Die Fahrt Zu Den Sternen
sein Onkel schon seit je eine ausgesprochene Vorliebe für Frauen gezeigt hatte, deren hervorstechendste Eigenschaften irgendwo südlich ihres Verstandes lagen. Yasmin war Oben-ohne-Tänzerin in einem Nullschwerkraft-Schuppen gewesen, bis Hafiz sie von dort entführt hatte.
»Karina, meine kleine Lilie«, säuselte Hafiz seiner neuen Ehefrau zu, »verausgabe dich um Himmels willen nicht, indem du deine Kräfte dafür einsetzt, mit den Linyaari Verbindung aufzunehmen. Die werden schon früh genug von selbst aufwachen, und ich möchte nicht, daß dein liebliches Gesicht von Erschöpfung gezeichnet wird. Setz dich hier hin und ruh dich etwas aus, ich werde dafür sorgen, daß man dir ein paar leichte Erfrischungen bringt, damit du deine übersinnlichen Energien wieder regenerieren kannst.«
Karina lächelte ihn mit einem von solch strahlender Liebe und Vertrauen erfüllten Gesicht an, daß selbst Rafiks letzte Einwände gegen diese Heirat dahinschmolzen wie Schnee auf Laboue. Er war inbrünstig dankbar dafür, daß ihm das Wort
»Heiratsschwindlerin« doch nicht über die Lippen gekommen war. Niemand, der das Paar richtig betrachtete, konnte bezweifeln, daß sie wahrhaft vernarrt ineinander waren.
Trotzdem, wenn er an die zynisch-bissigen Äußerungen dachte, die sein Onkel früher über Frauen und die Ehe von sich zu geben pflegte, konnte er nicht umhin, sich darüber zu amüsieren, daß jetzt ausgerechnet Onkel Hafiz von der Woge einer zuckersüßen Romanze getragen im siebten Himmel schwebte.
Ohne einen Versuch zu unternehmen, das Schiff der Linyaari zu betreten, verließ die ganze Gruppe kurz darauf den Hangar und kehrte wieder in den großen, an die Brücke der Haven angrenzenden Konferenzraum des Sternenfahrerschiffs zurück.
»Worüber lachst du denn so?« erkundigte sich Calum dort verstohlen bei Rafik, nachdem dieser sich bei Karina mit allem der Frau seines Onkels gebührenden Respekt entschuldigt und sich auf die andere Seite des Raums zurückgezogen hatte, wo er seinem bis eben noch eisern unterdrückten Drang, sich vor Lachen auszuschütten, endlich nachgeben konnte – wenn auch nur mit gedämpfter Lautstärke.
»Über Hafiz«, erläuterte Rafik. »Es ist einfach ein zu köstlicher Anblick, wie er da schnäbelt und gurrt und herumscharwenzelt um diese… ich wollte sagen, um meine geliebte Tante… Dabei hättest du mal die Dichter der Alten Erde hören müssen, die er früher immer zitiert hat, wenn es um das Thema Frauen und Ehe ging. Er hat das Heiraten immer mit dem Kauf eines Pferdes verglichen.« Dann zitierte Rafik aus dem Gedächtnis vier Zeilen des Lieblingspoeten seines Onkels Hafiz:
Wenn ein Roß ist prächtig anzuschaun, in des Händlers engem Stalleslauf,
Erprobt der Jüngling da nicht Temperament und Gang noch vor dem Kauf?
Wenn eine Maid ist prächtig anzuschaun, was ruft der Jüngling da erfreut?
»Ho! Sie ist prächtig anzuschaun – drum gebt sie mir noch heut!«
»Und wenn sie nun einen Sohn bekommt, der dich als Erbe ausbootet?«
»Steht es nicht geschrieben, im Buch des Dritten Propheten:
›Zähle nicht das Licht eines fernen Sterns zu deinem Besitz, denn dieser Stern mag schon lange erloschen sein, wenn sein Licht deine Augen erreichte? Ich war nie so dumm, daß ich fest darauf gezählt hätte, in die Fußstapfen eines gesunden Mannes treten zu können, der noch viele Jahre zu leben hat, Calum. Während ich in Geschäften für Onkel Hafiz unterwegs war, habe ich mir vielmehr längst auf eigene Rechnung eine mittlerweile nicht unbeträchtliche Kreditwürdigkeit und ein recht ansehnliches Vermögen erarbeitet… von dem, wenn ich es recht bedenke, Onkel Hafiz sich möglicherweise sogar etwas wird borgen müssen.« Rafik hob seine Stimme: »Sag mir, Onkel, wie steht es derzeit mit der Liquidität des Hauses Harakamian, nach all den verheerenden Schicksalsschlägen der letzten Zeit?«
Hafiz unterbrach seine eigene, mit gedämpfter Lautstärke geführte Unterredung mit Admiral Ikwaskwan und Johnny Greene: »Von welchen Schicksalsschlägen sprichst du, mein geliebter Neffe?«
»Nun… die Unterbrechung deiner Geschäfte durch den Laboue-Schild… und, ähm, die Bezahlung der…« Rafik geriet ins Stammeln. Er war so fassungslos gewesen, daß ihm sein Onkel die einstige Geistheilerin Karina als seine neue Ehefrau vorgestellt hatte, daß er gar nicht bemerkt hatte, daß in der Zwischenzeit Admiral Ikwaskwan zu ihnen gestoßen war. Und jetzt mußte er hastig die Bemerkungen
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