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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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und fächelte sich mit der Kundenkarte einer Frau Marklund Luft ins Gesicht.
    »Ja, Datum, Farbe, Technik, Einwirkzeit und Preis.«
    »Dann müssen wir alle Karten nach dem Datum durchsuchen«, sagte Barbro und zog sich auch eine Fächelkarte aus der Schublade.
    »Das sind mehr als tausend!« Auch die Angestellte erkannte jetzt, dass dies nicht ihr Lieblingsarbeitstag werden würde. »Die Eintragung kann oft nur der entziffern, der sie auch geschrieben hat.«
    »Kannst du deine Kollegen nicht mal fragen, ob sich jemand an sie erinnert?« Sofi zog die Zeichnung aus ihrer Tasche.
    »Keine Chance. Wenn ein Kunde aus der Tür ist, haben wir ihn sofort vergessen. Alle hier kommen aus London. Just fill the chairs with bodies! Oft sagen Kunden, sie wollen genau das Gleiche wie beim letzten Mal, und ich kann mich nicht mal erinnern, dass der schon mal da war. Das ist eben so, wenn man am Tag fünfzehn Kunden hat.«
    »Wenn ihr die Terminkalender nicht aufbewahrt, dann muss es doch eine Kassenabrechnung geben, oder?«
    Damit hatte Sofi Tindra anscheinend auf eine Idee gebracht. Sie fiel vor einem anderen Regal auf die Knie und zog einen riesigen Karton hervor. Darin wühlte sie in den Quittungen.
    »Die Quittungen des Tages werden am Abend nach der Abrechnung mit einem Klebestreifen umwickelt und landen dann hier drin.«
    Gemeinsam wühlten sie nach dem sechsten Juli. Alles war staubig und voller Haare. Barbro wühlte ein bisschen weniger tief als die anderen.
    »Da ist es!«, rief Tindra.
    »Ganz schön viel!«, fand Sofi. »Da sind ja Bons dabei.«
    »Ja, wenn jemand mit Karte bezahlt, heften wir den Bon an die Quittung.«
    »Und das sind wirklich alle Kunden, die an diesem Tag dawaren?«
    »Klar, wegen der Steuer.«
    »Deswegen ja«, hüstelte Barbro.
    »Ihr habt bestimmt Glück. Fast jeder bezahlt mit Karte.«
    »Den nehmen wir mit«, sagte Sofi und stemmte sich aus der Hocke. »Wir kommen wieder.«

62
    Henning Larsson stieg im Horisontvägen in Skarpnäck aus dem Wagen und brachte den Sitz seiner Hose in Ordnung. Das war ein Reflex aus den Tagen seiner Ehe. Seine Frau hatte ihm immer Falten reingebügelt, da sah es blöd aus, wenn die nicht in der Mitte saßen. Seit zwei Jahren waren an Henning Larsson zwar Falten, aber keine Bügelfalten mehr zu sehen.
    Hier glich ja ein Haus dem anderen! Alle Gebäude waren aus roten Ziegeln erbaut, nur der Lack an den Eingangstüren variierte, damit man sein eigenes Zuhause wiederfand.
    Hinter ihm hatte Per seinen Transit abgestellt. Zusammen mit dem Polizeischlosser suchte er auf der Ladefläche seine Ausrüstung zusammen.
    Als sie endlich fertig waren, faltete Henning die Liste auf. »Nummer eins ist Nikolina Kovacevic. Skarpnäcks Allé. Das ist da vorn um die Ecke.«
    Per und der Schlosser hatten die Hände voll mit Werkzeugkästen. Als an der Ecke klar wurde, dass es doch noch ein Stück war, fluchte Per und lief zurück zum Wagen. Während Henning zu Fuß weiterging, überholte ihn Per im ersten Gang und parkte vor der Haustür.
    Oben klingelte Henning dreimal kurz und dreimal lang, klopfte mehrmals und klingelte schließlich bei der Nachbartür. Eine Frau steckte den Kopf durch den Türspalt.
    »Bist du Bücherei?«
    Henning hielt ihr den Ausweis hin.
    »Wir sind vom Bücherbus!«, fluchte Per hinter Hennings Rücken. Er hatte sich schon mit dem Infrarot am Türknauf zu schaffen gemacht.
    »Wann hast du deine Nachbarin zuletzt gesehen?«
    »Na, sie ist in Kroatien. Habe ich schon Kollegin gesagt.«
    »Gut, wir schauen mal rein. Kann etwas laut werden.«
    Per sah auf und schüttelte den Kopf. Das hieß, dass keiner der Fingerabdrücke aus der Akte an der Tür war. »Ich geh so lange runter und rauche.«
    Der Schlosser nahm sich die Tür vor. Nachdem er eine halbe Minute lang mit der Bohrmaschine am Schloss herumgekratzt hatte, wurde ihm klar, dass dies nicht sein Lieblingsarbeitstag werden würde. »Ich hole die Fräse. Wenn alle Schlösser auf deiner Liste aus dieser Legierung sind, dann gute Nacht.«
    Kurz darauf konnte es weitergehen. Der Schlosser erklärte, dass er das eigentlich gar nicht dürfe. Die Fräse müsse fest montiert sein. Wenn er mit dem Ding abrutsche, dann gute Nacht. »Die reißt dir das Gesicht weg.«
    »Wieso mir?«, fragte sich Henning und ging so lange runter und rauchte. Eine Viertelstunde später stand fest, dass sie mit einem Durchschnittsverbrauch von zwei Fräsköpfen pro Tür zu rechnen hatten. Sie würden alle Türen ersetzen müssen. Diese hier

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