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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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aufzuschnappen, was dahinter vor sich ging. Die Frau hatte irgendwie eigenartig gewirkt. Machten die da drinnen eine Drogenparty? Prostitution? Sie hatte die Umrisse zweier Menschen über die Schulter der Frau hinweg erkannt.
    Nach zwei Minuten näherten sich Sirenen, und bald darauf hörte sie Stiefeltrampeln. Drei Männer und eine Frau, Sofi schilderte ihnen, was geschehen war. Zwei der Männer begutachteten sogleich die Tür, die anderen stellten sich mit der Waffe in Position. Der Schwerste von ihnen nahm Anlauf. Die Tür brach sofort. Alle vier strömten in die Wohnung. Innen wurde geschrien, die Männer brüllten Kommandos. Sofi folgte ihnen. Es war eine ganz normale Wohnung, die nur aus einem Zimmer bestand. Zwei Frauen saßen aneinandergedrängt auf einem langen Sofa und starrten auf die Pistolen, die die Polizisten auf sie gerichtet hatten. Die Polizistin stand dicht vor ihnen und fragte laut nach ihren Ausweisen. Sofi stellte sich vor den niedrigen Sofatisch und legte die Zeichnung darauf.
    »Wer ist das? Kennt ihr diese Frau?«
    Die beiden starrten sie an. Sofi wiederholte die Frage. Die beiden schüttelten nacheinander den Kopf. Die Polizistin brüllte wieder nach den Ausweisen, zuerst auf Schwedisch, dann auf Englisch und zuletzt in Polizei-Esperanto, das Sofi aus ihrer Zeit in Norrmalm wiedererkannte. Die linke der beiden erhob sich zögernd und ging zur Kommode. Sie hatte Sofi auch die Tür vor der Nase zugeschlagen. Der Pass hatte eine eigenartige Farbe.
    »Elvira Muharremi«, las die Polizistin daraus laut vor. »Albanien. Aufenthaltserlaubnis bis zum Ende des nächsten Jahres.«
    Die beiden Männer forderten von der anderen wieder den Pass. Sie schien etwas jünger zu sein und war auf dem Sofa erstarrt.
    »Hier muss noch jemand sein«, sagte Sofi. »Ich habe drei gesehen.«
    Der dritte Polizist öffnete die Balkontür. »Sie ist hier!«, schrie er und trat hinaus.
    Sofi folgte ihm.
    »Sie ist über das Geländer geklettert. Da hängt sie.«
    Sofi beugte sich über das Geländer. Diese war noch jünger, und alle drei sahen Klara sehr ähnlich. Das Mädchen hing zwischen den Stockwerken und hatte sich am Fassadengitter festgekrallt. Sie zitterte. Sofi streckte die Hand aus und sprach leise auf sie ein. Das Mädchen blickte nach unten. Nein, rief Sofi. Es waren mindestens acht Meter bis nach unten. Sie konnte nicht weiter hinabklettern, es gab keine Griffmöglichkeiten mehr. Das Stockwerk darunter konnte sie nie und nimmer erreichen. Sofi ging hinein.
    »Elvira? Verstehst du mich?«
    Die Älteste nickte.
    »Geh raus und sag ihr, dass sie wieder hochklettern soll!«
    Elvira stürmte hinaus und schrie auf, als sie das Mädchen an der Fassade hängen sah. Sie schrie etwas in einer fremden Sprache, wahrscheinlich Albanisch. Das Mädchen blickte wieder hinab und dann antwortete es etwas, das verzweifelt klang.
    »Sie kann nicht, sagt sie.«
    »Sie soll nicht hinabsehen!«, rief Sofi. »Sie muss jetzt hochklettern, bevor ihr die Kraft ausgeht.«

65
    Kjell hatte sich für den Fußweg entschieden. Während er mit strammen Schritten die Hantverkargatan hinablief, konnte er sich für den Abend geschmeidige Worte zurechtlegen.
    Das Gefühl hatte bereits gestern Abend begonnen, sich in seinem Magen breitzumachen. Ein recht empfindlicher Magen. Wenn sich dort Gefühle breitmachten, war er besser beraten, nicht jedesmal darauf zu hören. Aber diesmal war es immer stärker geworden, das Gefühl, etwas übersehen zu haben. Wir haben irgendeinen Zusammenhang völlig verkannt. Als er das Stadthaus passierte und die Brücke überquerte, erkannte er, dass er die gesamte Ermittlung noch einmal in Gedanken durchgehen musste. Rückblickend kam es ihm vor, als wäre alles rasend schnell gegangen, dabei konnte er sich gut erinnern, wie quälend er die ersten Fortschritte gefunden hatte. Als er die Altstadt erreichte, war er sich ganz sicher. Mit dem Tatort stimmte etwas nicht. Mit der Wohnung von Josefin, oder mit den Funden darin.
    Die Gassen der Altstadt verhinderten jedoch, dass er weiterdenken konnte. Wann war er zuletzt hier gewesen? Das musste im Frühling gewesen sein, als er mit Linda in diesem Lokal gegessen hatte. Viele Gassen waren so krumm, dass der Blick nur einige Schritte weit reichte und man wohl oder übel bis zum Ende gehen musste, wenn man wissen wollte, wohin sie führten. Kjell sah auf den Zettel. Själegårdsgatan 8. Dem Plan nach lag das gleich bei der deutschen Kirche. Er kannte zwar die Gegend, hatte

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