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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Mackowski
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zwischen ihn und diesen Fremden schob. Was sollte das? Sie nahm die Hand des Fremden und legte sie in ihre. Der Mann atmete hörbar aus, seine Augen schwammen in einem feuchten Schleier.
    »Wollen Sie den Abend nicht lieber mit mir verbringen?«, hörte er sie fragen.
    »Ich muss gestehen«, sagte der Mann.
    Das war doch seine Stimme!
    »Ich muss gestehen«, wiederholte er.
    »Ich hoffe, ich bin nicht …«
    Sarah Rosen legte ihm einen Finger auf die Lippen und fuhr ihm mit der freien Hand zärtlich über seinen Bart.
    Der Mann ließ es geschehen.
    »Mir ist Hugo Wolf übrigens zu schwülstig«, sagte sie und hielt im selben Moment ein Büschel Haare in der Hand. Danach knautschte sie den künstlichen Bart, der eben noch seine Züge verborgen hatte, zu einem Knäuel zusammen.
    François fühlte sich merkwürdig beklommen. Der Raum zerfloss und mit ihm Rosen, die Finger und Worte.
    »Das Ensemble der Sinne«, sagte Sarah, »beschränkt sich auf wenige Instrumente. Auf einen bekannten Geruch oder einen bestimmten Geschmack. Das alles sind Erinnerungen! Glauben Sie mir, Herr Wolowiec!«
    Unsinn, dachte François und rümpfte die Nase. Das hatte er doch schon einmal gehört.
    Der Verrückte bewegte sich langsam und irgendwie tollpatschig.
    »Es war hier«, sagte er. »Genau wie jetzt, und der Barkeeper hatte ihre Lieblingsmusik aufgelegt. Dass sie ausgerechnet Opern mochte. Irene war nicht wie die anderen, wissen Sie?«
    »Worüber waren Sie erstaunt?«, fragte Sarah.
    Der Mann warf François Satek einen ängstlichen Blick zu. Dann konzentrierte er sich wieder auf Sarah, als wollte er sie hypnotisieren. »Ich weiß, dass Sie mich lieben«, sagte er, »aber glauben Sie mir, ich wollte das nicht. Ich wollte sie nicht töten. Das mit Irene, das war ein Unfall. Alles, was ich wollte, war, für sie da zu sein. Ich wollte für sie sorgen. Sie wusste, dass sie es nur von mir bekommen konnte.«
    »Meinen Sie eine bestimmte Behandlung?«, fragte Sarah teilnahmslos und nippte an ihrem Glas Champagner.
    »So habe ich Sie noch nie gesehen«, sagte der Irre. »Das Kleid, dieses Kleid!«
    Er streckte seine Hand aus, zog sie aber wieder ruckartig zurück.
    »Gefällt es Ihnen nicht?«, fragte Sarah.
    »Irene mochte kein Schwarz«, sagte er. »Sie liebte kräftige Farben. Wir … wir konnten uns auf Violett einigen.«
    »Sie meinen den Nagellack?«
    »Nein, ihren Lippenstift. Sie sagte, rot nicht, das trägt jede, mach sie doch lila, und dann hat sie mir den Lippenstift gegeben. Sie öffnete die Lippen …«
    »Und Sie haben sie geschminkt«, vollendete Sarah den Satz.
    »Sehen Sie!« Der Mann zeichnete in der Luft ihr Gesicht nach. »Dieselben rotblonden, halblangen Haare, sogar die Sommersprossen, diese helle, empfindliche Haut. Ich wollte … ich bin …«
    Ein perverses Schwein, dachte François und beobachtete, wie Wolowiec seine Krawatte lockerte. Auf seinem Hals hatte sich ein rosa Fleck gebildet, und das Blut, das ihm in den Hals stieg, machte den Fleck noch intensiver.
    »Ich … ich … bin … von dem Mann da … gestört worden«, sagte er überreizt und deutete mit ausgestrecktem Finger auf François. »Ich wusste, wann Sarah Dienst hatte, ich wusste, wann ihre Notdiensttage waren, alles war perfekt.«
    Einen Moment lang rang er nach Worten, dann redete er weiter. »Ich habe Irene angerufen. Wir wollten uns hier treffen. Als ich ankam, sehe ich sie mit demselben Kerl wie aus dem Krankenhaus. Der da!«
    Wolowiec zeigte wieder auf François.
    »Es war furchtbar. Den ganzen Abend bin ich ziellos durch die Straßen gelaufen. Ich wollte Ihnen …«
    Der Mann wirkte immer verrückter.
    »Ich wollte ihr einen Antrag machen, ihr beweisen, dass ich anders bin, anders als all die anderen!«
    Dann schwieg Wolowiec. Ein nach innen gekehrter Ausdruck lag in seinem Gesicht.
    »Sie haben mich mit ihr verwechselt«, sagte Sarah und wartete, bis er wieder reden konnte.
    »Ich wollte, dass sie damit aufhört.«
    »Womit sollte sie aufhören?«, fragte die Therapeutin leise.
    »Ich wollte, dass sie mich … liebt.«
    Schweigen.
    »Ich, ich, ich … hab ihr eine dieser Rosen gekauft, die Verkäufer in Bars und Restaurants anbieten, und bin damit nachts in den Park. Ich dachte, dass sie das freuen würde. Ich wollte, dass sie mich liebt.«
    Wolowiec schluckte.
    »Sie war laufen. Als sie mich sah, hielt sie an. Sie lächelte.«
    Dann redete er wie ein Märchenonkel und bekam wässrige Augen.
    »Ich reichte ihr zuerst die Rose. Sie hatte Angst,

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