Die Fahrt der Slanderscree
alles oder nichts, Ethan. Keine Teilverpflichtungen.«
Er drehte sich um und sah an der Slanderscree vorbei auf die endlose Weite des Eisozeans. Gab es hier noch etwas, das er tun konnte? Irgend etwas Wesentliches, womit er den Tran helfen konnte? Falls er akzeptierte, würde er seine Freiheit verlieren, aber Maxim Malaika hatte das sowieso schon entschieden, indem er ihn auf einen Dauerposten in Brass Monkey gesteckt hatte. Wenn er so besorgt um seine Freiheit war, warum hatte er dann diesen Posten angenommen? Weil er die Möglichkeit bot, sich in zehn anstatt in zwanzig oder dreißig Jahren zur Ruhe zu setzen? Verdammt, Colette bot ihm die Möglichkeit, genau wie Malaika Leute zu kaufen und zu verkaufen.
Wäre er als nominelles Oberhaupt einer der mächtigsten Handelsfamilien des Commonwealth nicht in einer besseren Position, die Tran und ihre Entwicklung zu unterstützen?
Nun gut, was war daran, daß Colette keine berauschende Schönheit war? Sie mochte stattlich sein, aber sie war nicht unattraktiv. Und was hatte körperliche Schönheit überhaupt damit zu tun, den Rest des Lebens mit einem anderen Menschen zu verbringen? Er war selbst kein Drei-D-Star. Das Leben war das, was man selbst und die Partnerin daraus machten – man konnte und sollte es nicht im voraus danach beurteilen, was andere für gut und schlecht, für anziehend und häßlich hielten.
Als er sich wieder zu ihr umdrehte, fand er den erwartungsvollen Blick dieser bemerkenswerten Augen auf sich gerichtet. Es lag eine stumme Bitte darin. Er sah zu September hinüber, der ihn väterlich anlächelte und langsam nickte.
»Ach, zum Teufel, natürlich heirate ich dich.«
Sie warf sich ihm in die Arme. Der Aufprall hätte sie beide beinahe über die Reling geworfen. »Sehr vernünftig«, sagte sie. Dann gab sie ihm einen schnellen, heftigen Kuß und drückte ihn so fest an sich, daß er glaubte, seine Rippen würden brechen.
Einige ihrer Soldaten lächelten und blickten schicklich beiseite. Die Tran auf dem Eisklipper litten nicht unter solchen zivilisatorischen Zwängen. Sie ergingen sich in einer lautstarken Mischung aus zustimmendem Grunzen und Rufen.
Schließlich ließ sie ihn los und richtete den Blick auf Yingyapin. »Dann sind wir uns einig.«
»Unter einer Bedingung.«
Sie sah ihn scharf an. »Welcher?«
»Es darf keine Tran-Zeremonie sein.«
Sie blickte ihn verständnislos und verblüfft an, während Skua September loslachte.
»Einverstanden. Und jetzt wollen wir uns um diesen Auswurf kümmern, der glaubt, er könne eine bewohnte Welt zu seinem privaten Spekulationsobjekt machen. Will sonst noch jemand mit uns kommen?«
»Cheela Hwang sollte als Vertreterin des wissenschaftlichen Stabs dabei sein. Und Hunnar und Elfa. Auch eine junge Tran namens Fernblick, die es verdient, zu sehen, daß wir nicht alle durch Eigeninteresse motiviert sind, denke ich.« Er löste den Strahler von seinem Gürtel. »Ich laß den hier bei Ta-hoding. Bei der Feuerkraft, die du mitgebracht hast, werde ich ihn nicht brauchen.«
»In Ordnung.« Sie sah an ihm vorbei. »Roger!«
Iriole kam herüber und salutierte.
»Sie sind ausreichend über die Vorgänge hier unterrichtet?«
Er zeigte mit dem Daumen auf September. »Ich wurde nochmals kurz instruiert.«
»Was halten Sie davon?«
»Wenn ich das so sagen darf, Chefin, es stinkt.«
»Sie dürfen es so sagen, und Sie haben völlig recht. Wir werden einige Leute in Bürgergewahrsam nehmen. Wir werden die Anlage stilllegen. Da sie in Brass Monkey endlich über Tiefraumkommunikation verfügen, werde ich von dort ins Horn blasen. Ich kenne den Staatsanwalt für den Raumbereich hier. Wir werden einen Polizeikreuzer anfordern, der den Rest dieser Maden in gemütliche Zellen bringt.« Sie stieß eine geballte Faust in die Luft.
»Tran-ky-ky den Tran!« Dann fügte sie mit leiserer Stimme hinzu: »Das tat wirklich gut. Bei Geschäften kann man sich nicht immer sicher sein, daß man das Richtige tut. Solche Unsicherheit gibt es hier nicht. Ein angenehmes Gefühl.«
Hunnar, Elfa, Fernblick und Cheela Hwang wurden an Bord gebracht; die Aussicht, nicht über das Eis, sondern durch die Luft zu fliegen, versetzte die Tran in erwartungsvolle Erregung.
»Roger und seine Leute werden sich hier oben um die Sache kümmern«, informierte Colette sie. »Warum geht ihr nicht unter Deck, bis der Streit vorbei ist?«
»Ich bleibe lieber draußen«, erwiderte Ethan.
»O nein. Ich lasse doch nicht den Kopf meines künftigen
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