt, nachdem sie den Kerl rausgeschmissen hatte, die Miete deutlich spürte. Nach einer Weile mit solchem Geschwätz steckte ich den Kopf durch die Tür und gab vor, dass etwas geschehen sei und dass sie allein das Verhör fortsetzen müsse.«
    »Und das hat funktioniert?«
    »Jedes Mal.«
    Sie gingen die Treppe hinauf und kamen in die Schleuse der Gefängnishalle. Der Wärter hinter dem dicken, kugelsicheren Glas nickte ihnen zu und

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