Die Falsche Tote
bekommen, also fährst du zu Bokmagasinet. Das liegt in der Hornsgatan in Södermalm, genau dort also, wo der Roman spielt. Das ist doch eine naheliegende Idee, oder?«
Kjell nickte. »Daran ist also nichts Mystisches. Interessant für uns ist, dass wir über zwei Wege auf Skarpnäck gekommen sind.«
Henning räusperte sich. »Obwohl ich die Literatur liebe wie kein zweiter, möchte ich auf ein kleines Problem hinweisen. Es gibt in Skarpnäck eine Josefin und zwei Klaras. Keine von ihnen ist unter fünfzig.«
»Also Aisakos«, folgerte Sofi. »Er hat Klara oder vielleicht Josefin den Gedichtband geschenkt, den wir in Josefins Zimmer gefunden haben. Und vielleicht auch diesen ersten Roman. Das hat ihr gefallen, also ist sie losgezogen, um sich den nächsten Roman zu kaufen und noch mehr Gedichtbände.«
Barbro fand das einleuchtend, denn die Dichterin Ylva Karlsson hatte viele solcher Gedichte in ihre Romane eingebaut.
»Dann lässt du unsere dreißig Assistenten mit dem Bild von Aisakos durch Skarpnäck ziehen«, beschloss Kjell. »Und die anderen Bilder zeigen sie am besten auch gleich herum. Henning, du fährst mit Per raus und nimmst dir die Wohnungen vor. Es ist besser, wenn das ein erfahrener Polizist macht. Sofi und Barbro kümmern sich um die Friseurspur. Ich hole für Henning die Beschlüsse und bereite die Pressekonferenz vor.«
»Gibt es schon einen Termin?«, fragte Barbro.
»Gegen neun live in Aktuellt. Ich bin eher dagegen, aber Sten hat Druck vom Justizministerium bekommen.«
»Aber was willst du erzählen?«
»Dass die JK-Tochter weg ist und die Tätigkeit des JK deshalb ruht. Das wird die Schweden bestimmt interessieren.«
61
Als Sofi und Barbro um halb zehn den Salon in der Sturegatan 38 betraten, saßen bereits einige Kunden auf ihren Stühlen. Fast alle Möbel und auch der Boden glänzten weiß. Das einzige Schwarze im Raum war Sofis Haar. Der Service war so hochklassig, dass immer jemand an der Rezeption stand und in Richtung Tür lächelte.
Barbro übernahm die Führung, weil sie wusste, dass Sofi in solchen Situationen immer von einer Scheu gepackt wurde, die sie in ein värmländisches Landmädchen verwandelte.
»Wir sind von der Reichskriminalpolizei und interessieren uns für einen Termin am sechsten Juli«, sagte sie zu der jungen Frau.
Die begann sogleich, im Terminkalender zu blättern. »Sechster Juli. Das sind ja noch elf Monate. So weit in der Zukunft machen wir keine Termine.«
»Ein kleines Missverständnis. Wir wollen keinen Termin im nächsten Jahr. Am vergangenen sechsten Juli war eine junge Frau mit dunklen Haaren bei euch, zwischen zwei Uhr und halb vier. Sie hatte Schneiden und wahrscheinlich Farbe.«
»Strähnen«, präzisierte Sofi.
»Das reicht nicht. Das dauert mindestens drei Stunden.«
»Dann halb vier minus drei Stunden. Halb eins. Sie hat wahrscheinlich euer Telefon benutzt.«
»Kann sein. Das kommt oft vor.«
»Dass eure Kunden mit eurem Telefon telefonieren, kommt oft vor?«
Die Angestellte nickte. »Wenn sie am Waschbecken sitzen, und es eine Verspätung gibt, dann wollen sie oft jemandem Bescheid sagen. Und dann bringen wir ihnen das Telefon. Ihr eigenes steckt meist in der Tasche an der Garderobe.«
»Verstehe«, sagte Sofi. »Wir müssen euren Terminkalender prüfen.«
Die Angestellte nickte und bedeutete ihnen, ihr zu folgen. Sie führte Sofi und Barbro in einen Hinterraum, der zugleich Büro und Lager war. Dort lag ein Stapel dicker Papierbögen in einem Regal. Die Angestellte blätterte darin. Sofi erkundigte sich nach ihrem Namen. Sie hieß Tindra. Tindra hatte den Stapel durch und schüttelte bedauernd den Kopf.
»Es reicht nur bis zum Fünfzehnten. Wir schmeißen die Tagesplaner nach einigen Tagen weg. Ihr seht ja, wie viel Platz die Dinger einnehmen.«
Barbro seufzte.
»Wenn sie Strähnen hatte, gibt es auch eine Karteikarte«, schlug Tindra vor. »Wie heißt sie denn?«
»Klara. Den Nachnamen kennen wir nicht.«
»Das ist sehr schlecht«, fand Tindra und lotste sie zu einem Schrank. Er war voller Karteikästen. »Alles nach Anfangsbuchstaben des Nachnamens geordnet.«
Es war noch schlimmer. Nach einigen Stichproben stellte sich heraus, dass der Vorname nur bei Namen der Svensson-Kategorie als Unterscheidungskriterium notiert wurde.
»In der Regel notieren wir nur den Nachnamen und die Telefonnummer. Mehr als diese beiden Information brauchen wir nun mal nicht.«
»Aber bei jedem Besuch tragt ihr etwas ein, oder?«, fragte Sofi
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