Die falsche Tochter - Roman
ich habe eine Verabredung zum Abendessen mit deinem Vater.«
Er setzte sich. »Du und Dad … ihr verabredet euch?«
»Nur zum Abendessen. Wir wollen einfach nur zwanglos miteinander zu Abend essen.«
»Dein Kleid sieht aber nicht danach aus.« Doug blickte seine Mutter schmunzelnd an. »Dad werden die Augen aus dem Kopf fallen, wenn er dich sieht.«
»Gefällt dir das Kleid? Ich habe es erst zwei Mal bei geschäftlichen Anlässen getragen.«
»Du siehst hinreißend aus. Wirklich, du bist wunderschön, Mom.«
Vor Überraschung traten Suzanne die Tränen in die Augen. »Ach, ich bitte dich.«
»Nein, wirklich, das hätte ich dir eigentlich jeden Tag sagen müssen. Ich hätte dir auch jeden Tag sagen müssen, dass ich dich liebe und dass ich stolz auf dich bin.«
»Oh Douglas!« Sie drückte die Hand auf ihr Herz. »Jetzt war die halbe Stunde, die ich auf mein Make-up verwandt habe, völlig umsonst.«
»Es tut mir Leid, dass ich es dir nicht öfter gesagt habe. Ich hatte immer Angst, dass du mir an allem die Schuld gibst.«
»Dir die Schuld –« Tränen rannen Suzanne über das Gesicht, als sie ihre Wange auf seinen Scheitel legte. »Oh, Douglas, nein! Mein armer kleiner Junge«, murmelte sie. »Mein süßer kleiner Junge, ich habe dich so allein gelassen.«
»Das stimmt doch nicht, Mom.«
»Doch, das habe ich getan. Es muss schrecklich für dich gewesen sein. Oh, Baby.« Sie küsste ihn auf die Wangen und umfasste sein Gesicht mit den Händen. »Ich habe dir nicht eine einzige Minute lang die Schuld gegeben. Nie, das schwöre ich dir. Du warst doch noch ein kleiner Junge.« Sie küsste ihn auf die Stirn. »Ich liebe dich, Doug, und es tut mir Leid, dass ich es dir nicht jeden Tag gesagt habe. Es tut mir Leid, dass ich nicht mit dir über meinen Kummer geredet habe. Ich habe dich und deinen Vater und alle anderen ausgeschlossen. Und als ich versuchte, mich wieder zu öffnen, war es zu spät.«
»Es ist nicht zu spät. Setz dich, Mom. Komm, setz dich.« Er ergriff ihre Hände, als sie sich auf dem Stuhl neben ihm niederließ. »Ich werde Lana Campbell heiraten.«
»Du –« Sie drückte seine Hand und rief lachend und weinend zugleich aus: »Oh, mein Gott! Du heiratest ! Warum trinken wir eigentlich Kaffee? Ich habe auch Champagner im Haus.«
»Später. Später, wenn wir alle zusammen sind.«
»Ich freue mich so für dich. Dein Großvater wird völlig außer sich vor Freude sein. Oh, ich kann es gar nicht erwarten, es Jay zu erzählen. Wir feiern eine Party. Wir …«
»Immer mit der Ruhe, alles zu seiner Zeit. Ich liebe Lana, Mom. Seit ich mich in sie verliebt habe, habe ich mich völlig verändert.«
»So sollte es auch sein. Meine Güte, ich brauche ein Taschentuch.« Sie stand auf und nahm ein Päckchen Taschentücher aus der Schublade. »Ich mag Lana sehr gern, ich habe sie immer schon gemocht. Und ihr kleiner Sohn –« Sie brach ab. »Oh, dann bin ich ja Großmutter!«
»Ja. Wie findest du das?«
»Lass mir eine Minute Zeit.« Sie presste sich die Hand auf
den Bauch und atmete tief durch. »Ich glaube, ich finde es gut«, stellte sie fest. »Ja, ich glaube, es gefällt mir.«
»Ich bin verrückt nach dem Kleinen. Setz dich wieder, Mom. Ich muss dir noch mehr erzählen. Über Jessica.«
»Callie.« Suzanne trat an den Tisch und setzte sich wieder hin. »Wir sollten sie Callie nennen.«
29
»Wohin mag sie gegangen sein?« Callie ging in Jakes Arbeitszimmer auf und ab. »Nach Charlotte kann sie nicht zurück, jetzt, wo ihre Mutter verhaftet worden ist. Ihr Vater lebt nicht mehr. Meint ihr, sie würde es riskieren, das Land zu verlassen, um auf die Caymans zu fliegen?«
»Dort käme sie möglicherweise an Geld«, erwiderte Lana. »Und das kann sie brauchen, wenn sie auf der Flucht ist.«
»Eine Sache verstehe ich nicht«, sagte Callie. »Carlyle war krank und weitestgehend außer Gefecht gesetzt. Aber wenn keiner mehr mit dem Babyhandel Geschäfte gemacht hat, warum hat man sich dann so bemüht, mich von meinen Nachforschungen abzuhalten? Bis ich Carlyle gefunden und genug Beweise gehabt hätte, um ihn der Polizei zu übergeben, wäre er doch sowieso tot gewesen.«
»Es ist doch ganz logisch, dass seine Verbindungsleute fürchteten, entdeckt zu werden«, erwiderte Jake. »Sie hätten nicht nur ihr Ansehen verloren, sondern wären womöglich sogar verhaftet worden. Und falls doch noch jemand mit dem Geschäft weitergemacht hat, müsste er erst recht fürchten, entdeckt zu werden.
Weitere Kostenlose Bücher