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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Mackowski
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wurde?«, fragte Karlich.
    »Dass das ganze Arrangement dieser Leiche die erotische Fantasie einer Frau ist«, sagte Sarah, »das ist doch unwahrscheinlich.«
    »Aber auch nicht ganz auszuschließen.«
    Karlich seufzte und legte eine Pause ein.
    »Patrizia Heral«, sagte er und schüttelte den Kopf.
    »Nein, die singt ab und an mal ein paar falsche Töne und spielt Oper bis in die Amtsstube unseres Präsidiums. Eine Wahnsinnige! Ausgeschlossen!«
    »Aber Svetlana hat mir erzählt, dass der Typ während der gesamten Behandlung Opernmusik laufen ließ«, sagte François. »Ist das wichtig?«
    Karlich nickte, doch es war ein unentschiedenes, höfliches Nicken, das darauf schließen ließ, dass er diesem Detail nicht viel Bedeutung beimessen wollte.
    »Patrizia hat ein virtuoses Geständnis abgelegt, das sich in den meisten Punkten widerspricht«, sagte er.
    »Richtig, aber vielleicht wollte sie uns absichtlich verwirren«, fing Semir wieder an, »und diese Widersprüche waren reine Berechnung?«
    »Wozu?« Sarah war aufgebracht. »Das ergibt doch gar keinen Sinn!«
    »Warum? Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Täter auf diese Weise auf sich aufmerksam macht, um sich durch bizarre Selbstbezichtigungen aus der Affäre zu ziehen«, konterte Semir. »Die hat doch absichtlich verrückt gespielt, nur um von sich abzulenken.«
    »Diese Patientin leidet unter einer schweren Störung«, sagte Sarah schroff. »Wir hatten den Verdacht doch schon längst wieder fallen gelassen, oder wollen Sie mir vielleicht etwas anderes sagen, Herr Aydin? War das eben ein Angriff auf meine Arbeit? Sie denken, dass ich in Verruf komme wegen dieser Geschichte mit Heral, oder zumindest wünschen Sie sich das?«
    Betretenes Schweigen. Sarah hatte sich ein Blöße gegeben und hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst.
    »Bitte, das reicht jetzt«, sagte Karlich. »Sicher ist, dass wir den Täter aus der Schnittmenge ermitteln sollten, die sich aus den Freiern von Irene und dem Umfeld von Sarah ergibt. Die Sache mit dem Duft wird uns da sicher weiterhelfen, und ich schlage vor, dass wir Svetlana observieren lassen und ihren Kunden mit Sarah konfrontieren.«
    Dann blätterte er in einem kleinen, ledergebundenen Notizbuch.
    »Tja«, sagte er verlegen. »Da wäre noch was.«
    Karlich schien etwas auf der Zunge zu liegen, etwas, das ihm sichtlich zu schaffen machte. Sekunden vergingen, bevor er damit rausrückte.
    »Kann ich dich mal was fragen, Sarah?«
    »Sicher!«
    Der Kommissar suchte nach Worten, brachte für das, was nun folgen sollte, eine Entschuldigung nach der anderen hervor, doch dann fasste er sich ein Herz.
    »Recherchen haben ergeben … unsere Ermittlungen besagen … dass … Georg Mildner regelmäßig im Hotel Orient abgestiegen ist und mit Irene stundenweise Zimmer gebucht hat. Ich möchte dich nicht kränken, aber wäre es nicht möglich, dass es sich hier um eine Beziehungsgeschichte zwischen dir und Georg handelt, um eine Krise, in der er sich an eine Frau gewandt hat, die dir ähnlich sieht?«
    Sarah spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Dann lachte sie heiser auf.
    »Georg?«
    »Vielleicht hat sich Georg ein Abenteuer erlaubt und, sagen wir im Affekt, und stellvertretend, sozusagen aus Rache für deine, für deine … Zurückweisung diese Irene umgebracht?«, sagte Karlich. »Außerdem hat er ungehindert Zugang zu deinem Parfüm, das in Österreich gar nicht erhältlich ist.«
    »Georg?«, fragte Sarah, diesmal entschieden lauter. »Das ist doch …«
    Sie war außer sich. »Georg, ein Mörder? Das geht zu weit. Wie kannst du es wagen! Sag doch gleich, dass du mir kündigen willst. Willst du das?«
    Karlich schwieg.
    Semir Aydin schnalzte leise mit der Zunge und war jetzt erst recht obenauf. »Einen Kognak, Frau Doktor?«
    Sarah schob angewidert ihren Teller beiseite, auf dem sie ein halb angebissenes Croissant zerbröselt hatte und machte mit der ausgestreckten Hand eine dramatische Handbewegung.
    »Nein danke, Herr Aydin.«
    Bruno hatte den Kopf gesenkt.
    »Jeder hätte sich unter dem Namen Mildner im Orient ein Zimmer nehmen können«, sagte Sarah, »und wieso sollte sich ausgerechnet Georg mit einer BWL-Studentin treffen, die sich als Hure ausgibt. Hast du das erfunden, Bruno?«
    »Nein, wieso sollte ich«, sagte er.
    Dann warf sie einen hilfesuchenden Blick auf François.
    »Soviel ich weiß«, sagte François vorsichtig, »und das hat mir Sarah erst heute morgen erzählt, soviel ich weiß, sind Sie selbst einer der

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