Die Fährte
bereits heruntergekurbelt ist. Merkwürdig. Sie sagt etwas, das aber vom Lärm des Motors vor mir übertönt wird.
»Was?«, frage ich und öffne die Augen erneut.
» Could you please put the back of your seat into an upright Position? «
»Den Sitz?«, frage ich verwirrt.
» We'll be landing shortly, sir .« Sie lächelt wieder und verschwindet.
Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und alles kommt wieder. Der Überfall. Die Flucht. Der Koffer mit dem Flugticket, der in der Hütte bereitstand Die Mail von Prinz, dass die Luft rein ist. Aber dennoch dieser Stich von Nervosität, als ich in Gardermoen eincheckte und meinen Pass zeigte. Die Abreise. Alles hatte wie am Schnürchen geklappt.
Ich blicke aus dem Fenster. Ganz offensichtlich träume ich immer noch ein bisschen, denn einen Moment lang glaube ich, dass wir über den Sternen fliegen. Dann begreife ich, dass das die Lichter der Stadt sind, und beginne an den Leihwagen zu denken, den ich bestellt habe. Sollte ich vielleicht lieber in einem Hotel in dieser großen, dampfenden, stinkenden Stadt übernachten und erst morgen nach Süden fahren? Nein, morgen wäre ich wegen des Jetlags auch nicht wacher. Am besten direkt in den Hafen kommen Der Ort, an den ich will, ist besser als sein Ruf. Dort wohnen sogar ein paar Norweger, mit denen man reden kann Aufwachen und Sonne, Meer und ein besseres Leben um mich haben. Das ist der Plan. Mein Plan jedenfalls.
Ich halte mich an dem Drink fest, den ich retten konnte, als die Stewardess das Tischchen vor mir hochklappte. Aber warum glaube ich dann nicht an diesen Plan?
Der Motorenlärm wird lauter und dann wieder leiser. Ich spüre, dass ich auf dem Weg nach unten bin, schließe die Augen und hole automatisch tief Luft, in Gewissheit, was kommen wird. Sie. Sie trägt das gleiche Kleid wie bei unserer ersten Begegnung. Mein Gott, ich sehne mich bereits nach ihr Dass das eine Sehnsucht ist, eine unmögliche, auch wenn sie leben würde, ändert nichts. Denn alles an ihr war unmöglich Tugend und Wildheit. Haare, die das Licht einzufangen schienen, aber wie Gold glänzten Das trotzige Lachen, während die Tränen über ihre Wangen liefen. Der hasserfüllte Blick, wenn ich in sie eindrang. Ihre falschen Liebeserklärungen und ihre echte Freude, wenn ich nach nicht eingehaltenen Verabredungen doch wieder zu ihr kam Wieder und wieder, wenn ich neben ihr im Bett lag, den Kopf auf dem Abdruck, den ein anderer dort hinterlassen hatte. Aber das liegt lange zurück. Millionen von Jahren. Ich kneife die Augen zusammen, um die Fortsetzung nicht zu sehen. Den Schuss, den ich auf sie abfeuerte. Ihre Pupillen, die sich weiteten, langsam wie eine schwarze Rose, und das Blut, das hervorquoll, nach unten tropfte und mit einem matten Klatschen aufschlug Das Knacken in ihrem Nacken, ihr nach hinten geworfener Kopf. Und jetzt ist die Frau, die ich liebe, tot. So einfach ist das. Aber es macht noch immer keinen Sinn. Das macht es so schön. So einfach und so schön, dass man kaum damit leben kann Der Druck in der Kabine fällt ab und alles spannt sich. Von innen heraus. Eine unsichtbare Kraft, die sich gegen die Trommelfelle und das weiche Hirn presst. Und irgendetwas sagt mir, dass es auf diese Weise geschehen wird. Niemand wird mich finden, niemand wird mir mein Geheimnis entlocken. Mein Plan wird trotzdem zerplatzen. Von innen heraus.
Kapitel 21 – Monopoly
Harry wachte von den Nachrichten aus dem Radiowecker auf. Die Bombenangriffe waren intensiviert worden. Es hörte sich wie eine Wiederholung an.
Er versuchte, einen Grund zum Aufstehen zu finden.
Die Stimme im Radio berichtete, dass das Durchschnittsgewicht der Norweger seit 1975 deutlich gestiegen sei, bei Männern um dreizehn und bei Frauen um neun Kilo. Harry schloss die Augen und dachte an etwas, das Aune einmal gesagt hatte. Dass Eskapismus eigentlich zu Unrecht einen so schlechten Ruf habe. Der Schlaf kam. Das gleiche süße, warme Gefühl wie damals als Kind, wenn die Tür offen stand und er Vater durchs Haus gehen und die Lichter löschen hörte – eines nach dem anderen – und wie es mit jeder Lampe, die ausgemacht wurde, vor seiner Zimmertür dunkler wurde.
»Nach den gewalttätigen Banküberfällen in Oslo in den letzten Wochen verlangen die Bankangestellten jetzt bewaffneten Schutz in den exponiertesten Banken Oslos. Der gestrige Überfall reiht sich in eine Serie von Banküberfällen, hinter der nach Ansicht der Polizei der so genannte
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