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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Mackowski
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Anlässe. Ihre Hand strich über eine Reihe von Bügeln und stoppte auf einem dunklen, schmal geschnittenen Kleid mit Cape, das sie seit Jahren nicht mehr getragen hatte. Unschlüssig, ob sie es tragen sollte oder nicht, zog sie es schließlich doch von der Stange und schlüpfte hinein.
    Ihr Spiegelbild zeigte eine Erscheinung, die etwas Nonnenhaftes an sich hatte. So hatte sie sich noch nie gesehen!
    Als der Kommissar wenig später in der Tür stand und sie nach einer Stelle abtastete, an der er das Mikro befestigen konnte, war Sarah so aufgeregt, dass sie keinen geraden Satz herausbrachte. Sie wusste, wie sie in diesem Kleid wirken würde.
    Unantastbar, aber doch verführerisch. Viel zu nobel für einen Abend in dieser Hotelbar, doch es war zu spät, um sich noch einmal umzuziehen. Glücklicherweise nahm Karlich kaum Notiz von ihr, zumindest tat er so. Auch über Georg verlor er kein Wort.
    »Ein kurzer Soundcheck«, sagte Bruno und hielt den Kopf dabei merkwürdig schief. »Noch irgendwelche Fragen?«
    »Nein.«
    »Zwei Worte bitte, wenn ich draußen bin.«
    Dann verließ er die Wohnung. Die Tür fiel ins Schloss.
    »Victoria’s Secret«, flüsterte Sarah, als sie wieder allein war, und ging zum Fenster. Sie beobachtete, wie Bruno nickte, die Wagentür öffnete und ihr von unten ein Zeichen gab.
    Er hatte sie verstanden.

38
    F RANÇOIS WAR IN DER N ÄHE der alten Stadtbrücke, schlenderte zum Hotel und erkannte sie schon von weitem durch die Glasfront des Entrees.
    Sarah in ihrem schwarzen Samtcape. Ihr Kopf steckte noch in einer weiten Kapuze, das Gesicht lag im Dunkeln.
    François schob die Tür zum Hotel Orient auf.
    Das kleine Mikro an seiner Brust zählte seine Herzschläge. Es war kein guter Gedanke, dass die Polizei bald alles mithören und aufzeichnen würde, was ihn bewegte, doch nach und nach vergaß er.
    Wie sie lächelte, wie sich zwei blasse Finger am Knopf unter ihrem Kinn zu schaffen machten, das Cape ablegten und stückweise Haut freigaben! Das alles kam ihm wie retuschiert vor. Ihr halb entblößter Rücken, eine unfassbare Bogenlinie. Am liebsten wäre er geflüchtet vor diesem Anblick, aber er war ihr schon zu nahe und hatte den Türknauf in der Hand.
    Der Alte an der Rezeption, der mit schwarzen Strippen einer ausrangierten Telefonanlage hantierte, fragte nach seinen Wünschen.
    »Wir trinken nur was«, sagte François.
    »Eine Flasche Champagner vielleicht?« Sarah deutete auf die Bar.
    Ihre Stimme hatte denselben Klang wie damals im Krankenhaus, als er sie an seinem Bett stehen sah. Aber diesmal lag etwas Verstörendes darin. Sie streckte ihm eine Hand entgegen. Er ergriff die Hand und ließ sich von Sarah auf einen schweren, ledernen Barhocker ziehen.
    Kurz vor neun.
    François zählte die Rosen auf der Tapete, um sich zu vergewissern, ob alles echt, alles real war. Dann konzentrierte er sich auf die Geräusche.
    Die Straße hinter den schweren roten Vorhängen blieb still. Nur ein glucksendes, weibliches Lachen war zu hören, das sich wiederholte und näher kam, dann abrupt aufhörte.
    »Ich brauch was zu trinken«, bettelte eine junge Stimme. Eine Frau stolperte in den Raum. Sie war beschwipst und hüpfte auf einem Bein barfuß in Richtung Theke.
    François erkannte Svetlana, hinter ihr einen schlanken Mann mit Bart, ungelenk in seinen Bewegungen.
    »Bourbon mit Eis«, sagte Svetlana, zwinkerte François zu, und der Mann, der ihren rechten Schuh in der Hand hielt wie der Prinz, der Aschenputtel freien wollte, folgte ihr.
    Svetlana hob gebieterisch den Arm. »Komm. Der Schuh«, sagte sie. »Gib ihn mir.«
    Der Mann beugte sich zu ihrem Fuß. Die Frau schlüpfte in den Schuh, seufzte zufrieden und nahm Platz. Ein durchsichtiger, glitzernder Schal rutschte auf ihren Schoß. Er legte ihn ihr wieder um die Schultern und sah sie ehrfürchtig an. Als sie aber dem Mann von hinten in das dunkle Haar fassen wollte, hielt er sie brutal am Handgelenk fest, drückte ihr den Arm in die Seite und starrte stur auf die Wand.
    Vor ihm das Bild einer großen, fliehenden Nackten mit angedeuteten Brüsten. Der Mann wirkte wie gelähmt. Er schien seinen Kopf nicht mehr bewegen zu können. Seine schlaksigen Arme und Beine, seine Hände, die sich eben noch an einem Aschenbecher festhielten und dann langsam Krümel von der Theke in das Gefäß sortierten, verharrten plötzlich.
    François hatte das Gefühl, diesen Mann zu kennen. Er sah zu Sarah, die von ihrem Barhocker gerutscht war und sich jetzt langsam

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